Behandelter Abschnitt 2Tim 3,2-4
Denn die Menschen werden selbstsüchtig sein, geldliebend, prahlerisch, hochmütig, Lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar, heillos, ohne natürliche Liebe, unversöhnlich, Verleumder, unenthaltsam, grausam, das Gute nicht liebend, Verräter, verwegen, aufgeblasen, mehr das Vergnügen liebend als Gott: Der hier aufgezählte Sündenkatalog ähnelt der Beschreibung in Römer 1,28-32: Es sind die Sünden der Heiden. Hier sind es die Kennzeichen solcher, die sich zum Christentum bekennen. „Nur fehlen hier einige der gröbsten Sünden, weil der äußere Einfluss des Christentums sich immer als mäßigend erwiesen hat“ (AR). In Römer 1 geht es um Menschen, die Gott nicht kennen, hier geht es um Menschen, die vorgeben, Gott zu kennen.
Insgesamt sind es 18 Kennzeichen:
Verhalten | Alternative | Erklärung | |
---|---|---|---|
1 | selbstsüchtig | selbstliebend | die Mutter alles Bösen, Christen sollen sich nicht selbst lieben |
2 | geldliebend | Geld spielt heute auch bei Gläubigen eine große Rolle (1Tim 6,10); die Pharisäer waren ebenfalls geldliebend (Lk 16,14), so auch Judas | |
3 | prahlerisch | wer das Geld liebt, prahlt damit und denkt, es war seine Leistungen | |
4 | hochmütig | arrogant | hochmütig geht über prahlen hinaus, diese Wurzel steckt sehr tief im Menschen |
5 | Lästerer | geringschätzig von Gott und Menschen reden, falsche Dinge verbreiten | |
6 | Eltern ungehorsam | Ablehnung von Autorität, Auflösung der Gesellschaft, liegt aber auch an den Eltern, weil sie nicht auf Gehorsam achten | |
7 | undankbar | ein Christ hat sehr viele Segnungen, wir werden oft zur Dankbarkeit aufgefordert | |
8 | unheilig | pietätlos | Verachtung heiliger Dinge |
9 | ohne natürliche Liebe | Liebe zwischen Eheleuten und zwischen Eltern und Kindern wird verleugnet, aber auch Liebesbeweise an Ungläubige | |
10 | unversöhnlich | treulos, wortbrüchig | Dieselbe Wurzel wie Selbstsucht – man will sich nicht vertragen und will sich nicht vergeben. |
11 | Verleumder | Andere in ein schlechtes Licht stellen indem man falsche oder ungeprüfte Dinge weitergibt. | |
12 | unenthaltsam | Rücksichtslosigkeit im Handeln | |
13 | grausam | ohne Sanftmut, bewusst anderen Schaden zufügen, andere quälen | |
14 | das Gute nicht liebend | man nennt das Böse gut und das Gute böse (Jes 5,20; Röm 1,32). | |
15 | Verräter | einen Freund an andere verraten, indem man vertrauliche Dinge ausplaudert – skrupelloses Verhalten | |
16 | verwegen | unbesonnen | oder eigensinnig, man folgt seinem eigenen Willen. |
17 | aufgeblasen | ähnlich wie Prahlerei, man macht sich größer als man ist | |
18 | mehr das Vergnügen liebend als Gott | Man sucht alle weltlichen Dinge mitzunehmen. An Gott und seinem Willen hat man kein Interesse. |
Selbstsüchtig: [fivlautoς]. Damit beginnt die Aufzählung dieser Sünden. Egoisten, egozentrische Menschen. Die „moderne christliche Psychologie“ mit liebe dich selbst ‒ wie deinen Nächsten ‒ entspricht dieser Selbstsucht.6 Wie ganz anders ist das Kennzeichen der Kinder Gottes: Sie lieben Gott und die Kinder Gottes (vgl. Eph 5,1-2; Joh 13,34-35; 1Joh 5,1-2). Der Gegensatz ist Selbstverleugnung (vgl. Mt 22,39). Der Maßstab unserer Liebe zu anderen ist nicht die Liebe zu uns selbst, sondern die Liebe, die der Herr zu uns hat. – Die Liebe zu anderen kommt nicht zuletzt in einer vergebenden Haltung zum Ausdruck (Mt 6,12).
Geldliebend [filavrguroς]: In 1. Timotheus 6,10 wird die Geldliebe eine Wurzel alles Bösen genannt. Die Pharisäer waren geldliebend (Lk 16,14). Der Materialismus stark in unserer Zeit in die Christenheit eingedrungen.
In den westlichen, fast ausschließlich auf den Kapitalismus ausgerichteten Gesellschaftsformen ist die Geldliebe auch für den Christen eine der größten Gefahren. Wie wird danach gestrebt, Reichtum zu erwerben, zu besitzen und zu zeigen (AR).
Prahlerisch [ajlazwvn]: o. Windbeutel; in 1. Johannes 2,16 „Hochmut des Lebens“. Lautstarkes Verkünden eigener Leistungen wird häufig als eine Tugend angesehen. Man prahlt über das Erreichte. Das Gegenteil ist Demut. Hochmut war die Sünde, die Satan zu Fall brachte (Jes 14,12; Hes 28,16). Hoffart geht dem Sturz und Hochmut dem Fall voraus (Spr 16,18).
Hochmütig [uJperhvfanoς]: darüber erscheinen (Lk 1,51; Röm 1,30; Jak 4,6; 1Pet 5,5). Andere verachten; über andere erhaben sein, arrogant, letztlich stolz gegenüber Gott.
Lästerer [blavsfhmoς]: lästern ist, mit böser Absicht bewusst unwahre Dinge sagen über (a) (meistens) Gott und über (b) Menschen. Schmähen und beschimpfen anderer und besonders Gott durch Wort und Tat. Von Gott oder göttlichen Dingen in Ausdrücken zu sprechen, die mangelnde, ungöttliche Verehrung verraten (vgl. Mt 9,3; 26,65). Lästerung (Mt 15,19; Mk 7,22; Mt 12,31). Was sagen Theologen heute über Gott, über den Herrn Jesus und über das Wort Gottes!
Den Eltern ungehorsam [jgoneiς ajpeiqhς]: Autorität wird „geradezu als böses Relikt einer überwundenen Epoche gebrandmarkt“ (AR). Gehorsam und Liebe sind jedoch die Kennzeichen wahren, göttlichen Lebens. Darauf ruht ein besonderer Segen. Sind wir als Christen Gott, unserem Vater, von Herzen gehorsam? Das ist die beste Voraussetzung für Eltern im Blick auf das Handeln gegenüber ihren Kindern.
Undankbar [ajcavristoς]: vgl. Röm 1,21:
Obwohl diese Menschen so viele Segnungen genossen haben, nicht allein in der Schöpfung (Apg 14,17), sondern auch auf dem Gebiet des Christentums (Heb 6,4-5) haben sie Gott nicht gedankt. Die Ermahnung „seid dankbar“ ist offensichtlich für uns nicht überflüssig (Eph 5,20; Kol 3,15.17; 1Thes 5,18) (HPM).
Der Christ bekennt, dass er
Leben in Christus hat
Vergebung der Sünden besitzt
auf den Tod Christi getauft ist und damit der Sünde gestorben
unter Gnade und nicht mehr unter Gesetz steht
frei vom Verderben ist und dass die Sünde nicht mehr über ihn herrscht
den Geist der Sohnschaft hat
zum Leib Christi gehört
ein Kind Gottes ist usw.
Heillos [ajnovsioς]: o. unheilig (1Tim 1,9); Gegenteil von gnädig, barmherzig. „Wenn die Gnade nicht gefühlt wird, endet sie in Ablehnung, Verachtung, Wertlosigkeit. Die Konsequenz der Undankbarkeit ist Unheiligkeit und Profanisierung“ (WK). Heilig ist nicht abgeleitet von aJgioς, sondern oJsioς: profan, ungeweiht, weltlich, unrein, nicht in Übereinstimmung mit Gott, nicht geschickt für den Dienst Gottes.
Ohne natürliche Liebe [ajvstogoς]: Das Fehlen natürlicher Zuneigungen. Dieses Wort wird hauptsächlich auf das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern bezogen. Dadurch Zerstörung der sozialen Bindungen und des Zusammenlebens der Menschen. Ende 1994 gab es 50 000 obdachlose Kinder in der BRD. Wie viele mögen es heute sein?
Unversöhnlich [ajvspondoς]: wortbrüchig, treulos. Jede Art von Verpflichtung ablehnen, um frei und ungebunden zu sein und ohne Rücksicht auf die Interessen anderer zu leben.
In den letzten Zeiten wird es unmöglich sein, zwischen solchen verhärteten Namenschristen Versöhnung herzustellen (HPM).
Verleumder [diavboloς]: (1Tim 3,11; Tit 2,3; Joh 6,70). Also eigentlich: Teufel, den der Herr Jesus einen Lügner und Vater der Lüge nennt (Joh 8,44).
Unenthaltsam [ajkratoς]: schwach in der Selbstbeherrschung, unmäßig, unenthaltsam, hemmungslose Genusssucht. Wörtlich „ohne Willenskraft“, das entsprechende Substantiv kommt in Matthäus 23,25 und 1. Korinther 7,5 vor.
Grausam [ajnhvmeoς]: nicht zahm, sanft. Das Wort ist verwandt mit nicht-kulturell. Die Kultur ist eine Tugend, die in der letzten Zeit in der Christenheit verloren gehen wird.
Ohne natürliche Liebe [ajfilagaqoς]: man kann auch übersetzen: ohne Liebe zu den Guten. Wenn es für diese Menschen keinen Vorteil hat, das Gute zu wählen, wählen sie das Böse (vgl. Jes 5,20).
6 Selbstliebe und Selbstannahme als Geschöpft Gottes sind zwei unterschiedliche Dinge.↩︎