Behandelter Abschnitt Joh 15,4-5
Joh 15,4.5: Bleibet in mir, und ich in euch. Gleichwie die Rebe nicht von sich selbst Frucht bringen kann, sie bleibe denn am Weinstock, also auch ihr nicht, ihr bleibet denn in mir. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, dieser bringt viel Frucht, denn außer mir könnt ihr nichts tun.
Das dritte Mittel zur fruchtbaren Gestaltung des Lebens der Jünger liegt bei ihnen selbst. Es wird mit den zweimal wiederholten Worten beschrieben: „Bleibet in mir.“ In Christus bleiben, beständig in Abhängigkeit von Ihm wandeln, ist sowohl unser Vorrecht als auch unsere Verantwortlichkeit. Es hat einer gesagt, dass in Christus bleiben eine praktische, gewohnheitsgemäße Nähe des Herzens bei Ihm ist. Wenn wir gelernt haben, dass Frucht das Hervorbringen des Wesens Christi ist – zum Ausdruck gebracht durch Liebe, Freude, Selbstbeherrschung –, dann werden wir verstehen, dass ein solches Ideal nicht durch eigene Anstrengung erreicht werden kann. Die Verwirklichung der sittlichen Vorzüglichkeit der Frucht auf der einen Seite und unsere außerordentliche Schwachheit auf der anderen wird uns von der Wahrheit der Worte des Herrn überzeugen: „Außer mir könnt ihr nichts tun.“ Seine Frucht mag unserem Gaumen süß sein, doch nur wenn wir unter seinem Schatten bleiben, können wir an seiner Frucht teilhaben. Ohne das Licht und die Wärme der Sonne kann der Weinstock keine Frucht tragen, und wenn wir nicht im Licht und in der Liebe der Gegenwart Christi bleiben, werden auch wir fruchtleer sein. Wenn wir in Christus bleiben, dann ist Er in uns, und wenn Christus in uns ist, dann werden wir den lieblichen Charakter Christi aufweisen.
Daraus geht wohl klar hervor, dass Frucht nicht dadurch hervorgebracht wird, dass wir sie als Ziel vor uns hinstellen oder uns mit ihr beschäftigen. Nein, sie ist das Ergebnis dessen, dass wir Christus vor Augen haben, dass wir mit Ihm beschäftigt sind. Christus geht der Frucht voraus.