Behandelter Abschnitt 1Pet 3,19-20
1Pet 3,19.20: … in dem er auch hinging und predigte den Geistern, die im Gefängnis sind, die einst ungehorsam waren, als die Langmut Gottes harrte in den Tagen Noahs, während die Arche zugerichtet wurde, in die wenige, das ist acht Seelen, eingingen und durch Wasser gerettet wurden, …
Diese Stelle hat schon manchem Leser der Bibel Schwierigkeit gemacht; allein sie erscheint einfach, sobald man die Absicht des Geistes Gottes versteht. Die Juden erwarteten einen leiblich gegenwärtigen Messias. Dieser Messias sollte das Volk befreien und es auf die höchste Stufe irdischer Herrlichkeit erheben. Der Messias war jedoch, wie wir wissen, nicht in dieser Weise anwesend. Deswegen hatten die gläubigen Juden vonseiten der Ungläubigen wegen ihres Vertrauens auf einen Messias, der nicht leiblich anwesend war und keine Befreiung für das Volk bewirkt hatte, Spott und Hass zu erdulden. Die Gläubigen besaßen die Errettung der Seele und kannten Jesus im Himmel, aber die Ungläubigen kümmerten sich um diese Tatsachen nicht. Der Apostel erinnert deshalb an das, was sich einst zur Zeit Noahs zugetragen hat, als er Zeugnis abgegeben hatte. Die gläubigen Juden waren gering an Zahl und sie besaßen Christus nur nach dem Geist. Durch die Kraft dieses Geistes war Christus von den Toten auferweckt worden. In der Kraft desselben Geistes war Er hingegangen, ohne körperlich anwesend zu sein, um in Noah zu predigen.
Aber genauso wie in den Tagen des Apostels die Juden, so war auch damals die Welt ungehorsam gewesen.
Und genauso wie die Gläubigen jetzt nur eine kleine Herde ausmachten, so waren auch zu jener Zeit nur acht Personen gerettet worden.
Und genauso wie die Geduld Gottes jetzt hinsichtlich des jüdischen Volkes abwartete, hat sie es damals getan.
Die Geister der Ungehorsamen damals aber befanden sich jetzt im Gefängnis, weil sie Christus, der durch seinen Geist in Noah anwesend gewesen war, nicht gehorcht hatten. Das Ergebnis sollte in ihrem Fall dasselbe sein, und genauso ist es auch tatsächlich gewesen.
Diese Erklärung (die den Vorzug hat vor der anderen, dass nämlich der Geist Christi im Hades den Seelen, die seit der Sintflut dort aufbewahrt werden, gepredigt habe) wird bestätigt durch 1. Mose 6,3, wo wir lesen: „Mein Geist soll nicht ewiglich mit dem Menschen rechten, sondern seine Tage seien 120 Jahre.“ Das will sagen: Der Geist des Herrn sollte in dem Zeugnis Noahs 120 Jahre lang rechten und nicht länger. Wäre es nicht verwunderlich, wenn sich der Herr allein mit diesen Menschen (denn nur von ihnen ist hier die Rede) nach ihrem Tod im Zeugnis auseinandergesetzt haben sollte? Zudem ist es beachtenswert, dass wir uns nur einer bekannten Redewendung des Petrus bedienen, wenn wir den Ausdruck „Er ist im Geist hingegangen“ auf den Geist Christi in Noah beziehen; denn schon im ersten Kapitel unseres Briefes spricht der Apostel „von dem Geist Christi, der in den Propheten war“.
Die Geister jener Ungehorsamen sind also im Gefängnis, weil sie auf den Geist Christi in Noah nicht hörten (vgl. 2Pet 2,5-9).