Behandelter Abschnitt Joh 17,20-23
Die Christen als Familie Gottes
Verse 20-23. Er bittet auch für jene, die durch ihr Wort an Ihn glauben würden. Doch diese Bitte unterscheidet sich von jener, die Er für die Apostel geäussert hat, obwohl sie von ihr abhängig ist. Für die Glaubenden erbat Er ein Einssein, das jener Einheit entsprach, die zwischen dem Vater und dem Sohn bei der Erfüllung des Erlösungswerks bestand: dieselben Gedanken, dieselben Ratschlüsse, dieselbe Wahrheit. Der Sohn erfüllte die Gedanken des Vaters, weil Er der Natur nach völlig eins mit Ihm war.
Sie sollten durch die einigende Kraft des Heiligen Geistes im Werk des Zeugnisses vollkommen einmütig handeln. Zwischen den Gedanken, den Ratschlüssen, dem Willen des Vaters und dem Zeugnis und dem Gehorsam des Sohnes gab es keine einzige Abweichung. Durch die Gnade wurden die Jünger, einzeln und zusammen, zu Treuhändern des Zeugnisses der Offenbarung des Vaters im Sohn.
Zudem war es ihre Aufgabe, das Wort des Vaters, das ihnen anvertraut worden war, an andere weiterzugeben. Sie wurden die Überbringer dieser Wahrheiten. Die anderen, für die der Herr nun bittet, empfingen ihr Zeugnis und traten so in die Gemeinschaft mit jenen ein, die bereits in der Einheit dieser Gnade standen (vgl. 1Joh 1,1-4). Sie genossen all das, was die Apostel von ihrem verwalteten Gut Weitergaben. Der Herr bittet darum, dass sie eins seien, und zwar mit den Aposteln, mit dem Vater und mit dem Sohn.
Die Grundlage der Einheit ist immer der im Sohn offenbarte Vater. Nun gab ihnen diese Offenbarung einen himmlischen Gegenstand, einen einzigen Gegenstand nur, der die Zuneigungen des Herzens völlig gefangen nimmt und so den Einfluss der irdischen Dinge zerstört. Wie leicht hätte dieses Irdische - ihre soziale oder nationale Stellung, und was noch schwieriger war, ihre religiöse Stellung - zu einer Trennung unter ihnen führen können. Sie waren Christen, Söhne des Vaters, verbunden mit Christus. Ihr Vaterland war der Himmel. Als Pilger und Fremde hier auf der Erde brachten sie klar zum Ausdruck, dass sie ihr himmlisches Heimatland suchten. Darin waren sie notwendigerweise eins; eins in ihrem Ursprung, eins in ihrem Ziel, und das mit Christus selbst, dem Sohn des Vaters.
Der, der heiligt, und die, die geheiligt werden, sind alle von einem (vgl. Heb 2,11). Sie bildeten einen Teil der Gruppe, zu der der Heiland gesagt hatte: «Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater und meinem Gott und eurem Gott.» In dieser geistlichen Stellung waren sie eins im Vater und im Sohn, die wiederum eins in ihnen waren. So lebten alle zusammen in dieser Gemeinschaft. Deshalb lesen wir in 1. Johannes 1,3: «Damit auch ihr mit uns Gemeinschaft habt; und zwar ist unsere Gemeinschaft mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus.» Dann haben wir auch Gemeinschaft untereinander.
Weil sie nun als Christen zur Erkenntnis des Vaters im Sohn gebracht worden sind, sind die Motive, die die Welt beherrschen und regieren, verschwunden: «Und wie der Himmlische, so sind auch die Himmlischen» (1Kor 15,48). In diesem Fall spricht Johannes nie von den Unbeständigkeiten in unserem Wandel. Auch der Herr Jesus tut das nicht, sondern Er spricht von der Sache an sich.
Die Welt würde in Kürze diese Einheit, die nicht durch die Leitmotive dieser Welt regiert wird, sehen (vgl. Apg 2 und 4) - ein klares Zeugnis für die Offenbarung des Vaters im Sohn. Es war das Zeugnis, dass der Vater den Sohn in die Welt gesandt hatte. Es sollte ein Volk sichtbar werden, das durch eine Kraft gebildet wurde, die ganz und gar nicht von der Welt war. Diese Kraft beseitigte alle menschlichen Schranken und gab ihnen ein Herz und eine Seele. So wurden sie zu unabweisbaren Zeugen dessen, was sie in Wirklichkeit beherrschte. So sind Christen durch das Wort des Vaters geleitet. Sie sind dem Einfluss dieses Wortes unterworfen und leben durch das Wort.
Beachten wir, dass es hier nicht um die Einheit der Versammlung geht. Johannes spricht niemals davon. Es geht hier um die Einheit der Familie Gottes. Wir haben hier nicht die Ratschlüsse Gottes, sondern die Wirksamkeit und Verwirklichung der Offenbarung des Vaters im Sohn, den Er zu diesem Zweck gesandt hat. Doch in allem sind sie mit Christus einsgemacht.
Die dritte Einheit ist in der Herrlichkeit. Die erste wird durch die folgenden Worte ausgedrückt: «wie wir» (V 11), die zweite durch «in uns eins» (V 21) und die dritte durch «wie wir eins sind» (V 22) und durch «ich in ihnen und du in mir» (V 23). So ist alles in einem erfüllt und zur Vollkommenheit gebracht. Dies ist hier das Ergebnis in Herrlichkeit.
Wir haben gesehen, dass die Lehre dieses Kapitels - ja, sogar das ewige Leben - die Erkenntnis des Vaters und des Sohnes ist, der vom Vater ausgesandt wurde. Nun wird dies in der Herrlichkeit zur Vollendung gebracht. Zuerst finden wir Christus, einen Menschen, der Sohn Gottes, in der Herrlichkeit. Er ist die Quelle der Heiligung der Seinen - der Apostel und der Glaubenden -, die durch diese Erkenntnis im Geist in die Stellung eingeführt werden, in der Christus war.
Zweitens wird diese Beziehung der Vereinigung mit Christus in die Herrlichkeit vor den Vater verlegt. Nicht wie jetzt, wo sie durch den Glauben verwirklicht wird, sondern die Glaubenden selbst werden in dieser Herrlichkeit umgestaltet. Es ist eine Einheit, vollkommen in Wesen, Gedanken und Zustand - «wie wir eins sind». Christus ist in ihnen, so dass ihre Stellung völlig verwirklicht ist. Und der Vater ist in Christus, so dass die geistliche Verbindung, die wir durch das ganze Kapitel hindurch gesehen haben - der Vater, offenbart im Sohn, und Christus, offenbart in den Aposteln und den Glaubenden - nicht nur geistlicherweise gekannt ist, sondern auch in der Herrlichkeit verwirklicht wird.
Beachten wir hier etwas Wichtiges und Eindrückliches. Die drei Einheiten beziehen sich auf die Welt. Erstens wurde das Wort Gottes den Aposteln anvertraut. Sie waren gemeinsame Verwalter der Wahrheit, und die Welt hasste sie (V. 11-14). Zweitens haben wir die Einheit der Gemeinschaft, damit die Welt glaube (V 21), wenn sie die Wirksamkeit und die Kraft des gegenwärtigen Zeugnisses sieht.
Drittens werden die Apostel und die Glaubenden zu Teilhabern der Herrlichkeit, die dem Sohn als Mensch gegeben worden ist: Er in ihnen und der Vater in Ihm. Die Gesamtheit dieser Gedanken unendlicher Gnade, die den Vater, den Sohn als Mensch und die Gläubigen vereint, wird in Herrlichkeit offenbart, damit die Welt wisse (nicht glaube), dass der Sohn vom Vater ausgesandt worden ist, und dass der Vater die Gläubigen genauso liebt wie den Sohn.
Der Beweis davon wird dann erbracht werden, wenn der Sohn in Herrlichkeit offenbart wird und die Gläubigen in derselben Herrlichkeit wie Er gesehen werden. Dies wird die sichtbare Erfüllung der Lehre der wunderbaren Wahrheit sein, mit der sich dieses Kapitel beschäftigt: der Vater im Sohn als Mensch, und die Gläubigen verherrlicht in Ihm. Ob es nun um den Schauplatz des Zeugnisses oder um die Herrlichkeit geht, es ist immer die Welt, die vor unseren Augen ist.