Behandelter Abschnitt Joh 10,1-2
Das zehnte Kapitel des Johannes-Evangeliums schliesst die Geschichte des Herrn hier auf der Erde ab. Der gute Hirte, der vom Vater gekommen ist, wird trotz des Widerstands der Feinde der Wahrheit und der Feinde Gottes seine Schafe finden. Er wird jenen, die seine Stimme hören, ewiges Leben geben. Dieses Kapitel, das für uns Glaubende so wertvoll ist, schildert das gesamte Werk und die Stellung des Herrn. Trotzdem sehen wir Ihn hier nicht als Den, der hinausgestossen wird, wie das im Johannes-Evangelium fast ständig der Fall ist. Nein, wir sehen hier, wie Er selbst seine Schafe herausfuhrt - diese Schafe, die Er kennt, und von denen Er gekannt ist - und damit den Willen Gottes erfüllt.
Dann ist Er «die Tür der Schafe». Er lässt sein Leben aus eigener Kraft, niemand nimmt es von Ihm. Zum Schluss sehen wir, dass Er und der Vater eins sind. Auch als gesandter und gehorsamer Knecht ist Er eins mit dem Vater. Die Schafe gehören ebenfalls Ihm, obwohl es sein Vater ist, der sie Ihm gibt.
Beachten wir hier - es ist kennzeichnend für das Johannes-Evangelium dass der Herr ein Knecht ist. Er empfängt alles, sogar die Schafe, aus der Hand seines Vaters. Doch gleichzeitig ist Er eins mit Ihm. Also einerseits ein Knecht als Mensch hier auf der Erde und anderseits der Sohn Gottes und dabei wirklich Gott, eins mit seinem Vater. - Nun zu den Einzelheiten:
Christus und der jüdische Schafhof
Verse 1.2. Zuerst finden wir all jene, die vor seinem Kommen den Anspruch erhoben hatten, die Hirten und Führer Israels zu sein. Alle, die nicht durch die Tür eintraten, wer immer es auch sein mochte, waren Diebe und Räuber. Sie kletterten über die Mauer und erzwangen sich den Zutritt mit Gewalt oder List. Auf diese Weise verrieten sie ihren wahren Charakter. Der Schafhof war Israel. Diese Menschen versuchten, zu ihrem eigenen Nutzen und ihrer eigenen Ehre, in den Besitz der Schafe zu gelangen. Sie waren weder der Messias noch Knechte Gottes noch von Ihm gesandt; und daher weit davon entfernt, eins mit dem Vater zu sein. Ich sage dies, um die Stellung des Herrn klarer hervorzuheben.
Der zweite Vers stellt uns die ersten Merkmale dieser Stellung vor: «Wer aber durch die Tür eingeht, ist Hirte der Schafe.» Er trat durch die Tür ein. Er kam auf dem Weg, den Gott, der diesen Schafhof eingerichtet hatte, vorgezeichnet hatte. Er trat dort ein, wo sich der Türhüter befand, also jene Person, die das Tor öffnen oder verschlossen halten konnte. Auf diese Weise zog Er die Aufmerksamkeit des Hüters des Schafhofs auf sich.
Die Tür ist immer eine Öffnung, die vom Architekten dazu vorgesehen ist, um durch sie einzutreten. Deshalb sagte der Herr Jesus etwas später: «Ich bin die Tür der Schafe.» Er ist es, der von Gott zur Ausgangstür für den jüdischen Überrest bestimmt wurde. Und für uns alle ist Er die Eingangstür ins Heiligtum, in Gottes heilige Gegenwart. Christus selbst ist in den Hof der Schafe eingetreten, indem Er den Anordnungen Gottes in Bezug auf den Hirten entsprochen hat. Alles, was in den Propheten niedergeschrieben worden war, alles, was auf den zutraf, der nach Gottes Willen wandelte, befolgte und erfüllte der Herr Jesus in jeder Hinsicht. Er trachtete weder danach, die Gefühle der Menschen zu erregen, wie es die falschen Messiasse taten, noch wollte Er ein unbekehrtes und hartnäckiges Volk hinter sich herziehen. Sanftmütig und von Herzen demütig folgte Er dem Weg, den Gott Ihm vorgezeichnet hatte. Er trat durch die Tür ein. Die Vorsehung und der Geist Gottes öffneten Ihm den Weg.