Der Wandel des Gläubigen
Die letzten drei Kapitel des Briefes bilden den praktischen Teil, in welchem der Apostel ermahnt, würdig der großen Wahrheiten zu wandeln, die in den ersten drei Kapiteln vorgestellt wurden. Es ist zu bemerken, dass wir als Gläubige ermahnt werden, in drei verschiedenen Verbindungen in Übereinstimmung mit unseren Vorrechten und Verantwortlichkeiten zu wandeln:
Wir werden ermahnt zu einem würdigen Wandel im Blick auf unsere Vorrechte in Verbindung mit der Versammlung, da wir Glieder des Leibes Christi sind und durch den Heiligen Geist die Behausung Gottes bilden (Eph 4,1-16).
Wir werden zu praktischer Gottseligkeit ermahnt als Einzelne, die auf ihrem Weg durch eine böse Welt den Namen des Herrn bekennen (Eph 4,17 - 5,21).
Wir werden ermahnt, in Übereinstimmung mit unseren familiären und sozialen Verbindungen, die zur Schöpfungsordnung gehören, zu wandeln (Eph 5,22 - 6,9).
Der Wandel des Gläubigen in Verbindung mit der Versammlung
Eph 4,1: Ich ermahne euch nun, ich, der Gefangene im Herrn, dass ihr würdig wandelt der Berufung, mit welcher ihr berufen worden seid,
Wegen seines Zeugnisses von der Gnade Gottes zu den Nationen und der großen Wahrheit des Geheimnisses, dass die Gläubigen aus Juden und Nationen nun einen Leib bilden und mit Christus als Haupt vereinigt sind, hatte der Apostel Verfolgung und Gefängnis erlitten. Er benützt seine Leiden um der Wahrheit willen als Beweggrund, die Gläubigen zu ermahnen, würdig ihrer großen Vorrechte zu wandeln. Unser Leben soll mit unserer Berufung übereinstimmen. Um von diesen Ermahnungen Nutzen haben zu können, müssen wir ein klares Verständnis unserer Berufung haben. Im ersten Kapitel des Briefes wird uns die Berufung entsprechend den Ratschlüssen Gottes vor Grundlegung der Welt vorgestellt, ohne Bezug darauf, wie weit sich alles schon erfüllt hat in der Zeit oder in unseren Seelen Wirklichkeit geworden ist. Es ist der Vorsatz Gottes, dass die Gläubigen „heilig und tadellos seien vor ihm in Liebe“ zu seinem Wohlgefallen und zu seiner Herrlichkeit. Im zweiten Kapitel sehen wir, wie Gott gehandelt hat, um diese Berufung auf dieser Erde wirksam werden zu lassen, und zwar im Blick auf ihre vollkommene Erfüllung in den kommenden Zeitaltern.
In der Berufung Gottes sind zwei große Wahrheiten mit inbegriffen. Erstens, dass die Gläubigen zu einem Leib gebildet sind, wovon Christus das Haupt ist; zweitens, dass sie „mitaufgebaut werden zu einer Behausung Gottes im Geiste“. Weiter lernen wir in dem Brief den gegenwärtigen Vorsatz Gottes in diesen zwei großen Wahrheiten kennen. Wird die Versammlung als der Leib Christi gesehen, so lesen wir, dass dieser Leib„seine Fülle“ ausmacht (Eph 1,23). Auch in Epheser 4,13 lesen wir von „der Fülle des Christus“, und in Epheser 3,19 lesen wir von „der Fülle Gottes“. Es ist also der Vorsatz Gottes, dass die Versammlung als Leib Christi alle moralischen Vortrefflichkeiten, die den wunderbaren Charakter Christi als Mensch bilden, seine Fülle darstelle. Denn als Haus Gottes soll die Versammlung die Heiligkeit, Gnade und Liebe Gottes seine Fülle darstellen.
Das ist also das hohe Vorrecht, zu dem wir berufen sind: Christus auszuleben, indem wir seine Vortrefflichkeiten darstellen, um Gott in der Fülle seiner Gnade kundzumachen.
In Kapitel 3 lernen wir, dass ein angemessener Seelenzustand, um die Größe unserer Berufung zu verwirklichen, nur in dem Maß möglich ist, wie Christus durch den Glauben im Herzen wohnt und wie Gott „in uns wirkt“. Wenn Christus seinen Platz in unseren Herzen hat, werden wir es als ein großes Vorrecht erachten, hier sein zu dürfen, um seine Wesenszüge zum Ausdruck zu bringen. Wenn Gott in uns wirkt, werden wir uns freuen, von der Herrlichkeit seiner Gnade zu zeugen.
Christus ist als verherrlichter Mensch, als unser auferstandenes Haupt im Himmel, und der Heilige Geist, eine göttliche Person, ist auf der Erde und wohnt in der Mitte der Gläubigen. Wenn uns die Herrlichkeit Christi und die Größe der Person, die in uns wohnt, zum Bewusstsein kommt, geziemt es sich für uns, in würdiger Weise zu wandeln.