Behandelter Abschnitt Gal 4,8-11
„Aber damals freilich, als ihr Gott nicht kanntet, dientet ihr denen, die von Natur nicht Götter sind; jetzt aber, da ihr Gott erkannt habt, vielmehr aber von Gott erkannt worden seid, wie wendet ihr euch wieder um zu den schwachen und armseligen Elementen, denen ihr wieder von neuem dienen wollt? Ihr beachtet Tage und Monate und Zeiten und Jahre. Ich fürchte um euch, dass ich etwa vergeblich an euch gearbeitet habe“ ( Gal 4,8-11).
Die Galater waren vor ihrer Bekehrung Götzendiener gewesen und standen nun sehr in der Gefahr, wieder den Prinzipien den Götzendienstes zu verfallen, wenn nicht sogar einer noch größeren Art des Götzendienstes. Das vorausahnende Auge des Apostels – vorausahnend, weil er unter der Leitung des Geistes stand – sah in dem, was man als harmlos oder unwichtig angesehen haben mochte, etwas, das notwendigerweise zurück zum Götzendienst führen würde. Dies war und ist auch mit Sicherheit der Fall – daher seine sehr scharfe Sprache.
Was für eine schöne Wendung von der Erkenntnis Gottes zu Gottes Erkenntnis ihrer selbst stellt der Apostel vor – „vielmehr aber von Gott erkannt worden seid“. Unsere Erkenntnis ist bestenfalls unvollkommen, doch Er kennt und durch und durch. Er, der unser Schlechtestes kennt, ist der Gott, der uns „umsonst gerechtfertigt [hat] durch seine Gnade, durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist“ (Röm 3,24).
Wenn wir uns selbst als unter dem Gesetz stehend betrachten, steht die Allwissenheit gegen uns. Doch im Evangelium ist Gott für uns, und das Blut Christi reinigt uns nicht nur von all der Sünde, von der wir wissen, sondern von allem, was das Licht der Allwissenheit entdecken kann. Es ist gut, die Stärke der Sprache des Apostels ernstlich zur Kenntnis zu nehmen. Gottes eigene Gesetzesanweisungen werden hier als „schwache und armselige Elemente“ bezeichnet. Zu ihrer Zeit und an ihrem Platz waren sie schön und vortrefflich als Verschattungen wunderbarer zukünftiger Dinge. Doch nun schrumpfen sie vor Jesus Christus und Ihm als den Gekreuzigten (der einen großen Anweisung Gottes) in Schwachheit und Armseligkeit dahin. Sie sind nicht nur ohne Gewinn, sondern sie sind Hindernisse.
Der Apostel sagt zu diesen verzauberten Galatern, dass sie wieder auf ihre alten götzendienerischen Wege zurückkehren, indem sie Tage und Monate und Zeiten und Jahre beachten und so mit dem lebendigen Gott umgehen wie mit ihren stummen Götzen. All seine Mühe in der Verkündigung des Evangeliums der Gnade Gottes scheint verworfen worden zu sein.
Wie schmerzlich passend ist dies für einen Großteil der Christenheit heute. Es sind Prinzipien am Werk, die ihrem Grundsatz nach götzendienerisch sind. Die Menschen denken immer noch, dass Gott sich mit menschlichen Händen dienen lässt, als ob Er irgendetwas benötigen würde. Sie kennen Gott nicht in seinem glückseligen Charakter als den Geber und kommen daher auch nicht als Empfänger zu Ihm. Es ist wirklich bedauerlich, solche zu sehen, die einst die Wahrheit des Evangeliums geliebt zu haben scheinen, sich nun aber einem System von Geboten unterwerfen, indem sie Tage und Monate beachten und dadurch sich selbst die Sicht auf den einen Gegenstand versperren, den Gott uns vorstellt, nämlich seinen gepriesenen Sohn, in der Herrlichkeit seiner Erniedrigung und der Herrlichkeit seiner Erhöhung.