Behandelter Abschnitt 1Thes 2,1-2
Einleitung
Der Apostel beschreibt in diesem Kapitel ausführlich sein Verhalten und das seiner Mitarbeiter unter den Thessalonichern. Das gewährt uns einen besonderen Einblick in die Motive eines hingegebenen Dieners des Herrn.
Die Gläubigen wurden verfolgt und das Evangelium abgelehnt.
Einteilung
Die Aufnahme des Apostels Paulus und seiner Mitarbeiter in Thessalonich (V. 1.2)
Sieben negative Eigenschaften, die bei diesen Dienern des Herrn nicht vorhanden waren (V. 3–6)
Sieben positive Eigenschaften, die sich wohl bei ihnen vorfanden (V. 7–12)
Wie die Thessalonicher das Wort Gottes aufgenommen hatten (V. 13)
Wie die Juden sich als Feinde Gottes erwiesen (V. 14–16)
Das Verlangen der Diener des Herrn, die Thessalonicher wiederzusehen. Schließlich ein Ausblick auf das Kommen des Herrn Jesus (V. 17–20)
Verse 1.2
Denn ihr selbst kennt, Brüder, unseren Eingang bei euch, dass er nicht vergeblich war, 2 sondern nachdem wir in Philippi zuvor gelitten hatten und misshandelt worden waren, wie ihr wisst, waren wir freimütig in unserem Gott, das Evangelium Gottes zu euch zu reden unter großem Kampf {o. großer Anstrengung}: Der Eingang ist das Auftreten. Paulus war bereit, sein Leben für das Evangelium zu geben (vgl. V. 8). Er erinnert die Briefempfänger noch einmal an seinen kurzen Aufenthalt in Thessalonich, den er hier „unseren Eingang bei euch“ nennt. Bereits in Kapitel 1,9 hatte er erwähnt, dass man sogar in Achaja, Mazedonien und darüber hinaus davon sprach, welchen Eingang (welche Aufnahme) sie bei den Thessalonichern seinerzeit hatten.
Nachdem wir in Philippi zuvor gelitten hatten: In Apostelgeschichte 16 sehen wir, wie Paulus und Silvanus (Silas) in Philippi gelitten hatten: Zuerst hatte man sie auf den Markt zu den Vorstehern1 geschleppt, danach zu den Hauptleuten2; man hatte ihnen die Kleider vom Leib gerissen und sie anschließend ausgepeitscht; danach waren sie eingekerkert worden, und zwar an einem besonders sicheren Ort im Gefängnis; zu guter Letzt wurden ihre Füße in einem Stock3 befestigt. Was hatten sie getan? Sie hatten einer von Satan geknechteten Frau einen Dämon ausgetrieben. Und wie hatten Paulus und Silas auf die Misshandlungen reagiert? Um Mitternacht beteten sie und lobsangen Gott. In der schwierigsten Lage auch das noch: beten und singen!
Das Erleben hatte bei diesen beiden Männern einen tiefen bleibenden Eindruck hinterlassen. Es war übrigens nicht das erste Mal, dass Paulus misshandelt wurde. In Lystra war er ein oder zwei Jahre früher gesteinigt worden, und da man glaubte, dass er gestorben sei, hatte man ihn zur Stadt hinausgeschleift (Apg 14,19).
Das Evangelium Gottes zu verkündigen: (vgl. 1,5: „unser Evangelium“). Trotz dieser so ungünstigen äußeren Umstände hatten sie in ihren Herzen dennoch einen tiefen Frieden. Und mit ihrem Mund sprachen sie unerschrocken und bereitwillig das Evangelium Gottes. Für sie gab es nichts Herrlicheres, als Menschen mit dieser Botschaft für Sünder, dem Gnadenangebot Gottes durch seinen Sohn Jesus Christus, bekanntzumachen.
Waren wir freimütig in unserem Gott: Wir wollen uns fragen, ob auch wir unerschrocken, freimütig sind im Bekennen unseres Herrn vor den Menschen, die Ihn noch nicht kennen. Das geht möglicherweise nicht ohne geistlichen Kampf. Es gilt Hindernisse zu überwinden: Bei dem einen ist es Bequemlichkeit, bei dem anderen mangelnder Mut, bei dem anderen mangelnde Zeit, bei dem nächsten ... Was ist es bei dir, dass du aufgehört hast, den Herrn Jesus zu bekennen und dich um das Heil verlorener Menschen zu kümmern, die alle eine unsterbliche Seele haben?
Unter großem Kampf [pollw` ajgw`ni]: Die letzte Zusammenfassung der Kräfte vor dem Sieg (Rien.) Die Verkündigung des Evangeliums geschah unter großem Kampf. Vielleicht dachte der Apostel dabei an die Feindschaft der Menschen, die sich dem Evangelium entgegenstellten. Oder war es der Kampf im Gebet um die Verlorenen? Paulus verkündigte kein „Nimm-oder-lass-es-Evangelium“. Er war weder ein „Theologe“ noch ein christlicher Philosoph, der die Wahrheit korrekt darlegte; er war auch kein Mystiker, der über seine Träume, Eindrücke oder Erfahrungen sprach. Er verkündigte das Evangelium mit dem brennenden Verlangen nach der Bekehrung Verlorener und unter großem Kampf. Bei solch einer Verkündigung konnten die entsprechenden Früchte nicht ausbleiben.
1 Archonten, hohe Beamte der Behörden.↩︎
2 Prätoren, oberste Richter einer Stadt.↩︎
3 oder Block; hölzernes Marterwerkzeug, in das die Füße der Gefangenen eingespannt wurden.↩︎