Behandelter Abschnitt Off 17,7-8
Das Geheimnis der Frau
„Und der Engel sprach zu mir: Warum verwundertest du dich? Ich will dir das Geheimnis der Frau sagen und des Tieres, das sie trägt, das die sieben Köpfe und die zehn Hörner hat. Das Tier, das du sahst, war und ist nicht und wird aus dem Abgrund heraufsteigen und ins Verderben gehen; und die, die auf der Erde wohnen, deren Namen nicht in dem Buch des Lebens geschrieben sind von Grundlegung der Welt an, werden sich verwundern, wenn sie das Tier sehen, dass es war und nicht ist und da sein wird“ (17,7.8).
Johannes ist über die Mitteilungen des Engels sehr verwundert. Er kann es nicht fassen und das ist verständlich dass aus der Kirche, der Brautgemeinde, die so lieblich, rein und anmutig aus der Hand des Herrn, gebildet durch den Heiligen Geist, hervorgegangen war, etwas so Furchtbares, einer Hure gleich, entstehen konnte. Es ist unfassbar für ihn, und das mit Recht. Wohl hatte er schon durch die Sendschreiben (Kap. 2 und 3) erfahren, dass es einen Zustand der Verdorbenheit in der Kirche geben würde; aber was er hier zu sehen bekommt, dass die Kirche mit dem satanischen Tier eins geworden ist, und anstatt eines Kelches voller Segnung, einen solchen voller Gräuel und Unreinigkeit trägt, ja, sogar vom Blut der Zeugen Jesu trunken ist, das ist für das Herz des Apostels etwas Furchtbares.
Nun erklärt der Engel dem Seher das Geheimnis, worüber dieser sehr verwundert war, in näheren Einzelheiten. Die Geschichte der Frau ist eng mit der des Tieres, das aus dem Abgrund heraufsteigt, verbunden. Wir sind dem Tier schon in Kapitel 13 begegnet, wo die Beschreibung dieselbe ist. Nur ist der Gegenstand dort das Haupt, der König und Cäsar, der letzte Kaiser aus Satans Küche, der aus dem Meer, also aus einem revolutionären Zustand, emporsteigt. Hier in Kapitel 17 aber handelt es sich nicht um das Haupt, sondern um das gesamte Reich, und die Mitteilung seiner Geschichte ist notwendig, um die Schilderung des Gerichtes über die Frau, die Hure, zu verstehen. Von diesem Tier lesen wir, dass es war, nicht ist und aus dem Abgrund heraufsteigt. Das Römische Reich, das zur Zeit des Johannes bestand und dann in der Völkerwanderung untergegangen ist, ist in seine Einzelländer zerfallen und befindet sich noch heute in diesem Zustand.
Es hat somit das in Daniel 7 angekündigte Gericht noch nicht empfangen, der Stein von oben (Dan 2) ist noch nicht gefallen, vielmehr wird das Römische Reich am Ende der Tage in seiner einstmaligen Größe und Macht wiedererstehen, und zwar als eine Einheit. Es steigt „aus dem Abgrund“, oder Versenkung empor, wobei „Abgrund“ noch eine zweite Bedeutung hat, nämlich den einer Schöpfung Satans. Da liegt es nahe, dass sich die Menschen, „die auf der Erde wohnen“, d. h. die nur mit den Dingen dieser Erde rechnen, und „Fleisch zu ihrem Arm machen“, also nichts von einer göttlichen Offenbarung wissen wollen, „sich verwundern“, weil es ihnen unfassbar erscheint. Schon heute sind die Bestrebungen zur Bildung eines vereinigten Europas groß, aber das Ziel liegt noch in weiter Ferne, weil die Interessen und die Politik der in Betracht kommenden Einzelstaaten zu sehr auseinandergehen. Die Stunde ist eben noch nicht gekommen, Gott hält zurück, weil die Seinen noch auf der Erde sind (2Thes 2,7). Ist aber die Brautgemeinde entrückt, dann wird diese Einigung plötzlich und unvermutet in Erscheinung treten.