Phil 3,17: Seid zusammen meine Nachahmer, Brüder, und hin auf die, sie so wandeln, wie ihr uns zum Vorbild habt.
Doch der Apostel war ihr Vorbild und das wollte viel sagen. Warum heißt es hier nicht, dass Jesus ihr Vorbild war? Warum Paulus? Solange Jesus hier auf der Erde lebte, konnte die besondere Kraft dieses Auferstehungslebens nicht in der gleichen Weise offenbart werden. Dazu kam, dass Christus auf der Erde in dem Bewusstsein dessen, was Er bei dem Vater vor Grundlegung der Welt war, seinen Weg gehen. Darum, obwohl Er für die vor Ihm liegende Freude litt, obwohl sein Leben das vollkommene Muster des himmlischen Menschen war, wurde in Ihm doch eine Ruhe, eine Gemeinschaft mit dem Vater gefunden, die einen ganz besonderen Charakter trug. Nichtsdestoweniger ist es lehrreich für uns, weil der Vater uns liebt, wie Er Jesus liebte, und weil auch Jesus uns liebt, wie der Vater Ihn geliebt hat. Bei Ihm war es nicht die Energie eines Menschen, der in der Rennbahn laufen muss, um etwas zu erreichen, das er noch nie vorher besessen hat: Er redete von dem, was Er wusste, und gab Zeugnis von dem, was Er gesehen hatte, von dem, was Er aus Liebe zu uns verlassen hatte – Er, „der Sohn des Menschen, der im Himmel ist“.
Johannes geht mehr auf diesen Charakter Christi – wie er hier auf der Erde war – ein. Daher finden wir in seinem ersten Brief mehr von dem, was Er in seiner Natur und in seinem Charakter ist, als von dem, was wir mit Ihm in der Herrlichkeit sein werden.
Petrus baut zwar auf denselben Grund wie die anderen, wartet aber doch auf das, was geoffenbart werden soll. Seine Wanderschaft auf der Erde geht wohl dem Himmel zu, um einen dort aufbewahrten Schatz zu erlangen, der in der letzten Zeit offenbart werden soll. Aber es steht doch mehr in Verbindung mit dem, was schon offenbart worden war. Von seinem Gesichtspunkt aus erschien der Morgenstern, von dem Paulus erfüllt war, nur an dem äußersten Horizont. Für ihn war das praktische Leben das Leben Jesu unter den Juden. Er konnte nicht mit Paulus sagen: „Seid meine Nachahmer.“ Die Wirkung der Offenbarung der himmlischen Herrlichkeit Christi zwischen seiner Himmelfahrt und seiner Wiederkehr sowie des Einsseins aller Christen mit Ihm im Himmel, trat nur in dem Mann völlig hervor, der sie empfing – nämlich Paulus, so wie in Apostelgeschichte 9 zu lesen. Paulus war dieser Offenbarung durch die Gnade treu. Und ohne einen anderen Gegenstand, der seine Schritte geleitet oder sein Herz in Anspruch genommen hätte, stellt er sich selbst als ein Vorbild hin. Er folgte Christus wirklich nach, aber die Form seines Lebens war durch die Art und Weise, in der Gott ihn berufen hatte, eine besondere. Und genauso sollten die Christen leben, die diese Offenbarung besitzen. Dementsprechend spricht Paulus auch von einer ihm anvertrauten Verwaltung (Kol 1,25; Eph 3,2). Nicht dass er die Augen der Philipper von Christus hätte abwenden wollen. Er besteht vielmehr darauf, dass sie unverrückt ihre Blicke auf Ihn gerichtet halten. Das war es ja gerade, was ihn kennzeichnete, und hierin stellt er sich selbst als Vorbild hin. Aber der Charakter dieses Schauens auf Jesus war ein besonderer. Nicht ein auf der Erde gekannter Christus war der Gegenstand dieses Schauens, sondern ein verherrlichter Christus, den er im Himmel gesehen hatte. Stets diesem Ziele nachzujagen, bildete den Charakter seines Lebens. In gleicher Weise bildet dieselbe Herrlichkeit Christi, als ein Zeugnis für die Einführung der göttlichen Gerechtigkeit und für die Stellung der Versammlung, die Grundlage seiner Lehre. Deshalb konnte er sagen: „Seid meine Nachahmer.“ Sein Blick war stets auf den himmlischen Christus gerichtet, der vor seinen Augen geleuchtet hatte (in Apg 9) und jetzt vor seinem Glauben leuchtete.
Behandelter Abschnitt Phil 3,17-19
Phil 3,17-19: 17 Seid zusammen meine Nachahmer, Brüder, und seht hin auf die, die so wandeln, wie ihr uns zum Vorbild habt. 18 Denn viele wandeln, von denen ich euch oft gesagt habe, nun aber auch mit Weinen sage, dass sie die Feinde des Kreuzes des Christus sind: 19 deren Ende Verderben, deren Gott der Bauch und deren Ehre in ihrer Schande ist, die auf das Irdische sinnen.
„Seid zusammen meine Nachahmer“, sagt der Apostel und stellt sich damit auf bemerkenswerte Weise zum Vorbild der Heiligen hin. Er zeigt den Gegensatz zwischen denen, deren „Bürgertum in den Himmeln ist“, und denen, „die auf das Irdische sinnen“. Das Ende derer, die auf das Irdische sinnen, ist das Verderben; sie sind Feinde des Christentums. Hier handelt es sich nicht um den Besitz von mehr oder weniger Licht, sondern um solche, deren Sinn auf das Irdische gerichtet ist und nicht auf Christus in der Herrlichkeit. Man kann seinen Sinn nicht zu gleicher Zeit auf das Irdische und auf Christus richten; „die Freundschaft der Welt“, sagt Jakobus, „ist Feindschaft gegen Gott“ (Jak 4,4). „Alles, was in der Welt ist …, ist nicht von dem Vater“ (1Joh 2,16). Die Kinder sind vom Vater. Als ich erweckt wurde, wunderte ich mich sehr darüber, dass im Wort Gottes so viel von der Welt die Rede war; nachdem ich aber mit anderen Christen Umgang hatte, sah ich bald, wie sehr die Welt sie stets zurückzog und ihre Herzen fort und fort reizte.
Die, die auf das Irdische sinnen, sind „Feinde des Kreuzes des Christus“, so sprach der Apostel mit Weinen. Was war das Kreuz? Es hatte dies alles verurteilt. Der Sohn Gottes ist die Quelle, die Wurzel, die Pflanze, aus der alle Herrlichkeit hervorsprießen sollte. Er hat in dieser Welt nur das Kreuz gefunden. Und was ist die Welt? Sie wollte Christus um keinen Preis haben, und deshalb habe ich als Christ nichts mehr mit ihr zu schaffen. „Die Welt sieht mich nicht mehr“, sagte der Herr (Joh 14,19). Der Heilige Geist ist nicht gekommen, um gesehen zu werden; „die Welt kann ihn nicht empfangen, weil sie ihn nicht sieht noch ihn kennt. Ihr kennt Ihn; denn er bleibt bei euch und wird in euch sein“ (Joh 14,17). Auf diese Weise kennen wir den Heiligen Geist.
Das Gute und das Böse begegnen sich auf dem Kreuz; dort wurde die Frage zwischen beiden entschieden. Jetzt handelt es sich für jeden darum, ob er sich zu der Welt hält, die Christus verworfen hat, oder zu Christus, den die Welt verworfen hat. Nichts ist dem Kreuz zu vergleichen: Es ist sowohl die Gerechtigkeit Gottes gegen die Sünde als auch seine Gerechtigkeit im Vergeben der Sünde. Das Kreuz ist das Ende der Welt des Gerichts und der Anfang der Welt des Lebens; es ist das Werk, das die Sünde hinweggenommen hat und zugleich die größte Sünde, die begangen worden ist. Je mehr wir das Kreuz betrachten, umso mehr erkennen wir, dass es der große Wendepunkt von allem ist. Darum: Wer sich zur Welt hält, ist ein Feind des Kreuzes Christi. Als Christen haben wir darauf zu achten, dass nicht etwa der eitle Tand dieser Welt einen Schleier über unsere Herzen wirft, der uns hindert zu sehen. Wenn ich die Ehre der Welt, die Christus gekreuzigt hat, annehme, so ist meine Ehre in meiner Schande. Wo ist unsere Heimat? Im Haus unseres Vaters, nicht in der traurigen Wüste, die wir durchwandern müssen, um dorthin zu gelangen.
Im zweiten Kapitel haben wir die Sanftmut des Wandels gesehen; hier erblicken wir die Macht und Energie, die von einer Welt befreit, die uns hindern möchte, Christus ähnlich zu sein.