Einleitung
Kapitel 3,1–3,13 nimmt Bezug auf Mose als Apostel und in Kapitel 4,14–16 auf Aaron als Hoherpriester. In Kapitel 1,1‒2,4 geht es um Christus als Apostel; in Kapitel 2,5‒18 um Christus als Hohenpriester.
Mose und Aaron sind Vorbilder von Christus: Mose war der Apostel, der das Volk mit dem Wort Gottes bekanntmachte, es aus Ägypten herausführte und das Haus baute. Aaron war der Hohepriester, der das Volk vor Gott vertrat (2Mo 30; 3Mo 23). Er ging täglich ins Heiligtum und einmal in Jahr (am großen Versöhnungstag) ins Allerheiligste.
Einteilung
Jesus Christus ist größer als Mose ‒ Sohn über das Haus Gottes (V. 1–6)
Die Ruhe des Volkes Gottes ‒ Warnung vor Unglauben und Abfall (V. 7–13)
Das warnende Beispiel der Israeliten in der Wüste (V. 14–19)
Vers 1
Daher, heilige Brüder, Genossen der himmlischen Berufung, betrachtet den Apostel und Hohenpriester unseres Bekenntnisses, Jesus: Nachdem der Apostel Paulus nun den Herrn Jesus als Apostel und Hohenpriester beschrieben hat, fordert er die Empfänger auf, Jesus zu betrachten.
Heilige Brüder: Heiligkeit und eine himmlische Berufung charakterisieren einen Christen. Die Juden waren dem Fleisch nach Brüder, doch die gläubigen Juden sind heilige Brüder. Sie waren nun auf eine viel weitergehende Weise für Gott abgesondert. So sind alle Christen für Gott abgesondert (vgl. 2,10.11).
Genossen der himmlischen Berufung: o. Mitteilhaber. Die Juden hatten eine irdische Berufung, Christen haben eine himmlische Berufung. Ein Jude wurde man durch die natürliche Geburt, Christ wird man durch die neue Geburt. Die himmlische Berufung wird in Philipper 3,14 beschrieben. Sie ist zwar himmlisch, doch das Leben der „heiligen Brüder“ spielt sich noch auf der Erde ab. Dieser Brief zeigt, wie die „Genossen der himmlischen Berufung“ auf der Erde von Christus im Himmel vor Gott repräsentiert werden. Die Juden waren zu einem irdischen Tempel (dem Haus des Vaters) gebracht, Christen gehören zu einem himmlischen Heiligtum und zum ewigen Haus des Vaters (Joh 14,2).
Diese himmlische Berufung müssen wir von der Berufung in Epheser 4,1 unterscheiden. Im Epheserbrief geht es um die Berufung zur Einheit der Versammlung Gottes in Christus, um die Einheit des Leibes mit dem Haupt.
Betrachtet ... Jesus [katanoevw]: Die gläubigen Hebräer hatten in Jesus den verheißenen Messias erkannt. Er war bereits gekommen. Betrachten heißt auch ...
wahrnehmen – etwas (nachdenklich) bemerken; etwas (letztendlich bzw. vollständig) erkennen, (be)merken, verstehen; etwas beobachten (vgl. Mt 7,3; Lk 6,41; 20,23; Apg 27,39 und andere Stellen).
etwas nachdenklich betrachten – etwas genau, sorgfältig und überlegend betrachten; seine Gedanken beziehungsweise seine Aufmerksamkeit auf etwas richten; etwas erwägen (vgl. Lk 12,24.27; Apg 7,31; Röm 4,19; Heb 3,1; 10,24 und andere Stellen).
Apostel und Hohepriester: In Kapitel 1 hat der Apostel Paulus den Herrn Jesus als Apostel vorgestellt, in Kapitel 2 als Hohenpriester. Als Apostel kam Er von Gott zu Menschen, als Hoherpriester nahen Menschen durch Ihn zu Gott. Das Volk hatte gesagt: „Wir wissen, dass Gott zu Mose geredet hat; von diesem aber wissen wir nicht, woher er ist“ (Joh 9,29). Die gläubigen Hebräer wussten, „dass er von Gott ausgegangen war und zu Gott hingehe“ (Joh 13,3).
Beim Herrn Jesus als Apostel geht es darum, dass Er der Sohn Gottes ist (Kap. 1); Hoherpriester ist Er als der Sohn des Menschen (Kap. 2). Obwohl Paulus ein Apostel war, bezeichnet er sich in diesem Brief nicht als Apostel. Er tritt als Lehrer auf. In Kapitel 1 und 2 wird die überragende Stellung Christi über die Engel hervorgehoben, hier seine überragende Stellung über Mose. In Kapitel 4,14–16 geht es um Christus als Hoherpriester.
Mose und Aaron waren gestorben, unser Apostel und Hoherpriester lebt auf immerdar. Wir dürfen Ihn jeden Tag betrachten und immer besser kennenlernen. Er ist Gott und Mensch in einer Person; Er hat alle Herrlichkeiten, die wir in den Kapiteln 1 und 2 finden. Er ist als Apostel aus dem Himmel herabgekommen und dorthin als Hoherpriester zurückgekehrt. Christen sind auf dem Weg zu Ihm, das ist ihre hohe Berufung, ja, die himmlische Berufung.
Unseres Bekenntnisses [oJmologiva] Bekenntnis bedeutet, sich zu Christus zu bekennen. Es kann aber auch ein Lippen-Bekenntnis sein. Der Schreiber wendet sich immer wieder an solche, die in der Gefahr standen, zum Judentum zurückzukehren. (Das war allerdings der Beweis, dass sie nicht von neuem geboren waren.)
Jesus: Die jüdischen Christen hatten in Jesus den Messias erkannt. Alle Verheißungen in Verbindung mit dem Messias waren in Ihm erfüllt.