Denn dies ist die Botschaft, die ihr von Anfang an gehört habt, dass wir einander lieben sollen: Zu „Botschaft“ vgl. 1,5. Dort war die Botschaft, dass Gott Licht ist. Genauso wahr ist es, dass Gott Liebe ist (4,8.16). Licht und Liebe sind am Kreuz hell erstrahlt. Als Folge davon haben wir Leben empfangen. Von Anfang an hat Christus die Liebe Gottes verkündigt. Solche, die die Liebe Gottes annahmen, wurden belehrt, ebenfalls einander zu lieben. Manchmal sind „wir“ allein die Apostel; oft alle Kinder Gottes; oft alle Bekenner (1,6.8.10). Mit diesem Versteil geht die Beschreibung über auf die Liebe.
In Kapitel 3 finden wir das, was wir in der Welt offenbaren sollen. Deshalb kennt uns die Welt nicht (3,1). Gerechtigkeit und Liebe sind Kennzeichen der Kinder Gottes. In Vers 10 kommt der Apostel von der Gerechtigkeit auf die tätige Liebe zu sprechen. Es geht um die subjektive Seite der Gerechtigkeit, die objektive Seite, die Rechtfertigung, haben wir im Augenblick unserer Bekehrung erfahren. In beiden Fällen wird Leben vorausgesetzt: (a) die Rechtfertigung des Leben und (b) das gerechte Leben. Das Leben offenbart sich im Gläubigen genauso wie in Christus. In Christus sind Gerechtigkeit und Liebe vollkommen miteinander verbunden.
Dass wir einander lieben sollen: Dieses Gebot hat der Jesus seinen Jüngern gegeben, insbesondere unmittelbar vor seinem Sterben (Joh 13,34; 15,12.17) – das hat der Herr, als Er auf der Erde war (von Anfang an) den Jüngern gesagt. Der Wechsel zu „wir“ ist auffallend. Die Sünde macht den Menschen selbstsüchtig, egoistisch. Das neue Leben und das Gebot der Liebe befreien ihn davon. Selbstsucht oder Habsucht ist das Gegenteil von Liebe. Das Ich ist der eigene Gott des Menschen.
Einander lieben: Das war neu. Den Nächsten (anderen) zu lieben wie sich selbst, war bekannt (3Mo 19,18; Mt 19,19; 22,39; Mk 12,31.33; Lk 10,27; Röm 13,9; Gal 5,14; Jak 2,8). Der Nächste war zuerst einmal der Jude. Wer der Nächste ist, macht der Herr im Gleichnis vom barmherzigen Samariter deutlich, nicht vom barmherzigen Israelit. Der Herr ist der Samariter.
Der Herr Jesus liebt uns (Joh 13,34), der Vater liebt uns (1Joh 3,1); daher lieben wir die Kinder Gottes. Wer sich geliebt weiß, kann andere lieben. Das war völlig neu. Daher spricht der Herr auch vom neuen Gebot, und zwar im Hinblick auf die neuentstehende Familie Gottes. Hier geht es nicht um die Liebe zu Verlorenen, sondern die Liebe innerhalb der Familie Gottes. Bei Paulus ist es die Einheit des Leibes, bei Johannes die Einheit der Familie. Beide Einheiten verschmelzen miteinander.