Behandelter Abschnitt Daniel 3,8-13
Die Anklage gegen Sadrach, Mesach und Abednego und der Zorn Nebukadnezars
„Deswegen traten zur selben Zeit chaldäische Männer herzu, die die Juden anzeigten. Sie hoben an und sprachen zum König Nebukadnezar: O König, lebe ewig! Du, o König, hast den Befehl gegeben, dass jedermann, der den Klang des Horns, der Pfeife, der Zither, der Sambuke, der Laute und der Sackpfeife und aller Art von Musik hört, niederfallen und das goldene Bild anbeten solle; und wer nicht niederfällt und anbetet, der solle in den brennenden Feuerofen geworfen werden. Nun sind jüdische Männer da, die du über die Verwaltung der Landschaft Babel bestellt hast: Sadrach, Mesach und Abednego; diese Männer, o König, achten nicht auf dich. Deinen Göttern dienen sie nicht, und das goldene Bild, das du aufgerichtet hast, beten sie nicht an.
Da befahl Nebukadnezar im Zorn und Grimm, Sadrach, Mesach und Abednego herbeizubringen. Da wurden diese Männer vor den König gebracht“ (3,8–13).
Es gab praktisch völlige Einstimmigkeit bezüglich des Gehorsams gegenüber dem königlichen Befehl. Lediglich drei Personen, soweit berichtet, weigerten sich, dem Befehl zu folgen. Der König wurde durch bestimmte Chaldäer auf sie aufmerksam gemacht, die zur selben Zeit herzutraten und die Juden anzeigten. Nachdem sie den königlichen Erlass mit der zugehörigen Strafe für Ungehorsam rezitiert hatten, verkündeten sie: „Nun sind jüdische Männer da, die du über die Verwaltung der Landschaft Babel bestellt hast. Sadrach, Mesach und Abednego; diese Männer, o König, achten nicht auf dich. Deinen Göttern dienen sie nicht, und das goldene Bild, das du aufgerichtet hast, beten sie nicht an.“
Wenn die Anklage auch raffiniert und in ihrer Form darauf angelegt war, den Zorn des Königs zu erregen, so ist ihr Motiv doch sehr offensichtlich. Der Neid ist groß darauf angeschrieben. „Nun sind jüdische Männer da“ - Männer eines fremden Volkes, die zu einer feindlichen Nation gehörten, die als Gefangene hierhergeführt worden waren, und die du über das Haupt deiner eigenen ergebenen Untertanen erhöht hast – diese sind es, die sich dem königlichen Befehl widersetzt haben. Hass ist selten weniger verborgen, denn bevor sie sie dafür anklagten, dass sie das Bild des Königs nicht anbeteten, sagen sie: „Deinen Göttern dienen sie nicht.“ Der König wusste dies wohl von Daniel und hatte sie dennoch in ihre ehrenhafte Stellung gesetzt. Doch die Chaldäer konnten es nicht dulden, dass die Diener des wahren Gottes so erhöht wurden, und nun endlich war ihre Gelegenheit gekommen, die Feindschaft ihrer Herzen auszudrücken und in der nun vorgebrachten Anklage auszudrücken. Es war für Sadrach, Mesach und Abednego glücklich, dass keine andere Anklage gegen sie erhoben werden konnte, außer (wie später in dem Fall Daniels) betreffend das Gesetz ihres Gottes.
Obgleich jedoch ich die Art der Anklage durch Neid und Hass motiviert war, so war sie doch gut durchdacht, um das Bewusstsein Nebukadnezars zu reizen. Die Erwähnung seiner Beförderung der drei Juden würde, so könnte man vermuten, dem König sicherlich jenen ereignisreichen Tag in Erinnerung rufen, an dem Daniel sein Geheimnis und dessen Bedeutung enthüllt hatte, zusammen mit dem Bekenntnis, das Daniels Worte seinem Lippen abgerungen hatte. Doch selbst wenn es so war, war er in seinem „Zorn und Grimm“ auf die Männer, die es gewagt hatten, seinen absoluten und gebietenden Willen zu missachten, alles vergessen. Die Erkenntnis, die Gott Daniel mitgeteilt hatte, war dem Wunsch des Königs in gewisser Hinsicht dienlich gewesen. Jetzt hingegen durchkreuzte die Treue Gott gegenüber seinen Willen und lehrte ihn, dass es einige gab, die glaubten und auch nach diesem Glauben handelten, dass Gott – um es mit den Worten des Königs zu sagen – „der Gott der Götter und der Herr der Könige“ war. Dies war für den gefühlslosen und kränkbaren Monarchen nicht zu dulden, und er befahl, dass Sadrach, Mesach und Abednego herbeigebracht werden sollten. „Da wurden diese Männer vor den König gebracht.“