Behandelter Abschnitt Joh 13,2-20
Die Fusswaschung
Verse 2-20. Jesus steht vom Abendessen auf und legt seine Oberkleider ab; Er nimmt ein leinenes Tuch und umgürtet sich damit. Dann giesst Er Wasser in ein Waschbecken und beginnt, die Füsse seiner Jünger zu waschen und sie mit dem Tuch, mit dem Er umgürtet war, abzutrocknen. Er ist immer ein Diener und tut den Dienst eines Sklaven. Wunderbare Wahrheit und unendliche Gnade, dass es dem Sohn des Höchsten, indem Er sich bis zu uns erniedrigt, in seiner Liebe zu uns gefällt, uns für den Genuss der Gegenwart und der Herrlichkeit Gottes passend zu machen! Er nahm den Platz eines Dieners ein, um dieses Werk der Liebe zu vollbringen, und seine Liebe gibt dies niemals auf (auch in der Herrlichkeit nicht - Lk 12,37). Er ist Knecht in Ewigkeit, denn die Liebe dient gern.
Petrus äussert hier seine eigenen, natürlichen Gefühle, indem er sich strikt weigert, sich vom Herrn die Füsse waschen zu lassen. Dadurch gibt Er dem Herrn, wie so oft, die Gelegenheit, uns die Gedanken Gottes zu offenbaren. Die Antwort von Jesus enthüllt die geistliche Bedeutung dessen, was Er tat. Diese Bedeutung konnte Petrus jetzt noch nicht verstehen, aber später würde er sie verstehen, denn der Heilige Geist würde ihnen all dieses verständlich machen.
Man musste vom Herrn gewaschen sein, um Teil mit Ihm zu haben. Dies war der Schlüssel für alles, was getan wurde. Der Herr Jesus konnte nicht länger Teil mit seinen Jüngern hier auf der Erde haben, und die Jünger konnten auch kein Teil mit Ihm vor Gott haben, zu dem Er ging - ausser sie waren von Ihm gewaschen. Es musste eine Reinheit vorhanden sein, die der Gegenwart und dem Haus Gottes angepasst war. Darauf verlangte Petrus in seiner spontanen Weise, dass der Herr auch seine Hände und seinen Kopf waschen sollte. Und der Meister erklärte ihm die Bedeutung dessen, was Er tat.
Das Wasser der Reinigung
Beachten wir, dass es hier um das Wasser und nicht um das Blut geht - so nötig das Blut des Erlösers auch ist. Es geht um Reinheit und nicht um Sühnung. Beachten wir weiter, dass die Schrift hier zwei Begriffe verwendet, die nicht verwechselt werden dürfen. Der eine bedeutet, den ganzen Körper zu waschen, also zu baden; der andere meint, die Hände, die Füsse oder sonst etwas Kleines zu waschen. Das Wasser selbst bedeutet bildlich die Reinigung durch das Wort, wie es in der Kraft des Geistes angewandt wird.
Wenn jemand «aus Wasser» geboren ist, dann ist der ganze Körper gewaschen. Es findet eine Reinigung der Gedanken und Handlungen statt, und zwar durch etwas, das das Herz bildet und regiert. Dies sind die göttlichen Gedanken in Christus, das Leben und die Wesenszüge des neuen Menschen, die Annahme von Christus durch das Wort. Er hatte Worte ewigen Lebens. Dieses ewige Leben drückte sich aus und wurde übermittelt in seinen Worten, und zwar dort, wo die Gnade handelte, denn seine Worte waren Geist und Leben. Alle Jünger ausser dem, der Ihn verraten sollte, hatten seine Worte empfangen.
Obwohl sie auf diese Weise durch die Worte des Herrn gewaschen, bekehrt und wahrhaft gereinigt waren, mussten sie ihren Weg noch in einer verschmutzten Welt gehen, wo sie tatsächlich ihre Füsse beschmutzen konnten. Diese Verschmutzung passt aber nicht zum Haus Gottes. Deshalb findet die Liebe des Herrn das Heilmittel, das sofort angewendet werden kann, wenn man sich verunreinigt hat. Der Herr Jesus wäscht ihre Füsse, denn Er möchte alles tun, damit sie den Segen geniessen können. In jenen Ländern gehörte diese Handlung zum Dienst eines Sklaven. Sie war sowohl der erste und beständige Ausdruck von Gastfreundschaft als auch der dazu gehörenden aufmerksamen Fürsorge (vgl. 1. Mose 18,4; Lk 7,44).
Mit dieser Fusswaschung ist die Wahrheit verknüpft, dass die Bekehrung nicht wiederholt werden muss. Wenn das Wort einmal durch die Kraft des Heiligen Geistes angewandt wurde, dann ist das Werk getan, und es kann nie mehr ungeschehen gemacht werden, genauso wenig, wie das Sprengen des Blutes wiederholt oder erneuert werden kann. Doch wenn ich sündige, beschmutze ich meine Füsse. Meine Gemeinschaft mit Gott wird gestört. Dann beschäftigt sich der Herr selbst in seiner Liebe mit mir.
Hoherpriester und Sachwalter
Es ist gut, wenn wir hier den Unterschied zwischen dem Hohenpriester und dem Sachwalter (Fürsprecher, Beistand) sehen. Dieser Unterschied ist in der Praxis wichtig. Beide Funktionen haben mit Fürsprache zu tun. Doch der Sachwalter ist für Sünden da, die bereits begangen worden sind; während der Priester dafür sorgt, dass wir nicht sündigen und dass gegenüber unserer Schwachheit Güte geübt wird. Ich spreche hier vom Priestertum im Himmel.
Auf dem Kreuz war der Herr Jesus sowohl Priester als auch Opfer (der Bock Asasel). Am Versöhnungstag vertrat der Priester das ganze Volk, indem er ihre Sünden auf den Kopf des Ziegenbocks bekannte. Das war tatsächlich die Aufgabe des Priesters, und doch war es eigentlich keine priesterliche Handlung. Der Priester handelte dort als der Vertreter des ganzen Volkes, das als schuldig angesehen wurde. Dieses Werk ist durch das Opfer des Leibes Jesu Christi, das Er ein für alle Mal gestellt hat, vollbracht. Durch dieses eine Opfer hat Er auf immerdar die vollkommen gemacht, die geheiligt werden, so dass wir nun kein Gewissen von Sünden mehr haben.
Doch Christus tritt für uns ein, damit wir Barmherzigkeit erlangen und Gnade finden zu rechtzeitiger Hilfe. So brauchen wir in unserer Schwachheit die Fürsorge Gottes, damit wir nicht sündigen. Der Sachwalter tritt für uns ein, wenn wir gesündigt haben, um die gestörte Gemeinschaft wiederherzustellen, denn es geht in 1. Johannes 1 um Gemeinschaft. Gerechtigkeit und Sühnung bleiben immer vollkommen und bilden die Grundlage für das, was für uns getan wird, wenn wir versagt haben (1Joh 2,1.2). Die Wirkung dieser Gnade in Christus ist, dass der Geist das Wasser des Wortes auf uns anwendet, uns von Sünde überführt und dadurch demütigt und uns näher zu Gott bringt. Die rote junge Kuh und die entsprechenden Anweisungen in 4. Mose 19 sind eine sehr lehrreiche Illustration dieser Erneuerung der Gemeinschaft.
Beachten wir hier, dass der Sachwalter sein Werk tut, damit wir gereinigt werden, und nicht, nachdem wir bereits gereinigt sind. Wir gehen auch nicht zu Ihm, um uns von Ihm reinigen zu lassen, sondern in seiner Gnade ergreift Er die Initiative. Wir sehen dies bei Petrus. Der Herr war gezwungen, ihn einen kurzen Moment sich selbst zu überlassen, damit er seine Schwachheit erfahre. Doch Er betete für ihn, dass sein Glaube nicht aufhörte.
Die Fusswaschung ist deshalb ein Dienst, den der Herr jetzt für uns tut. Wenn wir unsere Füsse beschmutzt und uns selbst für die Gegenwart Gottes unpassend gemacht haben, reinigt uns Christus durch das Wort, so dass die Gemeinschaft zwischen uns und Gott wiederhergestellt werden kann. Es geht hier vor allem um unseren Wandel auf der Erde. Bei der Priesterweihe im Judentum wurde der ganze Körper des Priesters gewaschen. Danach wusch er seine Füsse und Hände bei jeder Ausübung seines Dienstes. Hier müssen nur die Füsse gewaschen werden. Es geht nicht mehr um einen Dienst, der getan wird, sondern um unseren Wandel hier auf der Erde.
In dem, was der Herr hier gerade getan hatte, gab Er ein Beispiel von Demut. Doch das geistliche Verständnis für sein Tun würde sich erst nach dem Kommen des Heiligen Geistes einstellen. Jetzt sind wir aufgefordert, einander in derselben Gesinnung die Füsse zu waschen. Wir sollen das Wort in Gnade auf das Gewissen eines Bruders anwenden, der es nötig hat, und das alles in der demütigen Gesinnung, die Christus uns vorgelebt hat. Doch die Lehre dieser Verse bezieht sich auf das, was Christus für uns im Himmel tut, indem Er für immer unser Diener in Gnade bleibt.