Habt Erbarmen (Judas 22)
1Wenn das Herz in der Liebe Gottes erhalten wird, dann wird das Herz auch nach denen ausschauen, die Gott liebt. Wir werden jedoch nicht ermahnt, Erbarmen mit allen zu haben. Dies sollen wir nur mit den „einen“ haben, indem ein Unterschied gemacht wird. Den Führern des Abfalls begegnet man mit Abscheu, nicht mit Erbarmen. Aber es gibt auch diejenigen, die nicht willentlich, sondern aus Unwissenheit, verführt werden, und mit solchen sollen wir Erbarmen haben. Andere sind auf engere Weise mit dem Bösen verbunden, so daß das Feuer schon über ihnen zu brennen scheint, aber selbst dann müssen wir versuchen, sie zu retten, indem wir sie aus dem Feuer reißen, wobei wir zugleich das Böse hassen, in dem sie sich befinden. Grenzenloses Erbarmen für das Volk Gottes muß immer mit kompromißloser Absonderung von dem Bösen verbunden sein, mit dem es verbunden ist. Genauso war es auch bei Christus, von dem jemand zurecht gesagt hat: „In Christus finden wir ein Erbarmen in bezug auf den Sünder, das keine Grenzen kennt, verbunden mit unendlicher Absonderung von dessen Sünde.“
Um Erbarmen zeigen zu können, bedürfen wir göttlicher Liebe. Um einen Unterschied machen zu können, bedürfen wir göttlicher Weisheit. Um jemand „aus dem Feuer“ reißen zu können, bedürfen wir göttlicher Kraft. Und um „das vom Fleisch befleckte Kleid“ hassen zu können, bedürfen wir göttlicher Heiligkeit. Wie groß ist daher die Notwendigkeit, uns selbst auf unseren allerheiligsten Glauben zu erbauen und im Heiligen Geist zu beten.
1 Anmerkung des Übersetzers: Die Verse 22 und 23 bieten eine textliche Schwierigkeit, da sich an dieser Stelle die Grundtext-Lesarten voneinander unterscheiden. Das hat dazu geführt, daß die JND-Übersetzung im englischen und französischen von zwei Klassen von Menschen spricht, während W. Kelly in diesen Versen drei Klassen sieht. Die deutsche Elberfelder Übersetzung sieht hier zwar auch nur zwei Menschengruppen, folgt aber in dem 22. Vers Kelly. Sowohl die „Authorized Version“ wie die JND – Version lesen diese Verse wie folgt: „Mit einigen habt Erbarmen, indem ihr einen Unterschied macht, die anderen aber rettet mit Furcht, sie aus dem Feuer reißend, indem ihr auch das vom Fleisch befleckte Kleid haßt.“
Die Unterscheidung zur Elberfelder Übersetzung liegt also an dieser Stelle „nur“ im Vers 22. Kelly dagegen übersetzt: „Und die einen überführt, wenn sie streiten; andere rettet, sie aus dem Feuer reißend; und mit anderen habt Erbarmen mit Furcht, indem ihr auch das vom Fleisch befleckte Kleid haßt.“ Hamilton Smith folgt der JND-Übersetzung und unterscheidet sich somit von der Elberfelder Übersetzung und einer damit verbundenen Auslegung von Vers 22. Vgl. dazu z. B. die Auslegungen von W. Kelly zu dem Judasbrief bzw. die Anmerkungen in der JND – Übersetzung (mit ausführlichen Fußnoten).↩︎