Der Judasbrief
Werfen wir jetzt einen kurzen Blick auf den Brief des Judas. Hier finden wir ein noch abschreckenderes Bild von Abfall und Verderben. Man sagt mit Recht, das Verderben der besten Sache sei das schlimmste Verderben oder mit anderen Worten: Je schöner ein Ding, desto schrecklicher sein Verderben. Aus diesem Grund ist auch die Beschreibung, die Judas vor unseren Blicken entrollt, noch weit düsterer und abschreckender als die des Propheten Maleachi. Es ist der gänzliche Verfall des Menschen unter den höchsten und herrlichsten Vorrechten, die ihm jemals anvertraut werden konnten.
Gleich im Anfang seiner feierlichen Anrede lässt uns Judas wissen, dass es seine Absicht war, ja dass er allen Fleiß angewandt habe, uns „über unser gemeinsames Heil zu schreiben“ (Jud 3). Es würde die weitaus angenehmste Beschäftigung, ja eine Freude und Erquickung für ihn gewesen sein, wenn er sich über die gegenwärtigen Vorrechte und zukünftigen Herrlichkeiten hätte verbreiten können, die alle in dem kostbaren Wörtchen „Heil“ für den Gläubigen eingeschlossen sind. Allein er sah sich „genötigt“, davon abzustehen, um die Seelen der Gläubigen zu befestigen gegenüber dem immer mehr anschwellenden Strom des Irrtums und Bösen, der die wahren Grundlagen des Christentums umzustürzen drohte.