Die erste Auferstehung und das Reich des Messias
„Und ich sah Throne, und sie saßen darauf, und es wurde ihnen gegeben, Gericht zu halten; und ich sah die Seelen derer, die um des Zeugnisses Jesu und um des Wortes Gottes willen enthauptet worden waren, und die, die das Tier nicht angebetet hatten noch sein Bild, und das Malzeichen nicht angenommen hatten an ihre Stirn und an ihre Hand. Und sie wurden lebendig und herrschten mit dem Christus tausend Jahre“ (20,4).
Nun ist endlich der längst ersehnte Weltfriede Tatsache geworden. Jesus Christus, der König und Messias, wird jetzt das verheißene Reich des Friedens und des Segens und der vollkommenen Gerechtigkeit aufrichten und seine Herrschaft über die Erde antreten. Allerdings wird in unserem Abschnitt das messianische Reich mit seiner Fülle von Segnungen und Glück, der Aufhebung des Fluches und dessen traurigen Folgen, nicht direkt berührt, weil dies alles den irdischen Lebenskreis betrifft und besonders das Bundesvolk Israel angeht und daher nicht Gegenstand des Buches der Offenbarung ist. Die Belange Israels sind im Alten Testament ausführlich beschrieben; wir wollen aber einige Stellen angeben: Psalm 72; Jesaja 2; 4; 11; 35; 65; Amos 9,11-15; Micha 4; Sacharja 14,20.21.
Gegenstand des Neuen Testamentes ist das himmlische Volk Gottes, für den Himmel bestimmt und mit himmlischen Segnungen gesegnet; deshalb erwähnt auch die Offenbarung nur die himmlische Seite der Zeit dieses Reiches des Friedens und der Gerechtigkeit.
Was wird das für ein herrliches Segensreich sein, wenn alle bösen Mächte beseitigt sein werden und keinerlei Krieg mehr zu befürchten ist, keine Notzeit und keine Katastrophen mehr erschrecken werden! Jesus Christus wird als Friedenskönig und wahrer Hoherpriester nach der Ordnung Melchisedeks in Herrlichkeit herrschen. Der Prophet Sacharja beschreibt die Person des Messias in eben diesem Charakter; in Kapitel 3 als Grund – und Eckstein, als Hoherpriester – was Er für uns heute schon ist – und als König; in Kapitel 4 wird der Schlussstein gelegt, der nur eine Bezeichnung hat: Gnade!
In Kapitel 6 wird König- und Priestertum in einer Person vereinigt, und zwar in der Person des Josua. Er ist Priester und König zugleich, doch ist ersteres hervorgehoben, denn die Herrschaft des Messias ist eine solche des Segens und nicht der Kriegsmacht. Die ganze Prophezeiung klingt im letzten Kapitel mit dem Priesterkönigtum nach dem Vorbild Salomos, aus. „Und ich sah Throne und sie saßen darauf, und es wurde ihnen gegeben, Gericht zu halten.“ Daniel hat schon Gerichtsthrone geschaut, aber nur auf einem saß „der Alte an Tagen“, der Herr selbst, die übrigen waren leer, deren Inhaber werden noch nicht gesehen. In Offenbarung 4 und 5 sehen wir 24 Throne und auf ihnen sitzen 24 Älteste, Repräsentanten der himmlischen Heiligen. In ihrer offiziellen Stellung sind sie Mitwisser der Ratschlüsse Gottes und als Fürbitter der Heiligen auf der Erde gedacht. Das letztere zeigt, wie innig sie mit diesen Heiligen verbunden sind, so, als ob sie noch unter ihnen weilen würden; so können wir ihr Rufen und ihr Flehen für ihre Mitgläubigen verstehen.
Die Zahl der Throne, die Johannes sieht, ist uns nicht angegeben, aber alle Throne sind besetzt, und zwar außer allem Zweifel von Heiligen, die den Herrn bei seinem Erscheinen auf der Erde in Herrlichkeit begleiten werden. Denn der Herr hat bis dahin als siegreicher Kriegsherr allein die strafende Geißel geschwungen, wobei die Heiligen nur Zuschauer waren, aber jetzt will der Herr die Herrschaft nicht ohne die Gemeinschaft der dazu Erkauften ausüben. So hat es der Herr schon den Jüngern verheißen: „Wahrlich, ich sage euch: Ihr, die ihr mir nachgefolgt seid, auch ihr werdet in der Wiedergeburt, wenn der Sohn des Menschen auf seinem Thron der Herrlichkeit sitzen wird, auf zwölf Thronen sitzen und die zwölf Stämme Israels richten“ (Mt 19,28) Und Paulus lässt die gläubigen Korinther wissen, dass sie die Welt und die Engel richten werden (1Kor 6,2.3). Denn wie Er auf der Erde in Niedrigkeit denselben Platz mit uns eingenommen hat, dürfen wir im Himmel seinen herrlichen Platz mit Ihm teilen; und ebenso wie wir unseren Weg auf der Erde Ihm nach als Fremde und Pilger gehen, werden wir im Himmel Herrschaft und Segnung als unser endgültiges Ziel mit Ihm teilen.
Es werden noch zwei weitere Klassen Heiliger erwähnt, aber durch das Wort „und“ doch mit den ersten verbunden. Während „sie“, die zuerst genannten, die beim Kommen des Herrn für die Seinen in die Luft Entrückten umfassen, sind die hier erwähnten solche Heilige, die erst nach dieser Entrückung in Erscheinung treten werden. Es sind einerseits diejenigen, die beim Öffnen des fünften Siegels (Kapitel 6) noch als Seelen ohne Körper gesehen wurden, andererseits diejenigen, die in der letzten großen Drangsal um des Glaubens willen getötet wurden, denen das „Glückselig“ in Offenbarung 14,13 gilt: „Glückselig die Toten, die im Herrn sterben, von nun an!“ Sie werden gewissermaßen als ein Nachtrag zur Entrückung ebenfalls wieder auferweckt werden, so wie die beiden Zeugen in Kapitel 11, ohne lange Wartezeit, um dasselbe herrliche Los mit den Ersten zu teilen. Der Heilige Geist unterlässt es nicht, dies ausdrücklich mitzuteilen, weil diese für den Herrn ja ebenso wertvoll sind, wie die anderen.
Mit den Worten „und sie wurden lebendig“ wird die Auferstehung aller Heiligen, überkleidet mit Kleidern himmlischer Herrlichkeit, zusammengefasst, sowohl die Seelen unter dem Altar, als auch die Heiligen der letzten Drangsalszeit; alle werden in den Himmel erhoben, um den Thron des Herrn Jesus Christus zur Erhöhung seines Namens zu umgeben. Sie alle werden die Herrschaft während des Reiches auf der Erde mit Ihm teilen, was aber nicht bedeutet, dass es ein ständiges Verweilen auf dieser sein wird, weil ja seine Regierung als Herr und König der ganzen Schöpfung zugleich eine himmlische sein wird. Darum werden die Seinen auch diese mit Ihm teilen, denn sie können nie mehr von Ihm getrennt werden.
Hier nun hören wir zum ersten Mal, dass diese glückselige Herrschaft tausend Jahre dauern wird, und zwar wird dies in Vers 2–7 sechsmal erwähnt. In sechs Tagen hat Gott Himmel und Erde erschaffen, worauf Er am siebten Tag ruhte, um sich seines Werkes zu erfreuen. Ebenso sind es rund 6 000 Jahre, die dem Menschen überlassen sind, sich zu mühen und zu schaffen, die aber -der Sünde wegen – niemals zu einem wahren Sabbat der Ruhe nach vollendetem Werk führen können.2 Hier aber beginnt mit dem Antritt der Herrschaft des Herrn Jesus Christus der große Sabbat der wahren Ruhe und Vollendung, an dem auch die Schöpfung ihren Anteil haben wird, da ja aller Fluch aufgehoben und beseitigt sein wird. Dieser Sabbat wird nie mehr abgebrochen werden durch die Sünde, sondern nach Vollendung seiner Dauer übergehen in den ewigen Tag Gottes, ohne Schatten, Veränderung und Wechsel (2Pet 3,13).
2Interessant ist eine Überlieferung unter den Juden (Tradition des Hauses Eli), dass diese Erde sieben Jahrtausende bestehen werde: die ersten zwei derselben werden „Tohu“, d. h. Gesetzlosigkeit, sein, die zweiten zwei „Thora“, d. h. Gesetz, die dritten „jeme hammaschjach“, d. h. Tage des Messias, und der siebte endlich wird „Schabbath“ heißen, d. h. Ruhe. Diese Einteilung stimmt ziemlich genau mit den Tatsachen überein, dass Abrahams Berufung ungefähr um 2000 von der Schöpfung an geschah, und das Auftreten Jesu auf rund 4 000 nach der Schöpfung fällt. Seitdem sind auch wieder nahezu 2000 Jahre verflossen. Wir führen dies nicht als Beweismittel an, aber es zeigt, wie viel Erkenntnis, bezüglich des Kommens ihres Messias, die Juden schon damals hatten. Auch dass Er eine neue „Thora“, d. h. Gesetz, bringen würde, haben ihre großen Lehrer ebenfalls verkündigt, genug, um in Jesus den Messias erkennen zu können. Aber sie haben Ihn nicht gewollt.