Behandelter Abschnitt Jes 66,1-4
Einleitung
Das abschließende Kapitel vom Buch Jesaja ist zugleich Höhepunkt und Zusammenfassung der Prophezeiungen Jesajas. Der erste Teil dieses Kapitels ist eine Fortsetzung der herrlichen Vision von der Zukunft aus dem vorherigen Kapitel. Der große Anknüpfungspunkt an das vorhergehende Kapitel ist jedoch der Kontrast zwischen dem wahren und treuen Knecht Gottes und dem abtrünnigen und weltlichen Charakter der Mehrheit des Volkes.
Gegen diese und ihre Ideen, einen Tempel in Jerusalem zu errichten, protestiert Gott. Es gibt Formen des Opferdienstes, die der HERR hasst. Eine Form ist der Götzendienst, bei dem den Götzen geopfert wird. Die andere Form ist die, in der die Menschen zu Ihm kommen, aber mit unwahrhaftigen, heuchlerischen Herzen oder aus Routine und aus nichts mehr als Tradition.
Verse 1–4 | Verwerflicher Tempeldienst
1 So spricht der HERR: Der Himmel ist mein Thron, und die Erde der Schemel meiner Füße. Wo ist das Haus, das ihr mir bauen könntet, und wo der Ort zu meiner Ruhestätte? 2 Hat doch meine Hand dies alles gemacht, und dies alles ist geworden, spricht der HERR. Aber auf diesen will ich blicken: auf den Elenden und den, der zerschlagenen Geistes ist und der da zittert vor meinem Wort. 3 Wer ein Rind schlachtet, erschlägt einen Menschen; wer ein Schaf opfert, bricht einem Hund das Genick; wer Speisopfer opfert, es ist Schweinsblut; wer Weihrauch als Gedächtnisopfer darbringt, preist einen Götzen. So wie diese ihre Wege erwählt haben und ihre Seele Gefallen hat an ihren Scheusalen, 4 ebenso werde ich ihre Missgeschicke erwählen und ihre Schrecknisse über sie bringen; weil ich gerufen habe und niemand geantwortet hat, geredet und sie nicht gehört, sondern getan haben, was böse ist in meinen Augen, und das erwählten, woran ich kein Gefallen habe.
Als Schöpfer von Himmel und Erde braucht Er niemanden, der Ihm ein Haus baut (Vers 1). Er sucht nicht nach Leuten, die nur ein schönes Gebäude wollen. In der Endzeit werden die ungläubigen Juden den Tempel wieder aufbauen. Dort wird der Antichrist ein Bild des Tieres aufstellen. Es werden wieder Tieropfer dargebracht und religiöse Feste gefeiert im dann wieder aufgebauten Tempel in Jerusalem. Dies geschieht alles unter dem Schutz eines Bündnisses mit dem wiederhergestellten Römischen Reich, den vereinigten Staaten Europas. Aber der HERR legt keinen Wert auf diese äußerliche Form des Dienstes.
Auch heute gibt es Menschen, die sich nur für Äußerlichkeiten interessieren. Wenn ein Volk kommt, das Ihn nicht liebt, sagt ein Tempel Ihm nichts (vgl. Jer 7,4). In diesem Sinn spricht auch Stephanus in seiner Rede vor dem Synedrium, um ihnen deutlich zu machen, dass sie das Symbol des Tempels über die Wirklichkeit einer Beziehung mit Gott gestellt haben (Apg 7,44-54). Somit stellen sie Religion über Beziehung.
Wonach der HERR sucht, ist ein zerschlagener Geist und ein zittern vor seinem Wort (Vers 2). Von denen dies nicht gesagt werden kann, erwartet Er keine Aktion zum Bau des Tempels oder dass sie kommen, um Opfer darzubringen. Mit vernichtendem Urteil macht der HERR deutlich, dass die Opfer der heuchlerischen Anbeter wie das Begehen grober Ungerechtigkeiten vor Ihm sind (Vers 3).
So ist das Schlachten eines Rindes, während sie ein unwahrhaftiges Herz haben, vor Ihm gleichbedeutend mit dem Töten eines Menschen. Ebenso ist das Opfern eines Lammes oder eines Speisopfers ohne Demut vor Ihm gleichbedeutend wie das Bringen eines unreinen Tieres wie ein Hund oder ein Schwein. Die Huldigung, die sie meinen Ihm damit zu bringen, bedeutet für Ihn, dass sie einen Götzen preisen.
Sie haben sich dafür entschieden, dem Weg der Heiden zu folgen mit all ihren Gräueln. Darauf antwortet der HERR, dass Er „ihre Missgeschicke erwählen und ihre Schrecknisse über sie bringen“ wird. Er tut dies, weil sie nicht antworteten, als Er rief, und sie sich weigerten, auf seine Worte zu hören, sondern das erwählten, was böse in den Augen Gottes ist (Vers 4).
In der Zeit nach der Entrückung der Gemeinde und vor dem Kommen Christi auf die Erde wird der gläubige Überrest Israels wieder das Evangelium des Reiches verkünden (Mt 24,14), sowohl dem Volk als auch der ganzen Welt. Aber selbst dann weigert sich die Masse des Volkes, Buße zu tun.