Behandelter Abschnitt Gal 3,21-22
„Ist nun das Gesetz gegen die Verheißungen Gottes? Das sei ferne! Denn wenn ein Gesetz gegeben worden wäre, das lebendig zu machen vermöchte, dann wäre wirklich die Gerechtigkeit aus Gesetz. Aber die Schrift hat alles unter die Sünde eingeschlossen, damit die Verheißung aus Glauben an Jesus Christus denen gegeben würde, die glauben“ ( Gal 3,21-22).
Nachdem der Apostel gezeigt hat, dass es bei dem Bund, in den Gott mit Abraham trat, keine zweite Personengruppe gab, sondern der Bund von absoluter und bedingungsloser Natur war (wie auch der Bund, den Gott mit Noah und seinen „Nachkommen . . . und mit jedem lebendigen Wesen“ schloss [1Mo 9,9], und unter dem wir heute noch sähen und ernten), stellt sich nun die Frage: „Ist nun das Gesetz gegen die Verheißungen Gottes?“ Der Apostel verneint dies. Gerechtigkeit und Leben sind untrennbar miteinander verbunden, sowohl im Gesetz als auch im Evangelium.
Das Gesetz wies auf die Gerechtigkeit als Mittel zum Leben hin. „Wenn du aber ins Leben eingehen willst, so halte die Gebote“ (Mt 19,17). „Tu dies, und du wirst leben“ (Lk 10,28). Doch das Gesetz konnte weder Leben, noch Gerechtigkeit geben. Der Zustand des Menschen war so, dass das heilige, gerechte und gute Gesetz Gottes, anstatt für den Menschen das Mittel zur Rechtfertigung zu sein, das Mittel zur Verdammnis wurde, und anstatt ein Mittel zum Leben zu sein, bewirkte es den Tod.
Der Fehler lag nicht im Gesetz, sondern im Menschen. Es konnte dem Menschen seine Sündhaftigkeit, Unfähigkeit und Hoffnungslosigkeit zeigen, doch es konnte nichts zu seiner Befreiung tun. Das Gesetz diente dazu, den Menschen vom Platz eines Täters auf den eines Empfängers zu zwingen. Das Gesetz war durch Mose gegeben, aber es konnte nichts geben. Gnade und Wahrheit hingegen kamen durch Jesus Christus, und aus dessen Fülle empfangen wir.
Es ist eine schwere Lektion, zu lernen, dass wir vom Anfang bis zum Ende nichts als Empfänger sind. Wir werden Christen durch das, was wir empfangen, nicht durch irgendetwas, das wir tun. Wir empfangen als Gabe durch die Gnade Gottes Vergebung der Sünden, Gerechtigkeit, ewiges Leben, sogar Christus selbst. Die Sprache des Apostels ist bemerkenswert stark in Bezug auf das hoffnungslose Elend des Menschen, ob ohne Gesetz oder unter dem Gesetz: „Die Schrift aber hat alles unter die Sünde eingeschlossen.“ Hier wird die Sünde als ein Tyrann dargestellt, der den Menschen in einer solchen Gefangenschaft hält, dass jeder Versuch, sich selbst zu befreien, die Ketten nur noch fester zieht.
Doch wenn der Mensch dies wirklich als seinen Zustand anerkennt, dass er sogar gänzlich verloren ist, dann leuchtet ein Licht über ihm auf. „Was bei Menschen unmöglich ist, ist möglich bei Gott“ (Lk 18,27) – was unmöglich durch menschliche Werke erreicht werden kann, ist durch den Glauben möglich. Alle sind hoffnungslos unter die Sünde gezählt, damit die Verheißung in Christus Jesus durch den Glauben denen gegeben werde, die glauben. Diese, die unter die Sünde eingeschlossen waren, sind jetzt durch den Glauben an Christus Jesus von der Sünde befreit.