Einleitung
Nachdem Paulus in Kapitel 1 die Ratschlüsse Gottes entfaltet hat und in Kapitel 2 die Art und Weise, wie Gott diese Ratschlüsse verwirklicht hat, vertieft er in Kapitel 3 diese Wahrheit und nennt sie ein Geheimnis, das Gott durch Paulus offenbart hat. Das soll die Herzen der Epheser berühren.
Paulus ist hier ein Gefangener, der sein Herz sprechen lässt. Er beugt nun zum zweiten Mal seine Knie (V. 14). Das ganze Kapitel ist ein Einschub. Der erste Vers dieses Kapitels wird in Kapitel 4,1 fortgesetzt. Das Gebet in Kapitel 1 richtet Paulus an den „Gott unseres Herrn Jesus Christus“, das Gebet hier in Kapitel 3,14 richtet sich an den „Vater unseres Herrn Jesus Christus“.
Mit wenigen Worten teilt der Apostel tiefe Wahrheiten mit.
Einteilung
Die Wirkung des Dienstes der Wahrheit der Versammlung (V. 1.2)
Die Wahrheit der Versammlung bekannt gemacht durch Offenbarung (V. 3‒5)
Die Wahrheit der Versammlung auf diese Weise offenbart (V. 6)
Die Wahrheit ist dem Apostel Paulus offenbart und wird durch ihn bedient (V. 7.8)
Das Ziel des Dienstes der Wahrheit (V. 9‒11)
Das praktische Ergebnis des Dienstes der Wahrheit (V. 12.13)
Das Gebet, dass diese Wahrheiten in dem Gläubigen verwirklicht werden (V. 14‒21)
Vers 1
Deshalb ich, Paulus, der Gefangene Christi Jesu für euch, die Nationen: Eine der Hauptaussagen des vorhergehenden Abschnitts war die Einheit von Juden und Heiden, nämlich dass sie „wohl zusammengefügt“ waren (V. 21). Die Gläubigen sind Gott sehr nahe gebracht; sie bilden seine Wohnung. Das ist der Anlass für Paulus, die Epheser nun zu ermahnen, dieser Berufung würdig zu wandeln (4,1.2). Doch zuvor kommt er auf das zu sprechen, was er in diesem Kapitel schreibt.
Der Gefangene: Warum war Paulus im Gefängnis? Gerade wegen der Wahrheit, dass Nationen und Juden in Christus eins sind. Vergleiche dazu seine Verteidigungsrede in Apostelgeschichte 22. Bis Vers 21 („Geh hin, denn ich werde dich weit weg zu den Nationen senden“) hörten die Juden zu, doch dann brach ihre Wut los. Weil Paulus sich auf den Kaiser berief, kam er nach Rom (Apg 25,11.21.25). Das war die erste Gefangenschaft von 58–62. Seine zweite Gefangennahme war im Jahr 66; im Jahr 67 wurde er hingerichtet.
Für euch, die Nationen: Paulus war nicht ein Gefangener der Juden oder der Römer, sondern Christi Jesu. In Kolosser 1 – der Kolosserbrief ist etwa zur gleichen Zeit wie der Epheserbrief geschrieben – sagt er, dass er sich freut, in den Leiden seiner Gefangenschaft für die Kolosser in seinem Fleisch das, was noch rückständig war von den Drangsalen des Christus für seinen Leib, das ist die Versammlung, ergänzen zu können. Für Paulus war es ein Vorrecht, an den Drangsalen Christi teilnehmen zu dürfen, um das Wort Gottes zu vollenden (Kol 1,25). Die Vollendung ist die völlige Entfaltung des wunderbaren Geheimnisses, das von den Zeitaltern und den Geschlechtern her verborgen war: „Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit.“
Das war der Reichtum der Herrlichkeit dieses Geheimnisses unter den Nationen. Und darum sagt er hier in Epheser 3,1, dass er für sie, die Nationen, der Gefangene sei. Er saß nicht im Gefängnis, weil er der Apostel der Nationen war und den Nationen das Evangelium verkündigte, sondern vor allem, um seinen Dienst zu erfüllen, nämlich den Ratschluss Gottes völlig darzulegen.
Paulus spricht in diesem Kapitel nicht mehr von den Juden, sondern nur noch von den Nationen. Die Juden waren und sind bis heute eine Minderheit in der Versammlung Gottes. Israel ist Verstockung widerfahren. Das Heil wandte sich hauptsächlich an die Nationen, deren Apostel Paulus war.
Die Nationen sind Miterben, Miteinverleibte und Mitteilhaber (V. 6). Der unergründliche Reichtum des Christus wird unter den Nationen verkündigt (V. 8). Das große Heil wird nicht mehr einem kleinen Volk verkündigt, sondern allen Menschen, der ganzen Schöpfung (Mk 16,15). Uns, den Nationen, sind solche Segnungen zuteilgeworden, die wir ohne Christus waren, entfremdet dem Bürgerrecht Israels und Fremdlinge betreffs der Bündnisse der Verheißung, keine Hoffnung habend und ohne Gott in der Welt (Eph 2,12).