Behandelter Abschnitt Off 17,3-6
Die Frau, auf dem Tier sitzend
„Und er führte mich im Geist weg in eine Wüste; und ich sah eine Frau auf einem scharlachroten Tier sitzen, voller Namen der Lästerung, das sieben Köpfe und zehn Hörner hatte. Und die Frau war bekleidet mit Purpur und Scharlach und übergoldet mit Gold und wertvollem Stein und Perlen, und sie hatte einen goldenen Becher in ihrer Hand, voll von Gräueln und den Unreinheiten ihrer Hurerei; und an ihrer Stirn hatte sie einen Namen geschrieben: Geheimnis, Babylon, die große, die Mutter der Huren und der Gräuel der Erde. Und ich sah die Frau trunken von dem Blut der Heiligen und von dem Blut der Zeugen Jesu. Und ich verwunderte mich, als ich sie sah, mit großer Verwunderung“ (17,3–6).
Wir sahen in Vers 1 die Hure „auf vielen Wassern sitzend“, was uns einwandfrei zeigt, dass die Kirche ihre Herrschaft über viele Völker und Sprachen ausübt. Das scharlachrote Tier ist niemand anders als das kaiserliche Rom, das das religiöse Rom trägt und von demselben geleitet wird. Die Zeit wird kommen, in der die katholische Kirche das schon im Mittelalter erstrebte Ziel, die Herrschaft der Welt, erreichen wird. Die Verbindung ist eine so vollständige, dass selbst die Mächtigsten sich den Anmaßungen des Vatikans beugen müssen, so wie es zur Zeit Gregors VII. war, der nur ein Lebensziel kannte: die Herrschaft der geistlichen Gewalt über die weltliche.
Zuerst muss Johannes diese Frau inmitten einer Wüste sehen, sehr zutreffend, da der Katholizismus dann erst recht ohne wahre Speise und Trank, d. h. ohne Segen von oben sein wird; kein Wunder, der Herr selbst wird abgelehnt und die Autorität des Wortes Gottes geleugnet. Das Tier, auf dem die Frau sitzt, ist voller „Namen der Lästerung“, was uns den Grad der Feindschaft gegen Gott und die herausfordernde Stellung der abtrünnigen Christenheit deutlich macht. Es sind die satanischen Opponenten gegen Gott und das Lamm, und beide, das Tier und die Frau, haben ihren Sitz in Rom, der Sieben-Hügel-Stadt. Welcher schrecklich ernste Gegensatz: Unser gnadenvoller Herr hat die Seinen bestimmt, dereinst mit Ihm selbst das Königtum der ganzen Schöpfung einzunehmen, hier aber beherrscht diese Frau das mit Blut besudelte Tier, das Weltreich von unten, den direkten Gegenpart des Herrn Jesus, das sich sogar, trotz seines Verfalls, noch mit dem Namen des Christus schmückt, um sein ganzes inneres Verderben zu tarnen.
Weiter hat das Tier sieben Köpfe und zehn Hörner. Die sieben Köpfe werden im 9. Vers mit sieben Bergen identifiziert, woraus klar hervorgeht, dass damit die Hauptstadt des Römischen Weltreiches gemeint ist, das in jener Zeit aus zehn Staaten (zehn Hörner) bestehen wird. Zehn Einzelreiche werden sich unter einem gemeinsamen Oberhaupt vereinen. Die Zahl „zehn“ deutet wiederum darauf hin, dass sie hinter der vollkommenen Zahl „zwölf“, der Stämme des Bundesvolkes Gottes, zurücksteht, und wir haben dabei weniger an die präzise Zahl „zehn“, als an deren Unvollkommenheit zu denken. Heute gehören schon mehr als zehn Staaten zum Westpakt, und neue kommen hinzu, auch wird ja das Gericht an der Hure nicht nur das Gebiet des Römischen Reiches umfassen, sondern die ganze verbleibende christuslose Christenheit, wozu ja auch die neue Welt, Amerika und Australien, gehören.