Einleitung
Einleitung
Der Hauptgedanke in diesem Buch ist, dass Gott während des Verfalls der Richterzeit wirkt, um seine Verheißungen zu erfüllen. Das Buch endet mit der Erwähnung Davids, dem König nach dem Herzen Gottes. Wo der Herr Jesus der Sohn Davids ist, ist er der Träger aller Gnade, die Gott mit dem Königtum verbunden hat. Übrigens zeigt das Buch Ruth inhaltlich bereits auch das Ende des Königtums und die Folgen davon: Zerstreuung unter die Völker.
Gott lässt uns in diesem Buch einen Blick in das Familienleben, die Aufrichtigkeit und Frömmigkeit der Vorfahren Davids tun. Deshalb endet es auch mit dem Namen Davids.
Das Buch Ruth ist inhaltlich ein Anhang zum Buch der Richter, wie es auch die Kapitel 17–21 vom Buch der Richter sind. Doch wie sehr unterscheiden sich die fünf letzten Kapitel des Buches der Richter vom Buch Ruth.
Das Buch ist das achte Buch der Bibel: ein Neuanfang der Gnade
2. Die Hauptpersonen
Elimelech [Gott ist König]: Israel demütigt sich nicht unter die züchtigende Hand Gottes und verlässt den Born lebendigen Wassers. Die Folge ist Tod. Aufgabe der Regierung Gottes unter dem Volk. Gott war nicht wirklich König im Leben Elimelechs; doch am Ende des Buches erscheint der wahre König: David.
Noomi [meine Freude, Lieblichkeit]: Israel, anfänglich von Gott geliebt, dann eine Witwe und kinderlos. Die jüdische Nation, die Gott verlassen hat und ohne Erben ist. Das alte Israel befindet sich außerhalb des Landes. Israel wird zukünftig wiederhergestellt, doch in einem Überrest, der vorgebildet wird durch Ruth, denn das Volk Israel war gleichsam in den Nationen „aufgegangen“. Bei der praktischen Betrachtungsweise ist Noomi das Bild einer genesenden Gläubigen. Die Genesung verläuft in Phasen. Zuerst klagt sie Gott an, später rühmt sie seine Treue. Dispensationen
Ruth [Freundschaft, Erquickung – „re-ud“ von „rea“]: Ruth hatte auf Grund ihrer moabitischen Abstammung keinerlei Anrechte oder Verheißungen. Darin war sie ein passendes Vorbild. Außerdem war sie bettelarm. So muss auch der künftige Überrest anerkennen, dass er keinerlei Anrechte hat, sondern allein auf Grund der Gnade angenommen wird. Der Name Ruth kommt 12x in diesem Buch vor; dann wieder in Matthäus 1,5.
Boas [in ihm ist Stärke]: Christus als der Auferstandene. Er allein kann lösen. Vermögender Mann. Der Blutsverwandte ist ein Bild des Gesetzes, das nicht in der Lage war zu lösen. Boas handelt in Gnade und Freundlichkeit und ermuntert den beharrlichen, demütigen Glauben Ruths.
Obed [Diener, Anbeter]: Großvater Davids.
3. Kurzübersicht
Kapitel 1: Das Buch beginnt mit einer Hungersnot. Das gesamte Volk war von Gott abgewichen. Das Versagen und Verlassen des Ortes der Segnungen. Dennoch hat Noomi Glauben, der Ruth dazu bringt, mit Noomi zurückzukehren.
Kapitel 2: Ruth lernt Boas und seine Segnungen kennen: (a) Getreide, (b) Wasser, (c) Brot, (d) Essig, (e) geröstete Körner. Hier arbeitet Ruth unermüdlich.
Kapitel 3: Ruth findet einen Ruheplatz zu den Füßen des Boas: Einsmachen mit dem Tod Christi.
Kapitel 4: Nun verwendet sich Boas für Ruth. Er entfaltet seine Stärke und bringt Ruth zum Frieden, zur Ruhe. Einsmachen mit dem verherrlichten Christus. Das Buch endet mit David.
4. Diverse Punkte
Gott wirkt in seiner Gnade im Verborgenen weiter. Manche sind der Meinung, dass die Hungersnot in die Zeit Gideons fällt.
Junge Gläubige können viel aus den Erfahrungen älterer Gläubige lernen.
Es wird allgemein angenommen, dass Samuel der Verfasser des Buches war.
Die Linie der Gnade verbindet sich nicht mit den Richtern, sondern mit einer „unbedeutenden“ Familie.
Es ist so, als würde sich die gesamte geistliche Kraft in Israel in Ruth, Noomi und Boas konzentrieren.
5. Boas als Vorbild vom Herrn Jesus
Der Name Boas heißt: in ihm ist Stärke. – Christus als der Auferstandene (2,1).
Boas ist ein vermögender Mann: a) er vermag (ist stark), er ist reich (2,1)
Boas interessiert sich für Ruth (2,5)
Boas will, dass Ruth auf seinem Feld bleibt: sie soll sich zu den Mägden halten, die Knaben dürfen sie nicht antasten, sie darf trinken (2,8.9)
Boas segnet Ruth (2,12)
Ruth darf sich sättigen (2,15)
Boas segnet Ruth erneut, weil sie seine Nähe aufsucht, will alles tun, was sie sagt und nennt sie eine tüchtige Frau (3,10–13)
Boas ist ein Blutsverwandter: Er allein kann und will sie lösen (3,13)
Boas handelt und heiratet Ruth und macht sie fruchtbar (4)
Kapitel 1
Einleitung
Das Volk war insgesamt von Gott abgewichen. Gott brachte Hungersnot. Die ist nicht ungewöhnlich für das Volk Gottes. Gott stellt die Seinen auf die Probe. In Zeiten der Verflachung und Not kommt es auf den Einzelnen an. Der Glaube der Einzelnen erstrahlt umso heller, je dunkler der Hintergrund ist (Dan 12,3).
Das Kapitel zeigt Ungehorsam Tod Bitterkeit
Das Buch zeigt: Gnade und Gottesfurcht.
Zugleich geschah jedoch auch Versagen (vgl. Ri 19-21)
Man kann Noomi als eine Frau sehen, die andere hindert, zum Herrn zu kommen.
Einteilung
Elimelech zieht wegen einer Hungersnot mit seiner Familie Nach Moab (V. 1.2)
Elimelech stirbt und mit ihm seine beiden verheirateten Söhne (V. 3‒5)
Noomis Einsicht des falschen Weges und Entschluss der Rückkehr – Orpa und Ruth (V. 6‒14)
Ruth will mit Noomi nach Israel ziehen (V. 15‒18)
Ankunft in Bethlehem (V. 19‒22)
Vers 1
Und es geschah in den Tagen, als die Richter richteten: Das war eine traurige Zeit. Gott erweckte Richter und half dem Volk, wenn es zu ihm schrie. Gott antwortet einem Menschen immer, wenn er zu ihm ruft. Eine wirkliche geistliche Umkehr fand in dieser Zeit nicht statt. Siebenmal heißt es, dass das Volk tat, was böse war in den Augen des Herrn (2,11; 3,7.12; 4,1; 6,1; 10,6; 13,1); zweimal, dass „jeder tat, was recht war in seinen Augen“ (17,6; 21,25). Welch ein niedriger, schlechter Zustand unter dem Volk Gottes!
Die Zeit der Richter begann nach dem Tod Josuas (Ri 2,6-23) und endete mit dem Propheten Samuel (1Sam 8; vgl. Apg 13,20). Im Vordergrund steht also der Charakter dieser Zeit. Manche meinen, diese Zeit fiel in der Zeit Gideons (Keil). Die Juden lasen dieses Buch in der Synagoge zum Fest der Wochen (Pfingstfest).
Folgende Rechnungen sind möglich: Boas war ein Zeitgenosse Gideons. Obed könnte in den letzten Jahren Gideons geboren sein. Wenn Isai, der Sohn Obeds, etwa in der Zeit, als Obed 50 Jahre alt war, geboren ist, dann war das um 1140. Obed wäre dann etwa 1190 geboren. David war der jüngste Sohn Isais, vielleicht geboren, als dieser in den fünfziger Jahren war: 1085 (1015 mit 70 Jahren gestorben).
Obeds Geburt 1190
Isais Geburt 1140
Davids Geburt 1085
Die Schwierigkeit bei dieser Rechnung besteht darin, dass Boas der Sohn der Rahab ist.
Da entstand eine Hungersnot im Land: Hungersnöte sind oft eine Folge des Ungehorsams (Ri 6,4; 5Mo 28,48). Gott bewirkt Hungersnöte (2Sam 24,3; 2Kön 8,1; Ps 105,16; Hes 36,29). Er ist es auch, der aus Hungersnöten errettet (Hiob 5,20; Ps 33,19). Er möchte durch solche Nöte sein Volk näher zu ihm bringen, dass sie zu echtem Selbstgericht kommen. Sie sollen auch wieder auf ihn selbst schauen und erkennen, dass seine Gnade immer größer ist als alles Versagen. Eine Hungersnot finden wir bei Abraham (1Mo 12), bei Isaak (1Mo 26), bei Joseph (1Mo 41) und hier in diesem Buch. Hungersnöte sind Zeiten der Erprobung. Die Hungersnot bei Elia (Baals-Götzendienst).
Wenn „Gott König ist“, muss ich auch sein Handeln in Zucht unter dem Volk Gottes anerkennen. Ist Gott es nicht, der Magerkeit in die Seelen sendet? (Ps 106,15; Jes 10,16). In 3. Mose 26 finden wir die Folgen des Ungehorsams, u.a. Hungersnöte (V. 18–20.26).
Im Land: Dieser Ausdruck erinnert daran, dass Gott das Land als einen bevorzugten Platz des Segens bestimmt hatte: „Das Land ... ein gutes Land, ein Land ... ein Land ... ein Land ... ein Land“ (5Mo 8,1.7.8.9). Von der Hungersnot war also nicht nur ein Teil des Landes betroffen, sondern das gesamte Land Israel. Möglicherweise fällt die hier beschriebene Hungersnot in die Zeit von Richter 6, als Gideon den Weizen bewahrte. Gideons Sieg fand 1222 statt.
Und ein Mann von Bethlehem-Juda zog hin: Ort der Erquickung (Brothaus) und der Anbetung (Juda = Lobgesang). Hungersnot in Bethlehem! Mangel an Speise unter dem Volk Gottes. Der Ort ist deshalb so wichtig, weil dort der König der Könige einmal geboren werden würde, der seinem Volk Brot in Überfluss geben würde, ja, der selbst das Brot des Lebens sein würde (Joh 6,35.48) und der Menschen zu Anbetern machen würde. Elimelech hat die Hauptverantwortung für die gesamte Familie.
Elimelech musste mit seiner Familie durchziehen.
Um sich in den Gebieten {eig. Feldern} von Moabs aufzuhalten: Elimelech wollte sich dort als Fremder aufhalten; nicht um dauerhaft dort zu wohnen.
Moab ist der Sohn Lots und seiner ältesten Tochter (1Mo 19,37.38); geboren durch Unzucht (= Inzest). Die Völker Moab und Ammon – der Sohn der jüngeren Schwester – waren erbitterte Feinde des Volkes. Israel sollte das Land Moabs nicht durchziehen (4Mo 21,11-30; vgl. 4Mo 22-25; 5Mo 23,4-7). Der moabitische König Balak heuerte Bileam an, das Volk Gottes zu verfluchen. Nach vergeblichen Versuchen verleitete er es zum Götzendienst und zur Hurerei. Insgesamt wurde Israel 18 Jahre von Moab unterjocht (Ri 3,12-30). Moab ist in der Schrift ein Sinnbild des Hochmuts und der Bequemlichkeit (Jes 16,6; Jer 48,11). Eglon war z.B. ein sehr fetter Mann (Ri 3,17).
Moab stammt nicht nur von einem Gläubigen ab, sondern ist auch noch mit Abraham, dem Vater des Volkes Israel verwandt. Moab hat sich als ein besonderer Feind Gottes und des Volkes Gottes erwiesen. Auch in Zukunft wird Moab (= Jordanien) gegen Israel hinaufziehen (Ps 83,7), zugleich aber einen Überrest aufnehmen (Jes 16,4).
War Elimelech unwissend über diesen Feind Gottes? Welch ein Fallstrick ist dieses Volk mit seinem Götzendienst für Baal-Peor für Israel geworden (4Mo 31,16; 5Mo 4,3; Ps 106,28-30; Hos 9,10). Auch wusste Elimelech sicherlich, was Gott über Moab gesagt hatte, dass kein Ammoniter und Moabiter, auch nicht das zehnte Geschlecht, in die Versammlung des Herrn kommt sollte (5Mo 23,3-6).
Moab
1. Durch Inzest geboren (1Mo 19)
2. Hochmut (Jes 16,6)
3. Sorglosigkeit (Jer 48,11)
4. Götzendienst (4Mo 25)
5. Niemand sollte in die Versammlung kommen (5Mo 23)