Behandelter Abschnitt Joh 10,17-18
Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben lasse {eig. einsetze; hinlege}, damit ich es wiedernehme. 18 Niemand nimmt es von mir, sondern ich lasse {eig. setze ... ein; lege ... hin} es von mir selbst aus. Ich habe Gewalt, es zu lassen, und habe Gewalt, es wiederzunehmen. Dieses Gebot habe ich von meinem Vater empfangen: Der Vater findet in dem Tod Jesu einen erneuten Anlass, Ihn zu lieben. Er hat Ihn während seines ganzen Lebens geliebt (Mt 3,17). Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat (1Joh 4,19); nicht so der Herr. Der Vater findet hier ein Motiv für seine Liebe zum Sohn. Wenn Er auch Gewalt hatte, sein Leben zu lassen und zu nehmen, wich Er doch nicht vom Pfad des Gehorsams ab.
Darum liebt mich der Vater
Dieses Handeln aus sich heraus, dem Antrieb des eigenen Herzens folgend, ist auch der beherrschende Gesichtspunkt des Johannes-Evangeliums. Hier haben wir bekanntlich das Werk von Golgatha in dem besonderen Charakter des Brandopfers. „Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben lasse, damit ich es wiedernehme. Niemand nimmt es von mir, sondern ich lasse es von mir selbst.“ So notwendig der Tod des Herrn zu unserem Heil war und nicht davon zu trennen – „für die Schafe“, heißt es gerade hier im engsten Zusammenhang – das eigentliche Thema ist bei Johannes die Hingabe des Herrn. Das Brandopfer zeigt uns das, was Gott im Tod des Herrn gefunden hat, diesen „duftenden Wohlgeruch“, den nur Er empfand und mit einer besonderen Regung Seiner Liebe beantwortete.
Der Herr fügt Seiner Erklärung noch hinzu: „ich habe Gewalt, es zu lassen, und habe Gewalt, es wiederzunehmen. Dieses Gebot habe ich von meinem Vater empfangen.“ Der Herr war kraft Seiner Gottheit völlig frei in der Frage des Sterbens und Auferstehens, aber Er machte keinen eigenmächtigen Gebrauch davon. Deshalb spricht Er von einem „Gebot“. Vielleicht haben wir uns gelegentlich darüber gewundert, dass hier im Zusammenhang mit höchster Freiwilligkeit von einem Gebot die Rede ist. Aber die Tat Seiner Hingabe vollzog sich in dem Bereich der Übereinstimmung des Herzens des Sohnes mit dem Herzen des Vaters, und diesen Bereich hat Er auch als Mensch nie verlassen.
Hinweis: Dass der Herr als Mensch von Gott auferweckt worden ist, ist ein anderer Gedanke, der uns hier nicht beschäftigt. Hier geht es um Ihn als Sohn, und als solcher ist Er auferstanden (vgl. Röm 1,3-4) – (Ernst-Eugen Hücking, Ermunterung + Ermahnung, 09/03).
Ich lasse es von mir selbst aus: So hat Er auch seinen Geist dem Vater übergeben (19,30). Es stimmt auch, dass Menschen Ihn getötet haben. So hat auch der Vater Ihn auferweckt, zugleich ist Er in eigener Kraft auferstanden. So hat Gott Ihn auf den Thron gesetzt – Er hat sich auch selbst daraufgesetzt.
Gewalt [ejxousiva]: Befugnis, Macht, Autorität. Er übt sie in Gemeinschaft mit dem Vater aus. Er hat dazu sogar ein Gebot bekommen.
Gebot: Über allem hatte der Herr als Mensch ein Gebot vom Vater. Darin kam seine Liebe zu Ihm zum Ausdruck, zugleich tat Er das vollkommen freiwillig: Der Herr handelte nicht nur aus Gehorsam, sondern auch aus Liebe, in Hingabe.
Zusammenfassende Fragen zu dem Kapitel bis hierher
Die verschiedenen Namen für die falschen Hirten und was sie tun.
Was tut der Herr?
Was charakterisiert die Schafe?
Wer sind die angesprochenen Personen: eine Anzahl Pharisäer (9,13)
In welchem Zusammenhang werden sie angesprochen: Anlass ist die Blindheit der Pharisäer und ihr Hass gegenüber solchen, die Christus anerkannten (9,22). Christus nimmt die Verworfenen als seine eigenen Schafe auf.
Worum geht es hauptsächlich?