Erhalten (Judas 21)
„Erhaltet euch selbst in der Liebe Gottes“ (Judas 21). Das Gebet im Heiligen Geist führt die Seele in eine enge Verbindung mit Gott, und eine solche enge Beziehung mit Gott bedeutet, auf bewußte Weise Seine Liebe zu genießen, denn Gott ist Liebe. Als Christen stimmen wir alle darin überein, daß Gott uns liebt. Es ist jedoch eine andere Sache, in dem Bewußtsein Seiner Liebe zu leben. Was aber ist wichtiger und gesegneter, als in dem ständigen Bewußtsein zu leben, daß wir von Gott geliebt sind? Die religiöse Welt – Kains Welt – mag uns hassen; manche in Gottes geliebtem Volk mögen uns mißverstehen, aber Gott liebt uns.
Umstände mögen schwierig sein, Leiden mögen sich anhäufen, und das Böse überhand nehmen. Wenn wir uns jedoch in der Liebe Gottes erhalten, dann werden wir keinem dieser Dinge erlauben, die herrliche Tatsache in Frage zu stellen, daß die Liebe Gottes, die in Christus zum Ausdruck kommt, durch die geöffneten Himmel auf uns herabströmt. Genau dann, wenn wir in der Liebe Gottes erhalten werden, dann werden wir auch von der Liebe der Welt befreit (1. Johannes 2,15) und in der Liebe mit den Gläubigen bewahrt werden (1. Johannes 5,1) sowie in Liebe zu dem Sünder hinausgehen (2. Korinther 5,14).
Zudem wird diese Liebe nicht zufrieden sein, bis wir bei Christus und Christus gleich sind. Dann wird Gott in der Tat „in Seiner Liebe“ ruhen (siehe die Anmerkung in Zephanja 3,17) und über uns frohlocken mit Jubel. Dies führt zu einer weiteren Übung, die uns durch das Wort „erwarten“ vorgestellt wird.
Erwarten (Judas 21)
Wenn wir uns in der Liebe Gottes erhalten, dann werden wir „die Barmherzigkeit unseres Herrn Jesus Christus erwarten zum ewigen Leben“. Barmherzigkeit über Barmherzigkeit stillt unsere Bedürfnisse bei jedem Schritt unseres Weges über diese Erde. Die krönende Barmherzigkeit wird uns jedoch aus diesem Schauplatz der Not herausnehmen, um dem Herrn in der Luft zu begegnen und in die Fülle des Lebens in der ewigen Heimat des Lebens einzutreten. Auf der Erde mögen wir von dieser Herrlichkeit einen Blick erhascht und einen gewissen Geschmack ihrer Süßigkeit genossen haben, im Himmel werden wir jedoch ihre Fülle erfahren.
Erbauung, Gebet, Erhalten und Erwarten drücken die voneinander abhängigen Übungen aus, durch die die Seele inmitten einer vorherrschend verderbten Christenheit bewahrt wird. Solche Übungen sind allerdings überwiegend persönlicher Art. Dies bedeutet jedoch nicht, daß wir nur an uns denken sollten und die anderen vergessen können. Nachdem uns Judas in die Fülle des ewigen Lebens geführt hat, führt er uns zurück in das Meer des Bösen. Er sieht viele aus dem Volk Gottes inmitten dieser Bösen und damit verbunden. „Hast Du auf Dich selbst acht gehabt?“, scheint Judas dann zu sagen, „dann wirst Du Dich auch um andere kümmern können“. Daher heißt es, „habt Erbarmen“.