Behandelter Abschnitt Röm 9,19-21
Das Recht Gottes (9,19–21)
„Du wirst nun zu mir sagen: Warum tadelt er denn noch? Denn wer hat seinem Willen widerstanden? Wer bist du denn, o Mensch, der du das Wort nimmst gegen Gott? Wird etwa das Geformte zu dem, der es geformt hat, sagen: Warum hast du mich so gemacht? Oder hat der Töpfer nicht Macht über den Ton, aus derselben Masse das eine Gefäß zur Ehre und das andere zur Unehre zu machen?“ (9,19–21).
Nun könnte jemand einwenden: Wenn dem so ist, „warum tadelt er denn noch?“, „wer hat seinem Willen widerstanden?“ Wenn Gott einen Menschen verhärtet, was kann dieser Mensch dafür, und wie sollte er sich dann selbst helfen können? Und warum tadelt Gott dann diesen Menschen für die Verhärtung?
Die erste Antwort des Apostels kommt in sehr entschiedenem Ton. Er fragt: „Wer bist du, dass du Gott tadelst?“ Es sagt gewissermaßen: „Angenommen, du verstehst Gottes Handeln nicht: Glaubst du wirklich, dass Er sich vor dir verantworten muss?“ Wir dürfen nicht aus den Augen verlieren, dass wir nur Menschen sind, während Gott Gott ist und bleibt. Daher tun wir gut daran, Ihm den Platz einzuräumen, der Ihm als Gott zusteht.
Gott ist der Formende, der Mensch ist das Geformte. Und darf sich das Geformte bei dem Formenden beschweren: „Warum hast du mich so gemacht?“. Hat der Töpfer nicht absolute Macht über den Ton, um daraus ein Gefäß zur Ehre, oder, wenn er es will, ein Gefäß zur Unehre zu machen?
Der Apostel stellt somit das absolute Recht Gottes fest, so zu handeln, wie Er will. Er muss niemand Rechenschaft ablegen für das, was Er tut. Obwohl jedoch das Bild des Töpfers ganz deutlich auf Gottes absolutem Recht besteht, zu tun, was Er will, lehrt es keineswegs, dass Gott jemals ein Gefäß zur Unehre gemacht hat. Das Bild benennt und bestätigt allein das Gott zustehende Vorrecht.