Behandelter Abschnitt Röm 4,1-3
Die Kraft Gottes in der Rechtfertigung (Kapitel 4)
In Kapitel 3 haben wir die Gerechtigkeit Gottes in einer zweifachen Weise vor uns:
1. Gott verkündet allen Menschen Vergebung – das heißt, Er bietet sie allen an.
2. Er rechtfertigt den Sünder, der an Jesus und sein Blut glaubt.
In Kapitel 4 haben wir jetzt die Kraft Gottes, durch die Er den Gläubigen vor sich stellt, und zwar außerhalb der Reichweite von Gericht und Tod. Damit hat Satan keine Macht mehr über uns. Denn Gott hat Christus für unsere Übertretungen dahingegeben und unserer Rechtfertigung wegen auferweckt.
Unterschiede zwischen Kapitel 3 und 4
Das Blut Christi steht in Kapitel 3 vor uns, die Auferweckung Christi in Kapitel 4. Das Blut bezeugt die Gerechtigkeit Gottes, die Auferstehung die Kraft Gottes.
In sehr gesegneter Weise stellt uns Kapitel 4 den gerechten Zustand vor, den Gott den Gläubigen „zurechnet“. Im sechsten Kapitel werden wir dazu kommen, dass wir uns selbst entsprechend „halten“, verhalten sollten. In unserem Kapitel geht es darum, wofür Gott uns hält. Das ist von erster Wichtigkeit, denn wir müssen vor allem wissen, wie Gott denjenigen ansieht, der an Jesus glaubt. Man wird bemerken, dass das Wort halten, zurechnen (logizomai: berechnen, in Rechnung stellen, anrechnen, erachten, meinen, glauben, annehmen, urteilen) elfmal in diesem Kapitel vorkommt: Verse 3, 4, 5, 6, 8, 9, 10, 11, 22, 23, 24. Besonders die Verse 6 und 24 zeigen, dass es in diesem Kapitel darum geht, was Gott dem Gläubigen zurechnet.
Das hilft uns zu sehen, dass es keine Frage ist, was Menschen dem Gläubigen beimessen, nicht einmal, was der Gläubige sich selbst hält. Nein, es ist vollständig Gottes Sache, was Er dem Gläubigen zurechnet. Es gibt uns einen festen Frieden zu erkennen, dass Gott den Gläubigen als vor Ihm in einem gerechten Zustand sieht, außerhalb des Bereichs von Tod, Gericht und der Macht Satans. Diese Stellung wird sichtbar gemacht in dem auferstandenen Christus. Dann aber ist es unser Vorrecht als Gläubige, uns so zu sehen, wie Gott uns sieht.
Darüber hinaus ist es von Bedeutung, zwischen der Gerechtigkeit von Kapitel 3 und der von Kapitel 4 zu unterscheiden. Kapitel 3 spricht von der „Gerechtigkeit Gottes“, Kapitel 4 von der „Gerechtigkeit des Glaubens“, ein Ausdruck, den wir in den Versen 11 und 13 lesen. Die Gerechtigkeit Gottes ist das, was wir gesehen haben, nämlich Gottes eigene Gerechtigkeit, wie Gott in gerechter Weise handelt, indem Er die Vergebung allen verkündigen lässt und den Gläubigen rechtfertigt. Im vierten Kapitel nun entfaltet der Apostel vor unseren Augen das Ergebnis davon, dass Gott diejenigen gerechtfertigt hat, die an Jesus und sein Blut glauben. Er zeigt, dass solche Menschen von Gott in einem gerechten Zustand gesehen werden. So ist „die Gerechtigkeit des Glaubens“ genau dieser gerechte Zustand, in dem der Gläubige vor Gott gesehen wird.
Gott hat nicht nur in gerechter Weise gehandelt, indem Er den Gläubigen rechtfertigt hat, sondern der Gläubige, der durch Gott gerechtfertigt worden ist, befindet sich in einem gerechten Zustand, befreit von jeder Anklage einer Schuld. Während also Kapitel 3 uns den gerechten Weg zeigt, auf dem Gott handelt, finden wir in Kapitel 4 den gerechten Zustand, in dem der Gläubige von Gott gesehen wird.
Die Illustration der Gerechtigkeit des Glaubens (4,1–5)
„Was sollen wir nun sagen, dass Abraham, unser Vater nach dem Fleisch, gefunden habe? Denn wenn Abraham aus Werken gerechtfertigt worden ist, so hat er etwas zum rühmen – aber nicht vor Gott. Denn was sagt die Schrift? ‚Abraham aber glaubte Gott, und es wurde ihm zur Gerechtigkeit gerechnet‘“ (4,1–3).
Der Apostel wendet sich nun der Geschichte Abrahams zu, um den gerechten Zustand zu illustrieren, in dem Gott den Gläubigen sieht. Jeder Jude würde sich Abrahams rühmen als des Einen, von dem er seiner natürlichen Geburt nach abstammt. Wenn daher Rechtfertigung durch Glauben im Fall von Abraham bewiesen werden könnte, würde das natürlicherweise für den Juden ein Argument mit großem Gewicht darstellen. Nun legt die Schrift eindeutig dar, dass Abraham gerechtfertigt worden ist. Die Frage ist: Wie? Geschah es durch Werke? Wenn das so wäre, sagt der Apostel, hätte Abraham etwas, dessen er sich rühmen könnte, aber nicht vor Gott. Der Apostel beruft sich nun auf die Schrift, um zu zeigen, wie Abraham gerechtfertigt wurde. Er fragt: „Was sagt die Schrift?“ Die Antwort der Schrift ist, dass Abraham Gott glaubte und ihm dies zur Gerechtigkeit gerechnet wurde.
Die Schriftstelle, auf die sich Paulus bezieht, steht in 1. Mose 15. Dort lesen wir, dass der Herr Abraham in einer Vision erschien. Ihm wurde gesagt: „Blicke doch zum Himmel und zähle die Sterne, wenn du sie zählen kannst.“ Und als er dorthin schaute, sollte er Gott hören, der zu ihm sagte: „So wird deine Nachkommenschaft sein“ (1Mo 15,5). Er sah, er hörte zu und er glaubte: „Und er glaubte dem Herrn; und der rechnete es ihm zur Gerechtigkeit“ (1Mo 15,6). Getrennt von Werken glaubte er einfach, und das wurde ihm von Gott zur Gerechtigkeit gerechnet, das heißt, dass Gott ihn in einem gerechten Zustand sah und anerkannte.