Behandelter Abschnitt Hes 28,1-5
Einleitung
In den Kapiteln Hesekiel 26-27 geht es um die Stadt Tyrus. In Hesekiel 28 geht es um den Fürsten von Tyrus. Äußerlich betrachtet hat Tyrus einen Fürsten, der die Stadt führt, aber hinter diesem Mann steht eine dämonische Macht, die ihn inspiriert. Es besteht eine enge Beziehung zwischen dem Fürsten und dieser dämonischen Macht. Der Fürst ist der sichtbare Vertreter dieser dämonischen Macht, die als Gottheit verehrt wird.
Wir sehen die Kombination eines menschlichen Fürsten mit einer dämonischen Macht hinter ihm, die ihn führt, auch beim König von Babel. Die dämonische Macht hinter dem König von Babel ist Satan selbst (Jes 14,12-15). Ein anderes, noch zukünftiges Beispiel ist das Tier, der Diktator Europas im Buch der Offenbarung, der von Satan geführt wird (Off 13,1-9). Hinter einem irdischen Fürsten, der keine Rücksicht auf Gott nimmt, erhebt sich eine dämonische Macht.
Verse 1–5 | Der Stolz des Fürsten von Tyrus
1 Und das Wort des HERRN erging an mich, indem er sprach: 2 Menschensohn, sprich zum Fürsten von Tyrus: So spricht der Herr, HERR: Weil dein Herz sich erhebt und du sprichst: „Ich bin ein Gott, ich sitze auf einem Gottessitz im Herzen der Meere!“, da du doch ein Mensch bist und nicht Gott, und deinen Sinn dem Sinn Gottes gleichstellst. 3 Siehe, du bist weiser als Daniel, nichts Verborgenes ist dunkel für dich. 4 Durch deine Weisheit und durch deinen Verstand hast du dir Reichtum erworben und hast Gold und Silber in deine Schatzkammern geschafft. 5 Durch die Größe deiner Weisheit hast du mit deinem Handel deinen Reichtum vermehrt, und dein Herz hat sich wegen deines Reichtums erhoben –
Das Wort des HERRN ergeht an Hesekiel (Vers 1). Er soll das Wort des HERRN zum Fürsten von Tyrus reden (Vers 2). Gott ergründet das Herz dieses Mannes und sieht, dass darin der schlimmste Stolz von Tyrus steckt. Er ist die Personifizierung der Stadt. Er treibt seinen Stolz damit auf die Spitze, indem er von sich selbst sagt, dass er Gott ist und dass er als Gott den Welthandel beherrscht. Er wähnt sich in seiner Inselstadt wie in einem Götterhaus auf einem Götterberg, unantastbar für die Menschen und vollkommen sicher.
Gott erinnert ihn daran, dass er nichts weiter als ein Mensch und nicht Gott ist. Trotzdem ist er so hochmütig, dass er seinen Sinn mit Gottes Sinn gleichstellt. Er nimmt in seinem Stolz den Platz Gottes ein und denkt, er könne unabhängig handeln. Er ist völlig selbstzufrieden und selbstgefällig. Selbstgefälligkeit ist die typische Sünde der Großen der Erde, die in dem Menschen der Sünde, dem Antichristen, ihre höchste Entfaltung haben wird (2Thes 2,3-8).
Es ist bemerkenswert, dass Gott über den Fürsten von Tyrus sagt, er sei ein besonders weiser Mann, sogar weiser als Daniel (Vers 3; Dan 1,20; 5,11.12.14). Der Fürst von Tyrus gibt nicht vor, weise zu sein; er ist weise. Gott hat ihn mit dieser besonderen Weisheit ausgestattet. Nur hat er diese Weisheit nicht in der Art von Daniel eingesetzt. Er hat seine außergewöhnlichen Fähigkeiten zu seiner eigenen Ehre und seinem Ruhm eingesetzt, ohne einen Gedanken an Demut in dem Wissen, dass Gott ihm diese Weisheit gegeben hat.
Der Fürst von Tyrus nutzte die ihm gewährte Weisheit, um selbstsüchtige Ziele zu verfolgen (Vers 4). Er nutzte seine Weisheit und Einsicht, um seinen Reichtum zu mehren, sich Reichtümer anzueignen und seine Schatzkammern mit Gold und Silber zu füllen. Indem er klug handelte, vermehrte er seinen Reichtum (Vers 5). Aber mit der Vermehrung seines Reichtums hat auch sein Stolz zugenommen. Sein Reichtum hat ihn durch und durch korrumpiert. In seinen Geschäften ist er nicht nur klug, sondern auch unehrlich gewesen (Vers 18). Diejenigen, die abseits von Gott handeln, denken nur an sich selbst und werden immer mit Lug und Trug operieren.