Behandelter Abschnitt Off 20,4-9
Verse 4-9 Tausend Jahre Frieden und der letzte Aufstand
In den Versen 4–6 wird das eigentliche Friedensreich beschrieben. Zwei- mal ist die Rede vom Mitherrschen mit Christus. Also herrscht Christus selbst. Das wird hier nur äußerst kurz beschrieben und ab Kapitel 21,9 dann ausführlich behandelt. Das Alte Testament ist voll von Einzelheiten über dieses Reich. Dass es ums Herrschen geht, ist aus dem Ende des Ver- ses ersichtlich und auch aus den Thronen, die Johannes sieht. Er sieht au- ßerdem, dass „sie“, das sind die vierundzwanzig Ältesten, auf diesen Thro- nen sitzen. Daniel sah ebenfalls Throne, aber er sah niemanden darauf sit- zen (Dan 7,9). Johannes sieht, wie denen, die auf den Thronen sitzen, das Gericht übergeben wird, das bedeutet, sie bekommen Regierungsmacht.
Die Throne, die Johannes sieht, stehen auf der Erde, weil Christus auf der Erde regiert, wo auch sein Thron steht. Bereits früher hast du Throne ge- sehen, auf denen die vierundzwanzig Ältesten saßen, doch dort standen sie im Himmel (4,4). Hier stehen sie auf der Erde, und sie setzen sich, um mit Christus tausend Jahre zu regieren. Er hatte das seinen Jüngern in Ver- bindung mit den zwölf Stämmen Israels verheißen (Mt 19,28; Lk 22,30). Und Paulus sagt den Gläubigen der Gemeinde, dass sie die Welt richten werden (1Kor 6,2). Die vierundzwanzig Ältesten stellen die Gläubigen des Alten Testaments und des Neuen Testaments vor.
Dann sieht Johannes noch zwei andere Gruppen von Gläubigen. Diese bei- den Gruppen sind die Gläubigen, die nach der Entrückung der Gemeinde zum Glauben gekommen sind und für ihren Glauben als Märtyrer gestor- ben sind. Die zweite Gruppe besteht aus Gläubigen, die vor der großen Drangsal getötet worden sind; es sind die Seelen unter dem Altar (6,9). Wegen ihres Zeugnisses, das sie von dem Herrn Jesus abgelegt haben, und wegen ihrer Treue gegenüber dem Wort Gottes wurden sie enthauptet.
Als sie um Rache rufen, wird ihnen gesagt, sie sollten ruhen, bis auch die andere Gruppe, die hier genannt wird, getötet worden wäre (6,10.11). Diese dritte Gruppe würde während der großen Drangsal getötet werden. Sie hatten dann vonseiten des Tieres zu leiden, doch sie beugten sich nicht vor ihm oder seinem Bild. Das kostete sie das Leben, doch jetzt bekommen sie die Belohnung.
Beide Gruppen wurden von ihren Feinden getötet, die meinten, sich dadurch dieser Zeugen des verhassten Jesus entledigt zu haben. So mein- ten auch die Feinde des Herrn Jesus, als Er tot am Kreuz hing, sie hätten sich seiner entledigt. Doch so wie der Herr Jesus lebendig geworden ist, so werden auch diese Märtyrer lebendig werden. Lebendig zu werden bedeu- tet leiblich aufzuerstehen. Es ist das Lebendigwerden von Toten. Erst nach diesem Lebendigwerden ist die Rede vom Regieren mit Christus Das ist ein weiterer Beweis dafür, dass im jetzigen Augenblick keine Rede von einem tausendjährigen Friedensreich sein kann, in dem Christus herrscht und woran alle teilhaben, die mit Ihm verbunden sind.
Sie wurden lebendig und herrschten. Der Mensch kommt nun zu seiner ei- gentlichen Berufung, denn er wurde bereits in 1. Mose 1,26 dazu be- stimmt, über die Schöpfung zu herrschen, und in 1. Mose 2,7 empfing er Leben von Gott. Doch durch seine Sünde verspielte der Mensch beides. Durch Christus bekommt er zurück, was er verlor, und das auf eine herrli- chere Weise. Sie herrschen nämlich mit Christus, und zwar als auferweckte Heilige, also nicht als Untertanen. Treue gegenüber Gott wird niemals zum Verlust irgendeines Segens führen, sondern gerade zu einem reicheren Genuss dieses Segens, reicher, als wir ihn jemals auf der Erde hätten ge- nießen können (Röm 8,18; 2Kor 4,17).
Hier werden alle, die einmal erniedrigt wurden, zur rechten Zeit erhöht werden (1Pet 5,6). Sie alle sind einmal von ihrem eigenen Thron aufge- standen und haben sich vor Gott niedergebeugt und dürfen nun auf ihrem Thron sitzen, einem Thron, der ihnen gegeben wurde.
Die Übrigen der Toten sind die Ungläubigen, denn alle gläubigen Toten sind auferstanden. Die Ungläubigen werden nicht zu Beginn des Friedens- reiches auferstehen, sondern bleiben im Totenreich, im Hades, dem Ort der Qual (Lk 16,23). Von dem Augenblick an, wo der Herr Jesus herrscht, werden keine Gläubigen mehr sterben (vgl. Jes 65,22). Mit der Auferste- hung der Gläubigen im vorigen Vers ist die erste Auferstehung abgeschlos- sen.
Die erste Auferstehung erfolgt in Phasen: zuerst Christus, danach die, die des Christus sind bei seiner Ankunft (1Kor 15,23). Auch das Kommen Chris- ti erfolgt in Phasen. Er kommt zunächst, um die Gemeinde zu sich in die Luft aufzunehmen (1Thes 4,15-18). Bei dieser Gelegenheit werden die entschlafenen Gläubigen auferweckt und die lebenden Gläubigen werden verwandelt. Anschließend findet die Hochzeit des Lammes statt, wie wir in Kapitel 19,7 gesehen haben. Danach kommt der Herr Jesus zum zweiten Mal vom Himmel, diesmal zusammen mit der Gemeinde und den anderen Gläubigen, um seine Feinde zu vernichten und sein Reich zu errichten. Das ist der Augenblick, wenn die Märtyrer des vorherigen Verses auferstehen, um ebenfalls an der Regierung Christi teilzuhaben. Dann ist die erste Auf- erstehung abgeschlossen.
Die Ungläubigen werden erst nach dem Friedensreich lebendig werden. Sie werden dann vor dem großen weißen Thron, wo nur Ungläubige ste- hen, gerichtet. Zwar wird der Leib der Ungläubigen lebendig gemacht, doch der Geist bleibt geistlich tot. Mit diesem Leib werden sie ewig den zweiten Tod in der Hölle erleiden. Sie stehen als Tote vor dem großen weißen Thron.
Es gibt also zwei Auferstehungen: eine Auferstehung der Gerechten, das ist die erste Auferstehung, und eine Auferstehung der Ungerechten (Lk 14,14; Apg 24,15). Zwischen diesen beiden Auferstehungen liegt eine Zeit- spanne von tausend Jahren. Johannes nennt sie in seinem Evangelium die Auferstehung des Lebens und die Auferstehung des Gerichtes (Joh 5,29).
Es ist ein außerordentliches Vorrecht, an der ersten Auferstehung teilzu- haben. Wer daran teilhat, ist vor der Gewalt des zweiten Todes, der Hölle, völlig sicher. Der erste Tod betrifft den Körper und ist befristet, der zweite Tod betrifft den Körper und ist ewig. Tod und Leben sind übrigens Begriffe, die du in ihrem Zusammenhang lesen musst, um ihre Bedeutung zu ver- stehen. So kannst du Stellen begegnen, wo von den körperlich Toten ge- sagt wird, dass sie leben (Mt 22,32), und von den körperlich Lebenden, dass sie tot sind (Eph 2,1).
Alle, die an der ersten Auferstehung teilhaben, sind Priester Gottes und des Christus. Sie teilen nämlich im Namen Gottes und des Christus den priesterlichen Segen an die Schöpfung aus, über die sie mit Christus herr- schen.“ Herrschen bedeutet wörtlich: als Könige herrschen. Sie kommen aus dem Himmel, um auf der Erde Priester zu sein. Sie sind keine Priester, die Menschen vor Gott vertreten, sondern Priester, die Gott vor den Men- schen vertreten. Darin sind sie dem Herrn Jesus als König-Priester ähnlich (Sach 6,13; 1Mo 14,18).
Das Wort „vollendet“ bedeutet nicht nur, dass die tausend Jahre vergan- gen und „vorbei“ sind, sondern auch, dass sie „erfüllt“ sind, in dem Sinn, dass ein festgesetztes Ziel erreicht ist. Die Erde wird dann ihre Sabbatruhe gehabt haben. Bevor der Friede des Friedensreiches in den Frieden der Ewigkeit einmündet, ist es unerlässlich, dass die Menschheit einer letzten Prüfung unterzogen wird. Dazu geschieht das, was bereits am Ende von Vers 3 angekündigt war, nämlich dass der Satan für eine kurze Zeit losge- lassen werden muss.
Der Charakter Satans hat sich während der tausend Jahre seines Aufent- halts im Abgrund nicht verändert, genauso wenig hat sich die Natur des Menschen verändert. Satan ist unverbesserlich böse. Wenn er losgelassen ist, handelt er sofort so, wie er es immer getan hat. Er geht aus über die ganze Erde, bis zu den Ecken der Erde (vgl. Jes 11,12; Hes 7,2), um alle Na- tionen zu verführen. „Ecken der Erde“ bedeutet buchstäblich, dass die Menschen dort sich weit vom Zentrum des Segens, nämlich von Jerusalem entfernt befinden.
Die Verführung durch Satan zeigt auch, dass das sündige Fleisch des
Men- schen bei denkbar größtem Segen keine Veränderung erfahren hat.
Viele haben Gehorsam gegenüber dem Herrn Jesus vorgetäuscht (
Den Gog und den Magog, die Johannes nennt, solltest du nicht mit Gog im Land Magog verwechseln, die Hesekiel nennt (Hes 38 und 39). Das Heer, von dem Hesekiel spricht, kommt aus dem äußersten Norden und wird, wenn der Herr Jesus schon in Jerusalem regiert, gegen Israel aufmarschie- ren und vernichtet werden. Der Gog, den Johannes nennt, kommt von überall her. Johannes gebraucht diesen Namen wegen der großen morali- schen Übereinstimmungen zwischen den beiden Angriffen. Satan hat gro- ßen Erfolg bei der Rekrutierung seiner Armee. Er stellt ein riesiges Heer auf die Beine, das nicht zu zählen ist.
Unter dem Einfluss Satans zieht dieses riesige Heer herauf auf die Breite der Erde. Ihr Ziel ist das Heerlager der Heiligen und Jerusalem, das hier „die geliebte Stadt“ (Ps 78,68; 87,2) genannt wird, der Mittelpunkt der Erde. Die geliebte Stadt ist zugleich der Ort, wo die Heiligen lagern, wo sie ihre Ruhe haben. Sie werden von den Nationen unterschieden, die an den Ecken der Erde sind.
Dieses riesige Heer ist so blind für die Macht des Herrn Jesus wie die Hee- re es waren, die vor dem Friedensreich nach Jerusalem hinaufzogen (19,19.20). Gott sendet sein verzehrendes Feuer vom Himmel, und kein Feind bleibt mehr übrig. Die Beschreibung dieses Krieges ist noch kürzer als die im vorhergehenden Kapitel.