Behandelter Abschnitt Judas 22.23
Jud 22.23: Und die einen, die streiten, weist zurecht, die anderen aber rettet mit Furcht, sie aus dem Feuer reißend, indem ihr auch das vom Fleisch befleckte Kleid hasst.
Wer sind hier die „einen“ und wer die „anderen“? Beide Ausdrücke sind ebenso unbestimmt und doch auch wieder so weit umfassend wie der Ausdruck „Geliebte“. Und dies ist schön; denn obwohl die Personen, an die der Apostel denkt, nicht näher bezeichnet werden, so wird es den „Geliebten“ doch nicht schwerfallen, sie ausfindig zu machen. Es gibt viele teure Seelen, die überall inmitten der verfallenen Christenheit zerstreut sind, von der die einen zurechtgewiesen und die anderen mit Furcht gerettet werden müssen – mit göttlicher Furcht, damit die „Geliebten“ nicht in ihre Befleckung mit verwickelt werden.
Die Annahme, dass man in das Feuer hineingehen müsse, um einen anderen daraus zu reißen, ist ganz und gar verkehrt. Vielmehr muss ich mich, um jemand aus einer bösen Stellung befreien zu können, zunächst selbst außerhalb befinden. Denn wie kann ich jemand aus einem Sumpf ziehen? Sicherlich nicht, indem ich in den Sumpf hineingehe, sondern indem ich mich auf festen Boden stelle und ihm von dort aus meine helfende Hand entgegenstrecke. Unmöglich kann ich jemand aus etwas herausreißen, es sei denn, ich befinde mich selbst außerhalb.
Darum: Wenn wir den Gläubigen helfen wollen, die in das Verderben der Christenheit verwickelt sind, so müssen wir zunächst selbst entschieden davon getrennt sein. Doch dies allein genügt noch nicht: Wollen wir ihnen wirklich von Nutzen sein, so müssen unsere Herzen in lauterer, inbrünstiger Liebe allen denen entgegenschlagen, die dem Herrn angehören.
Indem wir hiermit schließen, möchten wir die Aufmerksamkeit des Lesers noch auf die Lobpreisung lenken, mit der der Apostel seinen ernsten und wichtigen Brief beendet: