Behandelter Abschnitt Joh 5,5-13
Die Heilung des Gelähmten
Verse 5-13. Unter all den Kranken, die in den Säulenhallen um den Teich lagen, befand sich ein armer Gelähmter. Und nun kam der Herr Jesus dorthin. Was uns in Ihm vorgestellt wird, hat einen zweifachen Charakter: Er ist die Antwort in Kraft und Macht auf alle Bedürfnisse; und Er gibt Leben. Zu jener Zeit gab es Bedürfnisse in Israel, die sowohl seelischer als auch körperlicher Natur waren. Und vielen war dies bewusst. Der Herr konnte sagen: «Kommt her zu mir, alle ihr Mühseligen und Beladenen, und ich werde euch Ruhe geben.» Der arme Gelähmte ist Sinnbild und Beispiel dafür.
Damit die Person, für die die Segnungen unter dem Gesetz waren, auch wirklich in deren Genuss kam, musste sie Kraft in sich selbst besitzen. Ob es um das Erlangen der Gerechtigkeit nach dem Gesetz ging oder darum, andere Segnungen zu gemessen - der Mensch, der sie besitzen wollte, musste sich in einem dafür passenden Zustand befinden. Es war nötig, dass er Kraft besass. Die Krankheit des Gelähmten hatte ihn dieser Kraft beraubt, die nötig war, um in den Genuss des Heilmittels zu kommen. Dasselbe finden wir bei der Sünde. Die Segnungen und Heilmittel, die vom Gesetz angeboten werden, verlangen Kraft im Menschen.
Der Wunsch nach Heilung wird vorausgesetzt. Deshalb die Frage des Herrn: «Willst du gesund werden?» Doch die Kraft fehlte, wie in Römer 7. Der Wille hingegen war vorhanden. Der Herr Jesus brachte die heilende Kraft mit sich. Das Gute, das Er tut, fordert keine Kraft in uns. Seine Gnade wirkte, als wir aller Kraft beraubt waren (Röm 5,6). Wir müssen uns daran erinnern, dass es bei Johannes um das Leben geht. Selbst wenn er vom Kreuz spricht, geht es ihm um das ewige Leben und nicht um die Vergebung der Sünden.
Nun kam Jesus. In dem, was Er sagte, lag Kraft. Sie begleitete seine Worte - und der Mann wurde geheilt. Nun war dieser Tag ein Sabbat. Die Ruhe Gottes ist das Teil seines Volkes. Der Sabbat war daher das Zeichen des Bundes, den Gott mit Israel gemacht hatte (2. Mose 31,13; Hes 20,12). Der Sabbat war die Ruhe der ersten Schöpfung und des ersten Bundes. Dieser basierte auf der Verantwortung des Menschen und hing von seiner Kraft ab, das zu erfüllen, was von ihm verlangt wurde. «Tu dies, und du wirst leben.» (Lk 10,28). Der Mensch musste handeln, um gesegnet zu werden.
Hier wird alles geändert. Gott konnte nicht ruhen, wo Sünde und Elend war. Seine Heiligkeit und seine Liebe machten dies gleichermassen unmöglich. Der moralische Verfall, die Verdorbenheit und die von der Sünde hervorgerufenen Schrecken machten aus diesem Ort des Geschehens keinen Schauplatz der Ruhe Gottes, wovon der Sabbat - zwar auf dem Grundsatz des Gesetzes und der Pflicht - Ausdruck und Sinnbild war. Doch der Sabbat war noch vor der Einführung des Gesetzes als die Ruhe der alten Schöpfung eingesetzt worden. Das Gesetz auferlegte ihn zwingend, doch der Mensch war nie fähig, in diese Ruhe einzugehen. Und eine gefallene Schöpfung war weder Gottes Ruheplatz, noch konnte sie dem aufgewühlten Geist des Menschen Ruhe geben.