Im folgenden Vers 25 wird die Periode der siebzig Wochen aufgeteilt: „So wisse denn und verstehe: Vom Ausgehen des Wortes, Jerusalem wiederherzustellen und zu bauen, bis auf den Messias, den Fürsten, sind 7 Wochen und 62 Wochen. Straßen und Gräben werden wiederhergestellt und gebaut werden, und zwar in Drangsal der Zeiten.“ Die siebzig Wochen werden also aufgeteilt in 7 Wochen, 62 Wochen und 1 Woche. Der erste Teil umfasst zweifellos die Periode, in der Jerusalem und die Mauer wieder aufgebaut wurden, denn das Ende des Verses spricht eindrucksvoll von Zeiten der Drangsal, in denen dies stattfand. Im Buch Nehemia werden einige Hindernisse und Widerstände erwähnt, denen Nehemia und seine Baumeister begegnen mussten.
Als nächstes haben wir die 62 Wochen vor uns, die bis an den Messias, den Fürsten, heranreichen. Wenn man die 49 Jahre, in denen die Stadt wiederaufgebaut wurde, dazu rechnet, bedeutet dies, dass es noch 483 Jahre bis zum Christus sein würden. Es sollte unbedingt bedacht werden, dass diese Formulierung sehr allgemein gehalten ist und weder die Geburt des Christus, noch seine Salbung für seinen Auftrag, noch seinen Tod spezifisch bestimmt. Sie sagt einfach „bis auf“ den Messias, den Fürsten. Manche, die den Befehl zur Wiedererbauung und Wiederherstellung Jerusalems im Jahr 454 oder 455 vor Christus festlegen, rechnen, dass die in den 69 Wochen enthaltenen 483 Jahre mit dem Tod des Christus enden.46 Wir wissen, dass das jüdische Volk – wäre Er angenommen worden – sofort zu einem Königtum errichtet worden wäre. Selbst wenn Er nach der Kreuzigung durch die Nationen angenommen worden wäre, so wäre aus der Gegenwart des Herrn die Zeit der Erquickung, die Petrus beschreibt, gekommen und Gott hätte Jesus Christus zu seinem Volk gesandt (Apostelgeschichte 3,9-21).
Aber Gott wusste alles im Voraus und sagt deswegen, nachdem Er die 62 Wochen erwähnt: „Nach den 62 Wochen wird der Messias weggetan werden und nichts haben“ (Vers 26). Es sollte bedacht werden, dass nicht gesagt wird, dass dies sofort danach passieren wird, sondern einfach „nach“, was zweifellos Raum für den Dienst des Herrn lässt, der eine halbe Woche von Jahren dauerte.
Wie es auch sei, die Dinge, die hier erwähnt werden, sind von Gott gegeben und deswegen unumstritten. Das heißt, dass die 62 Wochen von der Wiedererbauung Jerusalems bis zum Christus gelten und dass Er „nach“ dem Ablauf dieser Zeitperiode verworfen und weggetan und nichts haben würde, denn das Königreich und seine Herrlichkeit waren als Konsequenz darauf zeitlich verschoben und in Verbindung damit auch die Erfüllung des letzten Teils der siebzig Wochen. Dies wird im Laufe der Betrachtung noch genauer bedacht werden.
46 Diese Berechnung nimmt das Jahr 4 vor Christus als Geburt des Christus und demzufolge 29 nach Christus für seine Kreuzigung an, was heute allgemein anerkannt ist. Doch durch diesen Versuch der rechnerischen Genauigkeit ist nichts gewonnen. Weil der Messias von seinem Volk abgelehnt werden würde, wie es vorhergesagt ist, bleiben wir bei der Ansicht, dass die Formulierung „bis auf den Messias, den Fürsten,“ unbestimmt ist. Es sollte außerdem erwähnt werden, dass manche, die nach Ende der 69 Wochen die Geburt des Christus sehen, die erste Hälfte der siebzigsten Woche im Dienst von Johannes dem Täufer und ihre zweite Hälfte im Dienst des Herrn als erfüllt betrachten, aber das scheint durch die Verwerfung des Christus überholt. Für diese Meinung sehen wir kein schriftgemäßes Fundament, denn der Dienst von Johannes kann in keiner Weise auf 3,5 Jahre erweitert werden. Eine andere Sichtweise, zu der mehr zu sagen ist, nimmt an, dass der Dienst des Herrn die erste Hälfte der siebzigsten Woche einnimmt, und demzufolge nur noch die zweite Hälfte zu erfüllen ist. In Verbindung mit den Versen 26 und 27 wird auf diese Sichtweise noch genauer eingegangen werden.↩︎