Behandelter Abschnitt 1Thes 2,1-5
Gottes Fürsorge für seine Schafe
Der Prophet Jesaja liebt es, das Volk Gottes mit einer Herde zu vergleichen, und zeigt, dass Gott seine Freude daran hat, diese Herde zu nähren: „Er wird seine Herde weiden wie ein Hirte, die Lämmer wird er auf seinen Arm nehmen und in seinem Schoß tragen, die Säugenden wird er sanft leiten“ (Jes 40,11). Die Schafe der Herde stehen immer in Gefahr, durch den Feind in verschiedene Richtungen zerstreut zu werden. Doch Er sammelt sie mit der Kraft seiner Arme und liebt sie mit einem Herzen voller Zuneigung. In unserem Kapitel finden wir die besondere Fürsorge für seine Schafe.
Wir erkennen die feine und sanfte Art und Weise, mit der Gott diesen Jungbekehrten gegenübertritt. Er tut das, damit sie würdig dessen wandeln, „der sie zu seinem eigenen Reich und seiner eigenen Herrlichkeit beruft“ (V. 12). Der Wolf mag das Ziel haben, die Schafe zu zerstreuen, doch wird der große Hirte die Schafe mit seinem Arm schützen. Der Feind mag versuchen, sie zu Fall zu bringen, doch der Hirte wird sie tragen und bis zur Herrlichkeit bringen. Die ersten zwölf Verse zeigen uns diese liebende Fürsorge Gottes, die durch den Apostel in Worte gefasst wird. Der zweite Teil dieses Kapitels zeigt uns anschließend die Ergebnisse dieser Fürsorge, wie sie sich in den christlichen Eigenschaften der jungen Gläubigen darstellt.
Um die Thessalonicher an die Gnade Gottes zu erinnern, die Er ihnen erwiesen hat, spricht der Apostel zuerst über seinen Eingang bei ihnen, als sie noch Sünder waren (2,1–5), dann über seine Freundlichkeit, die er ihnen als Jungbekehrte in einer Weise erwies, wie eine nährende Frau ihr Kind pflegt (2,6–9), und schließlich von seiner Treue zu ihnen, so wie ein Vater mit seinen Kindern handelt (2,10–12).
Die Gnade des Apostels für Sünder
„Denn ihr selbst kennt, Brüder, unseren Eingang bei euch, dass er nicht vergeblich war; sondern nachdem wir in Philippi zuvor gelitten hatten und misshandelt worden waren, wie ihr wisst, waren wir freimütig in unserem Gott, das Evangelium Gottes zu euch zu reden unter großem Kampf. Denn unsere Ermahnung war nicht aus Betrug noch aus Unreinheit noch mit List; sondern so, wie wir von Gott als bewährt befunden worden sind, mit dem Evangelium betraut zu werden, so reden wir, nicht um Menschen zu gefallen, sondern Gott, der unsere Herzen prüft. Denn niemals sind wir mit schmeichelnder Rede aufgetreten, wie ihr wisst, noch mit einem Vorwand für Habsucht, Gott ist Zeuge“ (2,1–5).
Der Apostel kam freimütig zu ihnen und wusste, dass sie die Errettung nötig hatten. Alle Sünder haben es nötig, errettet zu werden, sei es als religiöser Jude oder als götzendienerischer Heide. Sie waren beeindruckt, dass Paulus und seine Begleiter aus Philippi gekommen waren, wo sie Verfolgung und Leiden als Ergebnis der Verkündigung des Evangeliums erduldet hatten. Ihre Leiden hatten keinen Ärger in ihnen oder ein Ende der öffentlichen Verkündigung des Evangeliums hervorgerufen, wie es eine Reaktion des natürlichen Menschen gewesen wäre, im Gegenteil.
Der Apostel sagt: „sondern nachdem wir in Philippi zuvor gelitten hatten und misshandelt worden waren, wie ihr wisst, waren wir freimütig in unserem Gott, das Evangelium zu euch zu reden unter großem Kampf“ (2,2.3). Es war nicht die Freimütigkeit des Fleisches, die oft in Aggressivität des Fleisches ausartet, sondern die Freimütigkeit Gottes. Somit folgte der Apostel seinem Meister, der still seinen Weg weiter ging, als Steine auf ihn geworfen wurden. Keine Gewalt vonseiten des Menschen konnte schlechte Regungen in ihm hervorrufen oder seine Gnade dämpfen.
Darüber hinaus redete der Apostel zu ihnen in großem Kampf. Er reagierte also nicht nur ohne fleischliche Regungen, sondern hatte darüber hinaus auch ein ernstes geistliches Verlangen, die Seelen zu erreichen. Wenn der Apostel mit äußerer Freimütigkeit zu ihnen kam, war das immer mit innerer Reinheit verbunden. War die Art und Weise seines Verhaltens mit Freimütigkeit verbunden, so wurden seine inneren Motive von Reinheit begleitet. Es gab nichts an dem Predigenden oder an der Predigt zu finden, was den Hörer getäuscht hätte. Seine Rede war nicht „aus Betrug“ (2,3).
Seine Predigt war weder mit Unreinheit, die die Lust des Menschen angesprochen hätte, noch mit List verbunden, die die Wahrheit verschleiert und verbirgt. Seine Motive waren rein und er sagte nichts, um den Menschen zu gefallen oder um Menschen durch schmeichelnde Worte zu gewinnen, im Gegenteil. Die Predigt des Paulus öffnete den Menschen die Augen über ihren eigenen Zustand und überführte sie von ihren Sünden.
Er predigte die Wahrheit, auch wenn sie dem Fleisch niemals gefallen konnte oder er damit den Menschen hätte schmeicheln können. So etwas ist natürlich auch gar nicht nötig, denn Gewinn und Anerkennung bei Menschen zu erlangen, hat vor Gott keinen Wert. Aber die Botschaft der Wahrheit macht unendlich reich, wenn sie angenommen wird. Der Apostel konnte mit einer solchen Glaubwürdigkeit auftreten, dass er dem gefallen konnte, der die Herzen erforscht (2,5).