Behandelter Abschnitt Nehemia 4,15-18
„Und es geschah, als unsere Feinde hörten, dass es uns bekannt geworden war und dass Gott ihren Rat vereitelt hatte, da kehrten wir alle zur Mauer zurück, jeder an sein Werk. Und es geschah von diesem Tag an, dass die Hälfte meiner Diener an dem Werk arbeitete, während die andere Hälfte die Lanzen und die Schilde und die Bogen und die Panzer hielt; und die Obersten waren hinter dem ganzen Haus Juda, das an der Mauer baute. Und die Lastträger luden auf, mit der einen Hand am Werk arbeitend, während die andere die Waffe hielt. Und die Bauenden hatten jeder sein Schwert um seine Hüften gegürtet und bauten. Und der, der in die Posaune stieß, war neben mir“ (4,9–12).
Die Folge des wachsamen und kraftvollen Wirkens Nehemias und seiner Vorbereitung auf die Verteidigung war die Entmutigung des Feindes. „Widersteht dem Teufel, so wird er von euch fliehen“ (Jak 4,7), wenn auch nur „für eine Zeit“. Der Feind erfuhr, dass Nehemia von seinen Plänen gehört und Gott somit ihren Ratschluss durchkreuzt hatte. Für den Moment schien er zurückgewichen zu sein, denn die Juden konnten alle zur Mauer zurückkehren – jeder zu seiner Arbeit. Auf diese Weise antwortete Gott auf den Glauben seines hingegebenen Dieners, indem Er die Pläne des Widersachers vereitelte. Doch Nehemia kannte die Methoden Satans und glaubte nicht eine Minute lang, dass die Gefahr vorüber war. Zu gut kannte er dessen unaufhörliche Feinseligkeit, um glauben zu können, dass er seine Pläne gegen das Volk und das Werk des Herrn aufgegeben hatte. Daher traf Nehemia, während die Bauleute ihre Arbeit wieder aufnahmen, wirksame Vorkehrungen zur Verteidigung im Fall eines plötzlichen Angriffs. Wir lesen, dass er seine Arbeiter in zwei Gruppen aufteilte, von denen die eine baute und die andere „die Lanzen und die Schilde und die Bogen und die Panzer hielt.“ Dann stellte er die Obersten hinter das ganze Haus Juda – offensichtlich, um sie zum Widerstand bei einem feindlichen Angriff zu ermutigen (4,10). Aus der Beschreibung der Art und Weise, in der sie bauten – „die Bauenden hatten jeder sein Schwert um seine Hüften gegürtet und bauten“ – und den anderen Einzelheiten, die hinzugefügt werden, können einige höchst interessante Belehrungen gezogen werden.
Zuallererst sollten die verschiedenen Gruppen von Arbeitern benannt werden. Es gab einige, die dem Werk völlig hingegeben waren. Wiederum gab es andere, die gänzlich mit den Kriegswaffen beschäftigt waren (4,10). So ist es auch in der Versammlung Gottes. Einige der Diener Gottes sind zur Erbauung berufen und speziell dafür geeignet. Sie beschäftigen sich daher mit Seelen und mit der Versammlung und arbeiten daran, sich selbst und andere in ihrem heiligsten Glauben aufzubauen. Sie beten im Heiligen Geist, trachten danach, die Wahrheit der Versammlung unter den Heiligen aufrechtzuerhalten und kümmern sich um die Heiligkeit des Hauses Gottes. Es gibt andere, die zum Kampf berufen sind, die die Angriffe des Feindes auf die Wahrheit Gottes schnell erkennen und in der Kraft des Heiligen Geistes weise genug sind, ihnen mit den Waffen ihrer Kriegsführung zu begegnen. Dabei sind ihre Waffen nicht fleischlich, sondern göttlich mächtig zur Zerstörung von Festungen, indem sie Vernunftschlüsse zerstören und jede Höhe, die sich erhebt gegen die Erkenntnis Gottes, und jeden Gedanken gefangen nehmen gegen unter den Gehorsam des Christus (2Kor 10,4.5). Die Bauleute, die Lastenträger, die aufluden, werden ebenfalls unterschieden (4,11). Jeder hatte seine festgesetzte Aufgabe, und alle arbeiteten an demselben Ziel.
Hieran kann einmal mehr gesehen werden, wie glücklich es für das Volk Gottes ist, wenn jeder den besonderen Platz, für den er berufen ist, wahrnimmt und ihn für den Herrn ausfüllt. Es ist das Vergessen dieser Wahrheit, das in jedem Zeitalter zu Verwirrung in der Versammlung geführt hat. Daher kann die Wichtigkeit des Ausfüllens des Platzes, für den wir göttlich ausgestattet wurden (und das Zufriedensein mit diesem Ausfüllen) nicht zu stark betont werden. Wenn wir Lastenträger sind – Lastenträger für andere –, lasst uns nicht danach trachten, Bauleute zu werden. Und wenn wir Bauleute sind, lasst uns im Bauen ausharren. Der Herr und nicht der Diener bestimmt zur Arbeit und stattet den Diener dafür aus.
Doch ob Bauleute oder Lastenträger, ein Merkmal kennzeichnete sie beide: Sie waren „mit der einen Hand am Werk arbeitend, während die andere die Waffe hielt“ (4,11). Dies enthüllt den Charakter der Zeit, in der sie arbeiteten. Es waren in der Tat gefahrenvolle Zeiten – Zeiten, wie wir gesehen haben, in denen die Macht Satans sich zunehmend in ihrem Widerstand gegen das Volk Gottes offenbarte. Diese Zeiten waren typisch für die, in denen Judas arbeitete, insbesondere als er seinen Brief schrieb. Denn bei ihm finden wir die gleichen zwei Dinge – das Schwert und das Werkzeug. Er hielt es für notwendig, mit Eifer für den einmal den Heiligen überlieferten Glauben zu kämpfen (Jud 3), und auch er ermahnte die Empfänger seines Briefes, sich selbst auf ihren allerheiligsten Glauben zu erbauen (Jud 20).
Dies ist auch der Charakter der heutigen Tage – der gefahrvollen Zeiten, in die unser Los gefallen ist. Wir können daher von den Arbeitern Nehemias den göttlichen Weg lernen, sich auf die Angriffe des Feindes vorzubereiten: Während wir unsere Verteidigungswaffen in der einen Hand halten und unser Schwert um unsere Hüften gegürtet ist, sollten wir eifrig mit der Arbeit beschäftigt sein.
Die Gefahr liegt darin, die Bedürfnisse der Seele zu vernachlässigen, wenn Schwierigkeiten durch Satans Angriffe auf die Wahrheit auftreten – dann mit der Arbeit aufzuhören und mit dem Feind beschäftigt zu sein. Dabei übersieht man die Notwendigkeit sorgfältigen und andauernden Dienstes für Christus zur Erhaltung und Ernährung der Seelen, wodurch diese befähigt werden, die feindlichen Angriffe abzuwehren. Das Volk Gottes kann nicht mit Streitigkeiten ernährt oder erbaut werden – ein warnendes Wort, das in der heutigen Zeit nicht zu sehr betont werden kann. Unsere Arbeit, selbst wenn sie in Erwartung und Wachsamkeit vor dem Feind getan wird, ist es zu bauen. Und je eifriger wir bauen, desto sicherer werden wir sein, wenn der Feind zum Anschlag ausholt. Die Waffen müssen bereit sein, doch unsere Aufgabe ist es, den Bau der Mauer fortzusetzen.
Dann gab es den Posaunenbläser. „Und der“, schreibt Nehemia, „der in die Posaune stieß, war neben mir“ (4,12). Der Gebrauch der heiligen Posaunen lässt sich aus 4. Mose 10 erschließen. Sie dienten „zur Berufung der Gemeinde und zum Aufbruch der Lager“ (4Mo 10,2). Darüber hinaus sollte in Zeiten des Krieges Lärm geblasen werden – ein Lärm, der nicht nur das Volk versammelte, sondern auch vor Gott kam und zu Ihm rief –, sodass sie vor ihren Feinden gerettet würden. Zudem gab es die Anweisung, dass in die Posaunen nur die Priester blasen sollten, die durch ihre Nähe zu Gott die Einsicht hatten und in Gemeinschaft mit den Gedanken Gottes waren.
So sollte hier derjenige, der in die Posaune blies, neben Nehemia sein, damit er nur auf den Befehl des Meisters hin blies. Es war Nehemias Aufgabe, den Augenblick zu bestimmen, in dem der Ton erschallt, und die des Bläsers, die erste Andeutung der Gedanken und des Willens Nehemias zu erfassen. Gleicherweise ist es auch heute so, dass nur die, die im Genuss ihrer priesterlichen Vorrechte, in Nähe zu Christus und Gemeinschaft mit seinen Gedanken wissen, wann Alarm zu schlagen ist. Nach dem eigenen Willen oder der eigenen Gefahreneinschätzung zu blasen würde nur zu Verwirrung führen, die Bauleute von ihrer Arbeit rufen und so dem Feind in die Hände spielen. Um zum richtigen Zeitpunkt Alarm zu schlagen, mussten sie nahe bei ihrem Herrn sein und ihre Augen auf ihn gerichtet halten.