Einleitung
Der erste Vers, der eigentlich noch zu dem vorhergehenden Abschnitt gehört, beendet diesen mit einer Beschreibung der Glückseligkeit des Friedensreiches. Jeder der drei Abschnitte dieses Hauptabschnittes des Hohenliedes endet mit solch einer Beschreibung (6,12; 8,1–4).
Eigentlich ist es ein Vorgeschmack dieser Freude im Leben der Braut, weil wir in dem jetzt folgenden Abschnitt finden, dass die Braut sich in einem Zustand des Schlafes befindet. Sie hat den Bräutigam vergessen und hat kein Verlangen nach seiner Gemeinschaft. Die Situation hier ähnelt der in Kapitel 3, obwohl sie durchaus keine Wiederholung ist. Hier ist sie geistlich viel reifer, und darum ist dieser Schlaf ernster.
Die Züchtigung ist daher auch größer (V. 7). Je mehr Einsicht ein Gläubiger hat, umso ernster muss der Herr ihn züchtigen.
Einteilung
Der Bräutigam folgt der Einladung (V. 1)
Die Braut schläft erneut, öffnet dem Bräutigam nicht, sucht ihn aber später (V. 2‒8)
Die Braut beschreibt die Schönheiten des Bräutigams (V. 9‒16)
Vers 1
Ich bin in meinen Garten gekommen, meine Schwester, meine Braut, habe meine Myrrhe gepflückt samt meinem Balsam, habe meine Wabe gegessen samt meinem Honig, meinen Wein getrunken samt meiner Milch. Esst, Freunde; trinkt, und trinkt euch fröhlich, Geliebte! {a.ü. und berauscht euch an der Liebe}: Der Bräutigam ist der Aufforderung der Braut gefolgt. Er drängt sich nicht auf. Zuerst findet er die Erinnerung an seine Leiden (Myrrhe), dann den Balsam (das ist der Trost), dann der Honig (die Liebe). Dann der Wein der Freude und die Milch – es erfreut Ihn, wenn wir im Gespräch mit Ihm Ausdrücke des Wortes Gottes gebrauchen.
Esst Freunde: Diese Freude an der Frucht der Braut will der Bräutigam nicht für sich behalten. Das Festmahl zu Beginn des Tausendjährigen Reiches finden wir auch in Jesaja 25,6 (vgl. Jes 66,11; Off 19,9).