Behandelter Abschnitt Joh 6,48-59
Christus wird der Sohn des Menschen
Verse 48-59. «Ich bin das Brot des Lebens. Eure Väter haben das Manna in der Wüste gegessen und sind gestorben. Dies ist das Brot, das aus dem Himmel herabkommt, damit man davon esse und nicht sterbe ... Wenn jemand von diesem Brot isst, wird er leben in Ewigkeit.» Hier finden wir Christus, der vom Himmel herabgekommen ist, der Mensch geworden ist, der allen Vorstellungen über die Verheissungen ein Ende bereitete.
Es geht um die grosse und gewaltige Tatsache, dass die Menschen in der Person von Jesus Den sahen, der vom Himmel herabgekommen ist, den Mensch gewordenen Sohn Gottes, wie wir dies auch in 1. Johannes 1 sehen: «Was von Anfang an war, was wir gehört, was wir mit unseren Augen gesehen, was wir angeschaut und unsere Hände betastet haben, betreffend das Wort des Lebens ..., das ewige Leben, das bei dem Vater war und uns offenbart worden ist.» Hier geht es um den Beginn der neuen Ordnung der Dinge, doch vorerst in Bezug auf seine Person und noch nicht bezüglich unseres Eintritts in diese neue Ordnung.
Er wurde von einer Frau geboren. Dadurch war Er dem Fleisch nach mit der menschlichen Rasse verbunden; Er war der Sohn des Menschen. Trotzdem war Er der vom Himmel Herabgekommene, eins mit dem Vater, damit wir an seinem Leben teilhaben könnten. Doch um uns an dieser neuen Ordnung der Dinge teilhaben zu lassen, war es nötig, dass Er starb. Andernfalls würde Er allein bleiben. Doch Er wurde Mensch und wegen des Leidens des Todes ein wenig unter die Engel erniedrigt. Dies deshalb, weil Er als Mensch sterben, d.h. sein Fleisch für das Leben der Welt geben wollte.
Der erste grosse Punkt war seine Menschwerdung. Christus kam vom Himmel herab. Er, das Fleisch gewordene Wort, besitzt das Leben in sich selbst und gibt dem, der Ihn isst, ewiges Leben.
Der zweite Punkt ist, dass Christus sein Fleisch für das Leben der Welt gab. Er musste sterben und alle Beziehungen zu dieser Welt und zu dem verlorenen Menschengeschlecht durch den Tod abschliessen, um eine neue Nachkommenschaft zu beginnen. Von dieser heisst es, dass Er sich nicht schämt, sie seine Brüder zu nennen, denn sowohl Er, der heiligt, als auch jene, die geheiligt werden, sind alle von Einem. Dann, nach vollbrachter Erlösung (was jetzt nicht das Thema ist), wird Er sie als Auferstandene in die Herrlichkeit der Familie des Vaters einfuhren, und zwar nach den Ratschlüssen desselben Vaters, der sie Ihm gegeben hatte.
Das fesselte die Juden: Wie konnte das Fleisch dieses Mannes gegessen werden? Doch Jesus verschonte sie nicht. Er ist das ewige Leben, und das war bekannt. Es ging nicht länger darum, die Juden zu gewinnen, sondern darum, der Welt Erlösung und ewiges Leben durch den Glauben an Ihn zu geben, der zu diesem Zweck vom Himmel herabgekommen war.
Weiter ging es darum, dem Vater jene vorzustellen, die der Vater Ihm gegeben hatte, so wie der Vater sie in seiner Liebe und in seinen Ratschlüssen wollte. Wenn sie sich in Gottes Gegenwart aufhalten sollten, mussten sie auch seinem Wesen entsprechen. Wenn sie nicht sein Fleisch assen und sein Blut tranken, hatten sie kein Leben. In ihnen selbst fand sich nichts, was zu dieser neuen Welt der Herrlichkeit und dieser gesegneten Familie gepasst hätte.
Dafür war es nötig, dass das göttliche und himmlische Leben vom Himmel herabkam und den Menschen mitgeteilt wurde, und zwar durch einen Menschen. Es war nötig, dass dieser Mensch starb und jegliche Beziehung mit der gefallenen Menschheit beendete, um dann als Auferstandener eine neue Familie zu beginnen. (Ich zweifle nicht daran, dass die Gläubigen des Alten Testaments lebendig gemacht waren; doch ich spreche hier von dem Werk, worauf sowohl ihre Segnungen als auch unsere gegründet sind). Diese neue Familie besitzt das göttliche Leben, weil ihre Glieder durch die Gnade von Christus Besitz ergriffen haben. Sie wird, wenn der Zeitpunkt gekommen ist - «am letzten Tag» - durch die Macht des Erlösers auferweckt werden.
Die persönliche Anwendung des Todes Christi
Dieses Werk ist vollbracht. Nun sprechen wir hier aber nicht von seiner Wirksamkeit, um unsere Seelen zu erlösen, und auch nicht von der Vergebung, deren wir uns erfreuen, weil alles vollbracht ist, so kostbar diese Wahrheiten auch sind. Nein, hier geht es um die Verbindung, die zwischen diesen göttlichen Geschehnissen und dem Besitz des Lebens bestehen, kraft dessen wir an dieser Erlösung und dieser Vergebung teilhaben, mit allen Folgen, die sich daraus ergeben.
Christus wird als Mensch aufgenommen. Doch obwohl seine Menschwerdung historisch notwendigerweise dem Tod des Heilands vorausging, glaube ich nicht, dass jemand wirklich die Tragweite dieses Lebens der Erniedrigung erfassen kann, wenn er nicht zuerst die Tragweite seines Todes versteht. Persönlich wurde das Neue, wie wir schon gesagt haben, in seiner Person vorgestellt - ein Mensch, Gott offenbart im Fleisch. Doch das Leben war in Ihm, ja, Er war dieses ewige Leben, das bei dem Vater war und das nun den Jüngern offenbart wurde.
Doch in diesem Zustand würde das Weizenkorn allein bleiben, so fruchtbar es auch sein mochte. Um jene, die Gott Ihm gegeben hatte, in seine Stellung als letzter Adam, als zweiter Mensch, einzuführen, war es nötig, dass Er starb, dass Er sein Leben in dieser Welt aufgab, um es dann, im Zustand der Auferstehung, der sich jenseits von Sünde, Tod, der Macht Satans und des Gerichts Gottes befindet, wiederzunehmen. Er ist durch all dieses hindurchgegangen und hat sein Leben als Mensch wiedergenommen, aber in einem geistigen und verherrlichten Leib.
Nun war sein Tod in moralischer Hinsicht das Ende des aus dem Paradies vertriebenen Menschen; und seine Auferstehung der Anfang eines neuen Zustands des Menschen, eines Zustands nach den Ratschlüssen Gottes. Der Mensch in Adam hatte kein Leben in sich selbst. Er besass das Leben Gottes nicht. Um es zu besitzen, muss er nicht nur die Menschwerdung Christi oder einen verheissenen Messias annehmen und verstehen, sondern auch das Gericht über den ersten Menschen anerkennen, das durch den Tod von Christus getragen wurde. Er muss in Bezug auf sich selbst zur Überzeugung und zur Erkenntnis dieses Zustands gelangen, der durch den Tod des Erlösers in Gnaden aufgezeigt wird.
Wer den Tod von Christus auf sich anwendet, akzeptiert dieses Gericht in Bezug auf sich selbst. Er anerkennt, dass die Sünde (nicht die Sünden) in einem anderen gerichtet wurde. Die Sünde im Fleisch, die Feindschaft gegen Gott ist, ist für uns gerichtet worden. Indem ich den Tod von Christus durch den Glauben als die absolute Verurteilung von dem, was ich bin, annehme, habe ich Anteil an der Wirksamkeit seines Werkes.
Die Sünde war vor Gott und ist im Tod Christi, der die Sünde selbst nicht einmal gekannt hat, aus seinem Blickfeld verschwunden. Ich sage zu mir: Das bin ich. Ich esse es. Ich stelle mich durch das Wirken des Geistes Gottes dorthin. Ich erkenne, was sein Tod bedeutet, und ich stelle mich durch den Glauben an Ihn an diesen Platz. Dorthin, wo ich mich durch die Sünde und den Ungehorsam befand, nämlich im geistlichen Tod, begab sich Christus, in Gnade und Gehorsam, um seinen Vater zu ehren und um Gott zu verherrlichen. Ich anerkenne meinen Zustand in seinem Tod, doch nach der vollkommenen Gnade Gottes, nach der Er meinen Platz dort einnahm. Darin erkennen wir die Liebe, in der Er sein Leben für uns niedergelegt hat. Nun, wenn Einer für alle starb, dann waren wir alle tot. Durch Glauben und Busse erkenne ich mich selbst dort und empfange ewiges Leben.
Nun kann ich dem Herrn Jesus durch sein ganzes Leben hindurch folgen. Ich verstehe sogar die Tatsache, dass Er als Mensch hier auf der Erde war. Ich kann mich von diesem Brot des Lebens ernähren, von all seiner Geduld, seiner Gnade, seiner Freundlichkeit, seiner Liebe, seiner Reinheit, seinem Gehorsam, seiner Niedriggesinntheit - von seiner ganzen Vollkommenheit, die Er jeden Tag und den ganzen Tag hindurch ausgelebt hatte. Dies endete erst am Kreuz, als alles vollbracht war. «Wer mich isst, der wird auch leben meinetwegen. - Wer dieses Brot isst, wird leben in Ewigkeit.» So habe ich ewiges Leben, und Jesus wird mich am letzten Tag auferwecken.
Sein Fleisch essen
Es gibt in diesem Kapitel noch einige weitere Punkte zu beachten.
Das Verb «essen» wird in diesen Versen im Griechischen in zwei verschiedenen Zeitformen verwendet: in den Versen 50, 51 und 53 als eine einmalige, in den Versen 54, 56-58 als eine fortdauernde Handlung. Wer durch die Gnade diesen Platz im Tod von Christus eingenommen hat, ausserhalb aller Verheissungen und Ansprüchen, fühlt, dass er von der souveränen Gnade abhängig ist, die Christus dorthin gestellt hat, und glaubt es. «Wenn jemand von diesem Brot isst, wird er leben in Ewigkeit» (V 51).
Doch in den Versen 54 und 56 haben wir das Essen als etwas Gegenwärtiges. Zwei Dinge sind die Folge davon: 1) Er hat ewiges Leben. 2) Wer von diesem Brot isst, wohnt in Jesus und Er in ihm. Zuerst finden wir die allgemeine Segnung, die die gegenwärtige und zukünftige Errettung beinhaltet. Dann finden wir die Gemeinschaft und die ständige Gegenwart des Herrn bei und sogar in uns. Denn wie der Vater, der Leben in sich selbst hat, Jesus gesandt hat, und Jesus wegen Ihm und untrennbar von Ihm lebte, so wird auch der, der Christus isst, leben, und zwar wegen des Lebens, das in Christus ist. «Weil ich lebe, werdet auch ihr leben» (Kap. 14,19).
Es besteht eine Lebensverbindung mit dem Herrn Jesus, die durch die Gnade zu Stande gekommen ist. Das Leben in uns ist untrennbar mit Ihm verbunden. Wir leben, weil Er lebt. Er ist unser Leben. So wie Er nicht vom Vater getrennt werden kann, nicht einmal als Mensch hier auf der Erde - indem Er durch das Leben, das im Vater ist, lebt kann dieses Leben in Ihm nicht vom Vater getrennt werden, so wie auch unser Leben nicht von Jesus getrennt werden kann. Dies ist das Brot, das vom Himmel herabkam, dass man davon esse und nicht sterbe.