Behandelter Abschnitt Hes 27,26-36
Verse 26–36 | Der Schiffbruch
26 Deine Ruderer führten dich auf großen Wassern; der Ostwind zerschellte dich im Herzen der Meere. 27 Deine Güter und deine Waren, deine Taus- chwaren, deine Seeleute und deine Steuermänner, die Ausbesserer deiner Lecks und die deine Waren eintauschten, und alle deine Kriegsleute, die in dir sind, samt deiner ganzen Schar, die in deiner Mitte ist, werden ins Herz der Meere fallen am Tag deines Sturzes. 28 Vom Getöse des Geschreis deiner Steuermänner werden die Fluren erbeben. 29 Und alle, die das Ruder führen, die Seeleute, alle Steuermänner des Meeres, werden aus ihren Schiffen steigen, werden ans Land treten. 30 Und sie werden ihre Stimme über dich hören lassen und bitterlich schreien; und sie werden Staub auf ihre Häupter werfen [und] sich in der Asche wälzen. 31 Und sie werden sich deinetwegen kahl scheren und sich Sacktuch umgürten und werden deinetwegen weinen mit Betrübnis der Seele in bitterer Klage. 32 Und in ihrem Jammern werden sie ein Klagelied über dich erheben und über dich klagen: Wer ist wie Tyrus, wie die Vernichtete inmitten des Meeres! 33 Als deine Waren aus den Meeren hervorgingen, hast du viele Völker gesättigt; mit der Menge deiner Güter und deiner Waren hast du die Könige der Erde bereichert. 34 Jetzt, da du von den Meeren weg zerschellt bist in den Tiefen der Wasser und deine Waren und deine ganze Schar in deiner Mitte gefallen sind, 35 entsetzen sich alle Bewohner der Inseln über dich, und ihre Könige schaudern, ihre Angesichter zittern; 36 die Händler unter den Völkern zischen über dich. Ein Schrecken bist du geworden und bist dahin in Ewigkeit!
In diesen Versen benutzt der HERR auch das Bild des Schiffes für Tyrus, um das Gericht über sie darzustellen. Der Untergang von Tyrus wird durch einen Schiffsuntergang dargestellt, der durch einen Ostwind verursacht wird (Vers 26). Der Ostwind ist ein Bild für Nebukadnezar, der kommt, um Tyrus zu zerstören. Der Kontrast in diesem Vers ist auffallend: Der erste Teil beschreibt die großen Fähigkeiten der Ruderer von Tyrus. Im zweiten Teil sehen wir, wie Gottes Hand über Tyrus kommt, um es zu richten und es mitten ins Herz seines Stolzes zu treffen.
Mit dem Schiffbruch werden das Schiff und seine gesamte Ladung untergehen (Vers 27). Es wird Verzweiflung herrschen unter all denen, die auf dem Schiff für den Wohlstand von Tyrus arbeiteten (Verse 28–34). Es wird Bestürzung herrschen unter allen, die mit ihr Handel trieben (Vers 35), während die Konkurrenten ihre Abscheu mit Schadenfreude zeigen werden (Vers 36).
Die Weisen von Tyrus (Vers 8), die das Schiff steuerten, konnten den Schiffbruch nicht verhindern. Nur Gott kann Weisheit geben, um durch dieses Leben zu gehen, ohne Schiffbruch zu erleiden. In einem geistlichen Sinn können Christen in Bezug auf ihren Glauben Schiffbruch erleiden, wenn sie ein gutes Gewissen ablehnen (1Tim 1,19; Apg 24,16).
Der Glaube erleidet Schiffbruch, wenn der materielle Wohlstand von uns Besitz ergreift und wir unser Gewissen zum Schweigen bringen. Wirtschaftliches Wachstum ist auch heute das höchste Ziel im Leben unzähliger Menschen. Das führt zu einem Leben der Unabhängigkeit von Gott, was im Grunde Stolz ist. Und „Stolz geht dem Sturz, und Hochmut dem Fall voraus“ (Spr 16,18).