Einleitung
Der Herr nutzte den Eifer Nehemias, um fast das gesamte Volk zu bewegen. Eine Welle von Tatendrang erwachte unter ihnen. Es mag sein, dass in den Herzen einiger Lauheit, wenn nicht sogar Feindseligkeit war, doch nach außen hin, dem Bekenntnis nach, kamen nahezu alle hinzu und boten ihre Dienste als Arbeiter an. Es war in der Tat ein richtiges Aufleben, wie es nur durch den Geist des Herrn ausgelöst werden kann. Der Wert, den Gott dem zumisst, kann darin gesehen werden, dass Er für die Aufzeichnung und Bewahrung der Namen derer sorgte, die an diesem Werk mitgearbeitet hatten.
Dieser Umstand zeigt, dass Er beim Bauen der Mauer auf ihrer Seite war. Es konnte gar nicht anders sein, denn was war die Bedeutung des von ihnen beabsichtigten Werkes? Sie bekannten dadurch, angeführt von Nehemia, die Notwendigkeit ihrer Absonderung von den umliegenden Nationen und ergriffen Maßnahmen, um diese sicherzustellen. Lange Zeit zuvor hatte Mose zum Herrn gesagt: „Und woran soll es denn erkannt werden, dass ich Gnade gefunden habe in deinen Augen, ich und dein Volk? Nicht daran, dass du mit uns gehst und wir ausgesondert werden, ich und dein Volk, aus jedem Volk, das auf dem Erdboden ist?“ (2Mo 33,16). Sie hatten diese Wahrheit vergessen, doch jetzt waren sie durch Gottes Gnade dabei, den Platz eines für Gott abgesonderten Volkes wieder einzunehmen. Das ist die Bedeutung der Handlung, die in diesem Kapitel aufgezeichnet ist. Doch – ach! – schon bald erwies sich, dass ihr Tatendrang und Glaube dahinziehenden Morgenwolken glich.
In den Einzelheiten dieses Kapitel gibt es vieles, das unsere Beachtung verdient. Es erinnert den Leser fast unweigerlich an Römer 16, wo der Apostel Paulus, vom Geist geleitet, so viele der Heiligen mit Namen nennt und in vielen Fällen ihre verschiedenen Eigenschaften im Dienst beschreibt. So schreibt er zum Beispiel: „Grüßt Tryphäna und Tryphosa, die im Herrn arbeiten. Grüßt Persis, die Geliebte, die viel gearbeitet hat im Herrn“ (Röm 16,12). Durch das Hinzufügen zweier Wörter in seinem Gruß an Persis weist er ihr vor Gott sowie in seinen eigenen und den Zuneigungen der Heiligen einen besonderen Platz zu und stellt ihr eine herausragende Empfehlung aus.
So lesen wir in unserem Kapitel:
„Nächst ihm besserte Baruch, der Sohn Sabbais, eine andere Strecke eifrig aus, vom Winkel bis zum Eingang des Hauses Eljaschibs, des Hohenpriesters“ (3,20).
Dies zeigt uns, mit welcher Genauigkeit (wenn wir das so sagen dürfen) Gott sein Volk beobachtet, wie sorgfältig Er den Zustand ihrer Herzen und den Charakter ihres Dienstes aufzeichnet und wie wohltuend für Ihn die Sichtbarkeit von Hingabe zu seiner Ehre ist. Solche Auszeichnungen – nicht durch Menschen, sondern durch Gott, und daher unfehlbar – sollten, während sie einerseits den Richterstuhl des Christus vorwegnehmen, uns andererseits alle dazu anspornen, den gleichen Eifer und unermüdlichen Fleiß im Dienst für den Herrn zu suchen.
Während wir es dem Leser überlassen, diese interessanten Aufzeichnungen für sich selbst zu untersuchen, könnte es nützlich sein, auf einige Einzelheiten hinzuweisen.
Eljaschib, der Hohepriester, und seine Brüder, die Priester, sind die ersten Arbeiter, die erwähnt werden. Nicht, wie man schlussfolgern könnte, weil sie die Übrigen an Kraft und Hingabe übertrafen, sondern vielmehr wegen der Stellung, die sie im Volk einnahmen. Wie wir später sehen werden, ist es ihr Rang, der ihnen den Vorrang in der Aufzeichnung gibt.
„Und Eljaschib, der Hohepriester, und seine Brüder, die Priester, machten sich auf und bauten das Schaftor; sie heiligten es und setzten seine Flügel ein. Und sie heiligten es bis an den Turm Mea, bis an den Turm Hananel“ (3,1).
Wenn wir diese Beschreibung mit der in Vers 3 vergleichen, wird uns ein entscheidender Unterschied auffallen: (Siehe Neh 3,3)