Behandelter Abschnitt Judas 1-2
Warnungen
Man hat vermutet, daß der Brief des Judas der letzte der inspirierten Briefe ist. Wie dem auch sei, er ist passend in den Kanon der Schrift genau vor dem Buch der Offenbarung aufgenommen worden; denn während Judas von der Verderbtheit und dem Abfall des christlichen Bekenntnisses spricht, sagt uns die Offenbarung das Gericht in allen seinen Einzelheiten voraus, das dann folgen muß.
Judas hatte seine Schreibfeder in die Hand genommen, um mit allem Fleiß über das gemeinsame Heil zu schreiben. Durch den Geist Gottes geleitet wurde er jedoch genötigt, über etwas bestimmtes Böses zu schreiben, das es sehr wichtig machte, daß Judas die Heiligen ermahnte, ernsthaft für den Glauben zu kämpfen.
Es gibt bekannte Übel – die Welt, das Fleisch und den Teufel – denen alle, die sich des gemeinsamen Heils erfreuen, zu allen Zeiten und an allen Orten ausgesetzt sind. Judas jedoch schreibt weder über das gemeinsame Heil noch von diesen bekannten Übeln. Er hat eine ganz bestimmte und außerordentlich schlimme Form von Bösem vor sich – die Verderbtheit der Christenheit, die durch ungöttliche Menschen inmitten des christlichen Kreises bewirkt wird.
Um eine klare Vorstellung dieses entsetzlichen Übels zu erhalten, wollen wir uns daran erinnern, daß der Apostel Johannes bereits von denjenigen geschrieben hatte, die „von uns ausgegangen sind, aber sie waren nicht von uns“ (1. Johannes 2,19). Auch Judas verfolgt die Spur des Bösen, von dem er zu solchen spricht, die nicht „von uns“ sind, denn er sagt in Vers 4, daß sie „Gottlose“ sind. Es besteht jedoch dieser wichtige Unterschied, daß die ungöttlichen Menschen, von denen Johannes spricht, „von uns ausgegangen sind“, während die Ungöttlichen, auf die Judas sich bezieht, „sich eingeschlichen haben“.
Im Ergebnis ist dieser Unterschied sehr groß. Wenn ungöttliche Menschen „von uns aus [oder weg-]gehen“, dann werden sie zu Feinden der Wahrheit außerhalb des christlichen Bereiches. Wenn sich die Ungöttlichen jedoch einschleichen, dann werden sie Verderber der Wahrheit innerhalb des christlichen Bereiches. Sich der Wahrheit zu widersetzen ist in der Tat ernst, sie zu verderben ist jedoch weitaus schlimmer.
Gerade von diesem besonderen und schlimmen Bösen schreibt Judas. Er legt dessen heimtückischen Beginn in den Tagen der Apostel bloß; er offenbart dessen tödlichen Charakter, verfolgt dessen bösen Verlauf durch die folgenden Zeitalter und sagt das überwältigende Gericht darüber beim Kommen des Herrn voraus.
Das Weiterbestehen dieses Bösen durch die verschiedenen Haushaltungen hindurch beweist deutlich, daß die Verderbtheit innerhalb des christlichen Bereiches ein Übel ist, das keine Annahme von Licht gefangen nehmen, keine Erweckung kontrollieren und keine Reformation entfernen kann. Nur der Herr kann damit bei Seinem Kommen handeln.