Behandelter Abschnitt Joh 13,21-30
Judas Iskariot
Verse 21-30. Wenn der Herr hier zu seinen Jüngern spricht, dann schliesst Er Judas bewusst aus. Er wusste, dass Judas Ihn verraten würde, und Er warnt die Jünger davor, damit diese Tat für sie nicht zum Stolperstein würde. Dennoch fügte Er ein «Wahrlich, wahrlich» an. Wer einen Gesandten des Herrn als von Ihm gesandt aufnahm, nahm den Herrn selbst auf; und wer Ihn aufnahm, nahm auch den Vater auf, der Ihn gesandt hatte. Doch, obwohl der Herr wusste, wer Ihn verraten würde, betrübte es Ihn zutiefst, dass einer seiner eigenen Gefährten dies tun würde. Er ging sogar so weit, seinen Jüngern sein Herz zu öffnen: «Einer von euch wird mich überliefern.» Die Jünger spürten die Wahrheit seiner Worte. In dieser Gewissheit blickten sie sich mit aufrichtiger Unschuld an.
Johannes befand sich ganz nahe beim Herrn. Petrus, der in seinem üblichen Eifer wissen wollte, wer es sei, machte Johannes ein Zeichen, damit er den Herrn Jesus fragen möchte. Petrus selbst befand sich nicht nahe genug bei Ihm, um Ihn selbst zu fragen. Petrus liebte den Herrn; ein ehrlicher Glaube verband ihn mit Ihm, doch es fehlte ihm die geistliche Energie, die ihn nahe beim Herrn gehalten hätte, wie dies bei Maria, Marthas Schwester, der Fall gewesen war.
Johannes hatte sich nicht in die Nähe des Herrn begeben, um diese Mitteilung zu erhalten. Er empfing sie, weil er sich nach der Gewohnheit seines Herzens nahe bei Ihm aufhielt, so dass der Geist Gottes ihn als «den Jünger, den Jesus liebte», bezeichnete. Somit befand sich Johannes dort, wo er die Mitteilung des Herrn empfangen konnte. Das ist auch unser Geheimnis, wenn wir die vertrauten Mitteilungen des Herrn empfangen möchten. Welch ein gesegneter Platz, wo das Herz die Zuneigungen des Heilands geniesst, und wo Er uns all das mitteilt, was sein Herz für jene empfindet, die Er liebt!
Wenn man sich jedoch in seiner Nähe befindet, aber nicht an Ihn glaubt, und wenn das Herz sich dem Einfluss seiner Gegenwart verschliesst - dann bewirkt dies schrecklichste Verhärtung. Der Bissen, der vom Essen aus derselben Schüssel spricht und den Judas empfing, nachdem die Hand des Herrn ihn eingetaucht hatte, dieser Bissen ist nichts anderes als das Zeichen, dass Satan in das Herz von Judas gefahren war. Satan zog in jenes Herz ein, um es zu verhärten und es gegenüber jeder liebenswürdigen natürlichen Regung und jeder Erinnerung an das, was auf das Gewissen einwirken kann, zu verschliessen.
Es gibt viele unbekehrte Menschen, die niemals einen vertrauten Freund durch Küssen verraten würden. Viele gottlose Menschen hätten sich an die Wunder erinnert, die sie gesehen - und die sie vielleicht selbst getan hätten. Aber da war die Habsucht. Judas hatte sie nie unterdrückt. Nun schlug Satan ihm das Mittel vor, um seine Geldliebe zu befriedigen.
Ich zweifle nicht daran, dass Judas Iskariot dachte, der Herr würde den Händen der Menschen entgehen, wie Er es getan hatte, als seine Stunde noch nicht gekommen war. Seine Gewissensbisse, als er erfuhr, dass Jesus verurteilt worden war, lassen mich so denken. Es war eine Reue, die auf ebenso harte Herzen traf wie sein eigenes, auf Herzen, die seinem Elend gleichgültig gegenüberstanden. Ein entsetzliches Bild des menschlichen Herzens unter dem Einfluss Satans! Schliesslich verhärtete Satan Judas gegen alle menschlichen Gefühle. Er verhärtete ihn gegen den Mann, der sein Gefährte war und beendete das Ganze, indem er ihn im Stich liess und ihn vor Gott in Verzweiflung stürzte.