Einleitung
„Was wir bis jetzt von dem Evangelium in diesem Brief gelernt haben war eine Frage dazu, was Gott über sich im Blick auf uns erklärt hat, das, was Er für uns durch den Tod und die Auferstehung Christi gewirkt hat; das empfangen wir in einfachem Glauben. Es ist das, was Gott zu unserem Segen zu sagen hatte. Kapitel 6 beginnt mit der eindringlichen Frage: Was werden wir dazu sagen?“ (F. B. Hole).
Die Rechtfertigung hat zwei Seiten (a) im Blick auf Sünden (durch sein Blut) und (b) im Blick auf die Sünde (durch sein Leben, Rechtfertigung des Lebens; 5,18). Siehe auch Kapitel 4,24.25.
Das ist die weitgehendste Tragweite der Rechtfertigung. Ab Kapitel 5,12 geht es nicht mehr um unsere sündigen Taten. So, wie die Sünde und der Tod durchgedrungen waren, so sind auch die Gnade und das Leben durchgedrungen.
Die weiteren Ausführungen des Apostels entfalten uns den Weg, wie das Evangelium uns in die Freiheit führt, damit wir ein Leben der Gerechtigkeit führen können.
Einteilung
Der Gerechtfertigte ist einsgemacht mit Christus (V. 1‒11)
Der Gerechtfertigte stellt seine Glieder Gott dar und nicht der Sünde (V. 12‒23)
Vers 1
Was sollen wir nun sagen? Sollten wir in der Sünde verharren, damit die Gnade überströme: Was ist unsere Antwort auf das, was Gott durch die Rechtfertigung gewirkt hat und wir empfangen haben?
Verharren [ejpimevnw]: dabeibleiben, verharren. Wer diese Frage stellt, hat kaum begriffen, was Rechtfertigung ist; er kennt die christliche Stellung nicht (5,12–19). Wer in der Sünde verharrt, leugnet den Stellungs- oder Familienwechsel. Dieser Wechsel findet durch den Tod statt. Das Werk am Kreuz war ja eine Tat der Gerechtigkeit, wodurch Christus das Haupt einer neuen Familie wurde.
Eine solche Sprache verrät die Bosheit des menschlichen Herzens. Wie steht es um das Bewusstsein der Liebe Gottes, des Vaters, der seinen Sohn gegeben hat, und der Liebe Christi zu uns, der die schrecklichen Kreuzesleiden erduldet hat?
Damit die Sünde überströme: Das ist zwar eine logische Schlussfolgerung aus den letzten beiden Versen des vorhergehenden Kapitels, aber die Schlussfolgerung einer verdorbenen Gesinnung. So jemand kennt die Gnade nur als Kopfwissen. Diese Schlussfolgerung zerstört die Lehre und das Ergebnis der Rechtfertigung.