Behandelter Abschnitt Gal 3,19-20
„Warum nun das Gesetz? Es wurde der Übertretungen wegen hinzugefügt (bis der Nachkomme käme, dem die Verheißung gemacht war), angeordnet durch Engel in der Hand eines Mittlers. Ein Mittler aber ist nicht Mittler von einem; Gott aber ist einer“ ( Gal 3,19-20).
Es tut sich unweigerlich die Frage auf: „Warum nun das Gesetz?“ „Es wurde der Übertretungen wegen hinzugefügt“ - das heißt, um dem Menschen selbst zu zeigen, was die Sünde war, von der Gott wusste, dass sie in ihm ist (vgl. Röm 5,20); und um dem Menschen zu zeigen, dass er, wenn er nicht einen treuen Verheißer hat, um für ihn einzutreten und das Nötige zu erfüllen, den Segen nie erlangen könnte.
Das Gesetz selbst bewies, das der Mensch selbst nicht darunter bestehen konnte. Es war nötig, um die Weisheit Gottes zu rechtfertigen, indem Er Segen in Abrahams Same versprochen hatte. Es sollte andauern, bis „der Nachkomme käme, dem die Verheißung gemacht war“. Somit bestätigte das Gesetz als der einzig mögliche Weg für einen Sünder, gesegnet zu werden, diesen Weg der Verheißung, die Abraham bekam, anstatt sie außer Kraft zu setzen oder aufzuheben.
Der Apostel fügt hinzu: „Es wurde . . . angeordnet durch Engel in der Hand eines Mittlers. Ein Mittler aber ist nicht Mittler von einem; Gott aber ist einer.“ Dies ist ein äußerst schwieriger Abschnitt, doch ich denke, dass man den Hauptgedanken daraus verstehen kann und dass es ein sehr gesegneter Gedanke ist. Gott nutzte den Dienst der Engel, als Er das Gesetz gab, indem Er sie zwischen sich und Israel stellte, wie Stephanus zeugte: „. . . die ihr das Gesetz durch Anordnung von Engeln empfangen und nicht beobachtet habt“ (Apg 7,53).
Es war eine Art Vermittlung aus der Ferne; und Abstand zu Gott kennzeichnete die Gabe des Gesetzes am Berg Sinai. Die Umstände waren voll von Schrecken, und das Volk war in Furcht versetzt und wagte es nicht, die Stimme Gottes zu hören, sondern wollte, dass Mose die Worte direkt von Gott empfange und sie ihm weitergeben sollte. Mose war also der Mittler, als er ihnen sagt: „Ich stand zwischen dem Herrn und euch in jener Zeit, um euch das Wort des Herrn zu verkünden; denn ihr fürchtetet euch vor dem Feuer und stiegt nicht auf den Berg“ (5Mo 5,5).
Die Vermittlung Moses bestand darin, den Herrn und das Volk voneinander getrennt zu halten – ein Mittler ist nicht ein Mittler für einen. Das Volk war am Berg Sinai eine Seite, und der Herr die andere, und Mose stand zwischen ihnen. Dies war der Mittler des Gesetzes, das genaue Gegenteil von dem Mittler des Neuen Testamentes, der nahebringt und zusammenbringt, anstatt getrennt zu halten. Die abgefallene Christenheit ist dem Muster Moses gefolgt und durch ein System falscher Mittler – ob der Jungfrau Maria oder Engel oder irdischer Priester – und versperrt den Zugang zur Nähe Gottes. Sie setzt Gott und den Menschen in den gleichen relativen Abstand zueinander wie das Gesetz es tat. Vermittlung, die mit dem Gesetz verbunden ist, und Vermittlung als Ergebnis der Gnade könnten gegensätzlicher nicht sein – Abstand kennzeichnet die eine, und Versöhnung die andere.
Es gab keinen Schrecken, als das Wort Gottes zu Abraham kam – keinen Schrecken in den gütigen Worten, die von den Lippen Jesu hervorkamen – keinen Schrecken, als die Apostel hingingen zum Dienst der Versöhnung, der sich auf der Mittlung und dem vollbrachten Werk Jesu gründete. Gott ist einer. Es gibt nicht mehr zwei Parteien, die voneinander ferngehalten werden müssen, damit es nicht zur Vernichtung kommt. Stattdessen verkündet Gott Frieden, Gott zeugt von dem, was Er in dem Tod und der Auferstehung Jesu getan hat.
Gott selbst schreibt im Neuen Testament seine Gesetze auf die Herzen, gibt sie in den Geist, und sagt: „Und sie werden nicht mehr jeder seinen Nächsten und jeder seinen Bruder lehren und sprechen: Erkennt den Herrn! Denn sie alle werden mich erkennen von ihrem Kleinsten bis zu ihrem Größten, spricht der Herr. Denn ich werde ihre Missetat vergeben und ihrer Sünde nicht mehr gedenken“ (Jer 31,34). Gott ist einer, und deswegen gibt es in dem neuen Bund kein Volk, das sich verpflichtet, die Forderungen Gottes zu erfüllen. Doch das Abwenden vom Evangelium zurück zum Gesetz bedeutet, sich zu verpflichten, auf eigene Verantwortung das zu tun, was Gott nach seiner Gnade und Treue zu tun verheißt.
Eine Entfernung von Gott muss die notwendige Folge sein. Wenn du nach einer Errettung suchst, für die du selbst irgendetwas tun musst, anstatt in Jesus Christus und seinem vollbrachten Werk zu frohlocken, wirst du wie diese „unverständigen“ und „bezauberten“ Galater sein. Nach dem alten Bund verpflichtete das Volk sich. Im neuen Bund hat Gott selbst sich verpflichtet. „Gott ist einer“, und deswegen kann es dort kein Scheitern geben.