Einleitung
Im vorhergehenden Kapitel wird die Gefahr von außen beschrieben, nun finden wir die Gefahr von innen: Die eigenen Brüder beuteten das Volk aus (vgl. 2Mo 22,27; 3Mo 25,36-37; 5Mo 23,19-20). Sünden werden unter dem Volk offenbar. Die Vorsteher verhalten sich nicht gut gegenüber dem Volk.
Streit und Kampf von außen ist verständlich, doch Streit von innen ‒ muss das sein? Oft spielt Neid eine Rolle.9
Immer wieder beeindruckt das schöne Vorbild Nehemias. Seine innere Haltung wird in Kapitel 5,19 sehr deutlich.
Einteilung
Das Volk beklagt sich wegen der Hartherzigkeit der Gläubiger (V. 1‒5)
Die Volksversammlung stellt die Übel ab (V. 6‒13)
Nehemias Uneigennützigkeit in seinem Amt (V. 14‒19)
Vers 1
Und es entstand ein großes Geschrei des Volkes und ihrer Frauen gegen ihre Brüder, die Juden: Die von ihren Brüdern versklavten Juden hatten nicht genügend zu essen. Waren sie denn aus der Knechtschaft Babylons befreit, um unter die Knechtschaft ihrer Brüder zu kommen? Was ist das für ein hässlicher Charakterzug der Sünde, wenn wir einander unter Druck setzen oder versklaven. Heute kann es geschehen, dass wir anderen unser Meinung oder vermeintliche Erkenntnis des Wortes Gottes aufdrücken. Nimmt der andere sie nicht an, meint man, sich von ihm trennen zu müssen. Das zugrundliegende Problem war damals die Armut einiger. Ist es nicht die Pflicht eines jeden Christen, sich um andere zu kümmern und mit ihnen zu teilen?
Es ist möglich, dass man alle Energie in den Kampf nach außen steckt, so dass man kein Auge hat, für die Nöte derer, mit denen man eng verbunden ist. Paulus schreibt in Römer 12,13: „an den Bedürfnissen der Heiligen nehmt teil; nach Gastfreundschaft trachtet.“ Das bezieht sich nicht nur auf finanzielle Nöte, sondern auch auf geistliche Bedürfnisse. Wer sich in ungute Dinge verstrickt hat, müssen wir dem nicht ebenfalls helfen? Dazu gehören auch Geschwister, die ihre Gemeinschaft mit dem Herrn verloren haben und dadurch unter ungute Einflüsse (Sklaverei) kommen? Der Herr Jesus ist in jedem Fall bemüht, die Seinen in die Freiheit zu stellen (Joh 8,36).
9 Siehe die Stellen, wo Neid uns Streit zusammen genannt werden (1Kor 3,3; 2Kor 12,20; Phil 1,15; 1Tim 6,4; Jak 3,14.6; 4,2).↩︎