Hauptzüge des ersten Petrusbriefes
Hauptthemen des ersten und zweiten Briefes
Der erste Brief behandelt die Regierung Gottes zu Gunsten der Gläubigen, der zweite Brief die Regierung im Blick auf die Gottlosen: Für sie bedeutet die Regierung das Gericht.
Himmlische Berufung
Der Brief geht von der himmlischen Berufung aus. Errettung ist daher eine zukünftige Sache (1,5.9.10; 2,2; 4,18), eine Errettung für den Himmel. Was die Erde betrifft, so geht es um den himmlischen Teil des Reiches, die Offenbarung der Herrlichkeit.
Unser großes Vorbild – Christus
Der Herr Jesus ist in diesem Brief der verworfene, leidende und verherrlichte Christus. Er ist durch Leiden zur Herrlichkeit gelangt.
Petrus sieht die Versammlung als das Haus Gottes
Petrus sieht die Versammlung im Bild des Hauses Gottes (Kap. 2,5–9), nicht als den Leib Christi. Obwohl er nicht über die Versammlung als Gesamtheit spricht, sondern über die einzelnen Gläubigen (als Pilger) und darüber, dass sie Priester sind. Der Aspekt des Hauses steht in Verbindung mit Verantwortung im Dienst und der Ordnung (Kap. 4).
Petrus schreibt
als Hirte (s. bes. Kap. 1,3.22). Er hatte dazu einen Auftrag vom Herrn (Joh 21,15-17). Eine wichtige Rolle spielt dabei der Gehorsam (1,2.14.22). Er spricht öfter von Hirten und Schafen in diesem Brief.
an Juden; daher zitiert er oft das Alte Testament. Damit waren seine Leser vertraut. Das richtige Verständnis der Bibelzitate erschließt uns diesen Brief.
Wir sind berufen
zur Heiligkeit (1,15)
aus der Finsternis ... um die Tugenden ... zu verkündigen (2,9)
für Gutestun zu leiden (2,21)
Segen zu erben (3,9)
zu Gottes ewiger Herrlichkeit (5,10)
Die verschiedenen Namen des Herrn
11 x Christus
8 x Jesus Christus
2 x der Herr
je einmal Herr Jesus Christus, der Herr Christus, Christus Jesus
Christus
Gehorsam und Blutbesprengung Jesu Christi
Hoffnung durch die Auferstehung Christi
Wir lieben Ihn und frohlocken mit unaussprechlicher und verherrlichter Freude, obwohl wir Ihn nicht gesehen haben
Wir sind erlöst durch sein kostbares Blut
Wir kommen als lebendige Steine zu Ihm als dem lebendigen Stein
Er ist unser Vorbild im Leiden (Kap. 2,21–25)
Wir sind aufgerufen, Ihn in unseren Herzen zu heiligen
Der Erzhirte wird offenbar – wir empfangen die Krone der Herrlichkeit
Friede sei euch allen, die ihr in Christus seid
Petrus spricht von Leiden
Um des Gewissens willen (2,19.20)
Um der Gerechtigkeit willen (3,14)
für Bösestun (3,14–17)
Wenn man der Sünde nicht nachgibt (4,1)
Mit und für Christus (4,12–16)
Leiden und Herrlichkeit
Leiden (pavqhma): (viermal) in diesem Brief: „von den Leiden, die auf Christus kommen sollten“ (1,11); „insoweit ihr der Leiden des Christus teilhaftig seid“ (4,13); „Zeuge der Leiden des Christus“ (5,1); „dieselben Leiden sich vollziehen an eurer Brüderschaft“ (5,9)
leiden (pavscw): (zwölfmal) – „indem er ungerecht leidet“ (2,19); „indem ihr Gutes tut und leidet“ (2,20); „denn auch Christus hat für euch gelitten“ (2,21) „... der ... leidend, nicht drohte“ (2,23); „Aber wenn ihr auch leiden solltet um der Gerechtigkeit willen“ (3,14); „für Gutestun zu leiden“ (3,17): „denn es hat ja Christus einmal für Sünden gelitten“ (3,18); „Da nun Christus für uns im Fleische gelitten hat“ und „wer im Fleisch gelitten hat“ (4,1.1); „Dass doch niemand von euch leide“ (4,15); „die nach dem Willen Gottes leiden“ (4,19); „nachdem ihr eine kleine Zeit gelitten habt“ (5,10).
Herrlichkeit: (elfmal) Kap. 1,7.11.21.24; 4,11.13.14; 5,1.4.10.11.
Das zweite Buch Mose beginnt mit Leiden und endet mit Herrlichkeit (der Wolke der Herrlichkeit).
Zerstreuung und Sammelpunkt
Wir sind zerstreut in der ganzen Welt (1,1) und zugleich haben wir einen großen Sammlungspunkt (das Haus Gottes). Kapitel 1 beschreibt, wie wir sein sollen: heilig; Kapitel 2, wo wir sein sollen: im Haus Gottes, bei Gott.
Parallele dieses Briefes mit den fünf Büchern Mose
Erwählung Abrahams (1Mo – 1Pet 1,1-2)
Erlösung (2Mo – 1Pet 1,18-20)
Priesterdienst (3Mo – 1Pet 2,5)
Erfahrungen, Prüfungen (4Mo – 1Pet 2,11)
Verantwortung (5Mo 1Pet 5,1).
Pentateuch-Zyklus in diesem Brief
Einleitung (1,1.2)
Erbteil – das verheißene Land – Erprobung in Feuer (1,3–12)
Erlösung durch das Blut – Lenden umgürtet (1,13–25)
Opfer- und Priesterdienst (2,1–10)
Wüstenwanderung – eine Welt voller Versuchungen (2,11–3,7)
Vorstellen von Geboten (3,8–12 oder noch weiter?)
Literaturverzeichnis
JND, Synopsis
Kelly, Bible Treasury, Bd. N3 auf https://biblische-lehre-wm.de/wp-content/uploads/NT-21-1Petrus-WKelly-D.pdf
JND, Collected Writings, Bd. 28
Kelly, Introductory Lectures to the New Testament, Bd. III
Grant, Numerical Bible
H.L. Heijkoop, Der erste Petrusbrief
Vincent, Word Studies
Nestle-Aland, Novum Testamentum
Kapitel 1
Einleitung
Petrus erwähnt zu Beginn zwei Themen: Auserwählung und Blutbesprengung, die er in Kapitel 2 durch das Haus Gottes, den Tempel (V. 4–7) und das auserwählte Geschlecht (V. 9) weiter ausführt.
In den Versen 3–12 stimmt er ein Lob Gottes an, das sich wie eine Knospe immer weiter öffnet und zu einer wunderschönen Blume wird – eine Herrlichkeit kommt aus der anderen hervor (vgl. Eph 1,3).
Der Gehorsam spielt eine wichtige Rolle (V. 2.13.22).
Kapitel 1 führt hin zum Priesterdienst im Haus Gottes, dem Tempel.
Einteilung
Gruß und Gnade und Friede (V. 1.2)
Das Lob des Gottes und Vaters für das Erbteil und die Errettung (V. 3‒12)
Kinder des Gehorsams sind heilig (V. 13‒16)
Anrufen des Vaters und das kostbare Blut Jesu (V. 17‒21)
Reinigung der Seelen durch das Wort Gottes zu ungeheuchelter Bruderliebe (V. 22‒25)
Vers 1
Petrus, Apostel Jesu Christi, den Fremdlingen von der Zerstreuung von Pontus, Galatien, Kappadozien, Asien und Bithynien, auserwählt: Petrus war der Apostel der Beschneidung (Gal 2,7-8). Dennoch war es vor allem Paulus, der umherzog und den zerstreuten Juden das Evangelium verkündigte. Die beiden Briefe sind ein Beweis dafür, dass Petrus seinen Dienst erfüllt hat; er tat es hauptsächlich mit „Papier und Feder“.
Apostel: Nicht Stellvertreter Christi!
Fremdlinge [parepivdhmoς]: Fremder, Gast, der an seinem Wohnort kein Bürgerrecht hat, am fremden Ort angesiedelt. Zerstreute Juden (1,18). Als Christen waren sie jetzt in doppelter Hinsicht Fremdlinge (2,11); hier jedoch ein anderes Wort: paroikoς. „... ohne Bürgerrecht“ in 2,11 ist Beisassen [parepivdhmoς].
Die Juden waren als Gläubige aus der Synagoge ausgeschlossen, zugleich wurden sie als Christen vom Römischen Reich abgelehnt.
Abraham war ebenfalls bereits ein Fremder im Land der Verheißung.
Zerstreuung [diasporav]: Im Alten Testament ist die Zerstreuung Israels sehr oft die Folge des Gerichts (3Mo 26,33: 5Mo 4,27; 28,64; Ps 44,10; 60,1; 106,27; Jer 9,17; 25,34; Hes 36,19; Joh 7,35; Jak 1,1). Darum erinnert „Fremdlinge in der Zerstreuung“ zuerst einmal an die Untreue des Volkes Israel, weshalb Gott sie als Folge des Gerichts aus dem Land vertrieben hatte.
Pontus, Galatien, Kappadozien, Asien, Bithynien: Dies sind Provinzen in „Kleinasien“, heute weitgehend das Gebiet der Türkei: Der heutige Name ist „Anatolien“. Heute noch erinnert im Norden Kleinasien das Pontische Gebirge an das Pontus Gebiet.