„Sagt mir, die ihr unter Gesetz sein wollt, hört ihr das Gesetz nicht?“ ( Gal 4,21).
Wenn man einmal verstanden hat, dass Gott einen Plan hat, und zudem einen ewigen Plan, den Er in Christus Jesus, unserem Herrn, bewirkt hat, dann finden wir diese großartigen Grundsätze, die Er zeigen möchte, bereits im vordersten Teil des Wortes Gottes. Unter diesen finden wir zwei solcher Grundsätze, die auf bemerkenswerte Weise miteinander verknüpft sind. Der eine Grundsatz ist der, dass in der Gegenwart Gottes kein Fleisch Verherrlichung findet.
Der andere ist, dass der, der verherrlicht, nur im Herrn verherrlichen darf. Diese beiden Grundsätze werden in den Schriften des Alten Testamentes umfassend veranschaulicht. Gott wird sich selbst als Gott offenbaren, und es ist nicht nur notwendig zu zeigen, dass das Geschöpf nicht Gott ist, sondern auch, dass der einzig richtige Platz des Geschöpfes und die einzige Möglichkeit für sein Glück die Abhängigkeit von Gott ist.
Diese großartige Wahrheit zeigt sich zuallererst in der Erlösung, die in Christus Jesus ist. Gott und sein geschaffener Mensch werden dabei in die richtige Beziehung zueinander gebracht: Gott als Geber, der Mensch als Empfänger – Gott (nicht der Mensch) als Handelnder – das Geschöpf erlöst und überreich gesegnet, weil Gott verherrlicht wird. Das ist Gottes ewige Absicht. Doch wie viele Vorschattungen gibt es hierauf, noch bevor es weder vollständig offenbart noch vollständig erfüllt worden war.
Das erste Buch Mose (welches zudem die älteste erhaltene historische Aufzeichnung ist) hat diese tiefe Bedeutung – es ist ein Buch der großen Grundsätze. Dieses Buch ist es, auf das sich der Herr und seine Apostel so häufig beziehen, um ihre Lehren zu veranschaulichen. Der Herr selbst bezieht sich auf Gottes ursprüngliche Schöpfung von Mann und Frau, um die Unantastbarkeit der Eheschließung in den Augen Gottes zu zeigen. Er weist auf Abel als den leidenden Gerechten hin. Er bezieht sich auf die Tage Noahs und Lots als Bilder für die mangelnde Bereitschaft der Menschen für den Tag des Sohnes des Menschen. Er bezieht sich auf Abraham, der sich darüber freute, seinen Tag zu sehen, wobei Er gleichzeitig seine eigene wesensmäßige Gottheit durch die denkwürdigen Worte zur Geltung brachte: „Ehe Abraham war, bin ich“ (Joh 8,58).
Wir sollten daher nicht überrascht darüber sein, dass der Apostel, geleitet durch den Geist (denn Gott wusste alle seine Werke von Anbeginn der Welt an [vgl. Apg 15,18]), „das Gesetz“ bereits in den frühen Kapiteln des ersten Buches Mose entdeckt, 400 Jahre bevor es am Berg Sinai überhaupt gegeben wurde. „Sagt mir, die ihr unter Gesetz sein wollt, hört ihr das Gesetz nicht?“
Der Apostel findet das Gesetz in der Geschichte des Vaters aller Glaubenden. Er hatte bereits zuvor durch Abraham und seinen Glauben an Gott, seinen festen Grund, gezeigt, dass Segen von Gott nur auf dem Weg des Glaubens erlangt werden kann. Jetzt zeigt er durch das Versagen Abrahams, wie heimtückisch der Grundsatz des Gesetzes Eingang gefunden hatte, um den Segen des Vaters aller Glaubenden selbst zu beschädigen und so den Frieden der Familie des Glaubens zu stören, sodass es für Abraham und seine Familie keine Ruhe gab, bis das Gesetz vertrieben worden war. Wie wichtig ist es für uns, die Schriften in dem Licht zu sehen, in dem Gott sie hervorgebracht hat, nämlich als eine Offenbarung seiner selbst, seiner Gedanken und seiner Ratschlüsse und Absichten.
Was für einen gewaltigen Unterschied macht dies zwischen zwei Menschen in Bezug auf den Stellenwert, den die Bibel in ihrer jeweiligen Beurteilung einnimmt! Der eine betrachtet die Schriften als eine Ansammlung altertümlicher Aufzeichnungen, aus denen er sich so viel Licht zusammensammelt, wie er eben kann – als ob der Mensch, und nicht Gott, der Anfang und das Ende dieser vielfältigen Schriften wäre. Der geistliche Mensch, der durch das Blut Jesu erlöst ist, wird in die Ratschlüsse und Gedanken Gottes eingeführt (Eph 1,7-9) und ist dadurch in der Lage, durch das wunderbare Buch hindurch den Ratschluss und den Plan Gottes zu finden. Den Hauptpunkt, den der Apostel in diesem Brief diskutiert, findet er so in der Geschichte Abrahams veranschaulicht.