Behandelter Abschnitt Joh 4,27-30
Einsam und unverstanden
Verse 27-30. Der völlige Mangel an Verständnis bei den Jüngern zeigt uns, wie einsam der Herr war, als Er ihnen voller Freude über die Aussicht auf die Bekehrung von Sündern - der Frucht seines Dienstes - sein Herz öffnete. Ausser der Gemeinschaft mit seinem Vater, die Er beständig genoss, hatte der Herr keine andere Freude auf der Erde als die Ausübung seiner Liebe im Guten, das Er tat. Dies war Gottes würdig. Als vollkommener Mensch in Gemeinschaft mit dem Himmel übte Er hier auf der Erde Liebe aus, und ging von Ort zu Ort, um Gutes zu tun.
So sah sein ganzes Leben aus, ausser den Leiden, die Er von Seiten der Menschen erduldete. Er war ein Mann der Schmerzen und wusste sehr wohl, was Mattigkeit war. Er war nicht ohne menschliche Zuneigung: Er liebte Martha, Maria und Lazarus; Er liebte den, dessen Evangelium wir lesen. Doch diese Empfindungen traten nicht zutage, bis seine Stunde gekommen war. Er verschob jede Äusserung dieser Zuneigung auf jenen Moment. Wir sehen dies besonders deutlich in Bezug auf seine Mutter, aber auch im weiteren Verlauf der Geschichte bei Johannes und der Familie in Bethanien. In seinem Dienst setzte Er sich ganz für seinen Vater und für die Sünder dieser Welt ein. Es war seine Speise, den Willen Dessen zu tun, der Ihn gesandt hatte, und sein Werk zu vollbringen.
Der stehen gelassene Wasserkrug
Nachdem in die Seele der Frau ein Strom von hellem Licht geflossen war, hatte sie, obwohl sie erleuchtet war, plötzlich zuviel Licht, um klar zu sehen. Deshalb redete sie vom Messias, der Christus genannt wird. Gott hatte sie durch ein wirkliches Werk in ihrem Gewissen dahin gebracht. Sie dachte: Wenn ich nur den Christus hätte (an Ihn glaubte sie, und von Ihm wusste sie, dass Er kommen würde), dann würde Er mir alles verkündigen und erklären. So weit wurde die Frau geführt.
Und sie erfuhr, dass Christus vor ihr stand. So ist es immer. In einer erweckten, aufrichtigen Seele steigen viele Fragen auf. Doch sobald Christus gefunden wird, wird alles klar. Dann gibt es eine vollständige Antwort auf alle Bedürfnisse der Seele. Doch wer hatte am Herzen und Gewissen dieser armen Frau gewirkt? Wer war gut zu ihr gewesen, als Er alles wusste, was sie getan hatte? Wenn das Wort Gottes das Gewissen erreicht, dann ist es nicht das Fleisch, das handelt, sondern der Heiland-Gott, der schon die ganze Zeit über da gewesen war.
Wir finden hier noch einen weiteren, interessanten kleinen Umstand, den wir uns merken wollen. Wir haben gesehen, wie diese einsame Frau durch die Last des Lebens gebeugt war. Der Wasserkrug verkörperte ihre undankbare Arbeit. Sie war davon ganz und gar in Beschlag genommen. Ihr Herz konnte sich nicht davon lösen.
Doch nun (und es ist nicht zufällig, dass der Heilige Geist uns diese kleinen Details vorstellt) ist der Krug vollständig vergessen. Die Frau hat kein Bedürfnis mehr nach einsamer Isolation. Sie geht in die Stadt, um allen zu verkünden, was sie gefunden hatte. Dieser Mensch war gewiss der Christus. Zweifellos musste sie weiterhin Wasser schleppen. Doch die schwere Bürde, die auf ihrer Seele lastete, war weg, und die Energie eines neuen Lebens erfüllte sie. Was sie sagte, tangierte ihre Schande. Doch der Herr Jesus erfüllte ihr Herz.
Und so konnte sie über diese Punkte sprechen, weil Christus dort zu finden war - Christus, der sie durch das Licht seiner Gnade so stark beschäftigte. «Kommt, seht einen Menschen, der mir alles gesagt hat, was ich getan habe! Dieser ist doch picht etwa der Christus?» Als sie wieder bei sich zu Hause war, konnte sie an die Gabe Gottes denken und an Den, der zu ihr gesagt hatte: «Gib mir zu trinken!» Doch ihr ganzes weiteres Leben ging im Glanz der Offenbarung Gottes in Christus auf.