Walter Thomas Prideaux Wolston
Kommentar von Walter Thomas Prideaux Wolston
1Pet 1,1Kommentar zu 1. Petrus 1,1
Unsere himmlische Berufung
Die große Wahrheit, die uns im ersten Brief des Petrus vorgestellt wird, ist der Gedanke der Regierungswege Gottes in Bezug auf sein Volk, die Gerechten (1); während im zweiten Brief des Petrus dieselben Regierungswege in Bezug auf die Gottlosen den Grundgedanken bilden.
In diesem ersten Kapitel ist die Weise, wie die uns zugewandte Gnade Gottes wirkt, um uns auf dem Weg in den verschiedenen Versuchungen und Anfechtungen aufrechtzuerhalten und uns die nötige Ermutigung zu geben, besonders auffallend. Das erste Kapitel zeigt uns im Besonderen die Versuchungen des Christen und wie er darin getragen wird. Das zweite Kapitel hingegen stellt insbesondere die Vorrechte des Christen vor.
Es fällt auf, an wen Petrus schreibt: „Petrus, Apostel Jesu Christi, den Fremdlingen von der Zerstreuung von Pontus, Galatien, Kappadozien, Asien und Bithynien“ (1Pet 1,1).
Es waren gläubige Juden, die durch die Verfolgungen, die nach dem Tod des Stephanus aufkamen, zerstreut wurden. Petrus kommt hiermit also der Aufforderung des Herrn nach, die ihm bei seiner öffentlichen Wiederherstellung in Joh 21,17 gegeben wurde: „Weide meine Schafe.“ Ich spreche von seiner öffentlichen Wiederherstellung, da es auch eine persönliche Begegnung zwischen dem Herrn und Petrus gegeben hatte, wie wir in Lk 24,34 sehen, wo es heißt: „Der Herr ist wirklich auferweckt worden und dem Simon erschienen.“ Sicherlich kam bei dieser persönlichen Begegnung zwischen dem Herrn und Petrus, als niemand sonst in der Nähe war, alles ans Licht, was seinen Fall und das, was dazu geführt hatte, betraf, obwohl wir von dem, was dort besprochen wurde, nichts Näheres erfahren. Bei seiner öffentlichen Wiederherstellung legte der Herr jedoch das in die Hände von Petrus, was Er überaus liebte, und zeigte somit das Vertrauen seines Herzens gegenüber Petrus. Wie kann ich am ehesten mein Vertrauen in einen Freund beweisen, wenn ich im Begriff stehe, fortzugehen? Sicherlich nicht, indem ich zu ihm hingehe und ihm lediglich sage, dass ich Vertrauen in ihn habe, sondern indem ich die Person oder Sache, die ich am meisten wertschätze, in seine Hände übergebe.
Eben dies war die Art und Weise der Gnade, in der der Jünger wiederhergestellt wurde, der so tief gefallen war und gefehlt hatte. Dreimal hatte Petrus geleugnet, dass er seinen Meister kenne. Der Meister gab ihm nun drei Verantwortungen für die Seinen, die Er so überaus liebte. Petrus hatte seinen Herrn verleugnet, als er auf sich selbst vertraute, da Selbstvertrauen die Wurzel all unseres Versagens ist. Dann aber ist es schön zu sehen, wie der Herr ihm vertraute. Über das, was stattgefunden hatte, als sie sich alleine begegnet waren, legte der Herr einen Schleier, doch vor allen seinen Brüdern gab der Herr ihm seinen Platz zurück, als Er seine Schafe und seine Lämmer in die Hände des Petrus legte, um diese zu weiden und zu ernähren.
Als Petrus den Brief schrieb, war alles Jüdische unter dem Urteilsspruch Gottes. Doch Petrus entfaltet nun für diejenigen, die mit dem Judentum verbunden waren, die himmlische Berufung des Gläubigen, an Stelle der nationalen, irdischen Berufung, die beiseitegesetzt worden war. Die himmlische Berufung umfasst weit mehr als die Versammlung. Abraham zum Beispiel, obwohl er nicht Teil der Versammlung ist, war ein Teilhaber der himmlischen Berufung, „. . . denn er erwartete die Stadt, die Grundlagen hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist“ (Heb 11,10).
(1) Eine Übersicht über die Hauptthemen der einzelnen Kapitel des ersten Petrus-Briefes befindet sich im im Abschnitt "Rückschau" des Kommentars zu 1Pet 5,14.