Behandelter Abschnitt Off 8,3-5
„Und ein anderer Engel kam und stellte sich an den Altar, und er hatte ein goldenes Räucherfass; und es wurde ihm viel Räucherwerk gegeben, damit er Kraft gebe den Gebeten aller Heiligen auf dem goldenen Altar, der vor dem Thron ist. Und der Rauch des Räucherwerks stieg mit den Gebeten der Heiligen auf aus der Hand des Engels vor Gott. Und der Engel nahm das Räucherfass und füllte es von dem Feuer des Altars und warf es auf die Erde; und es geschahen Stimmen und Donner und Blitze und ein Erdbeben“ (8,3–5).
Ein anderes Schauspiel öffnet sich vor dem Seherauge des Johannes, und zwar etwas zu Gunsten der Heiligen, die auf der Erde sind. Es ist für das Herz etwas erquickendes, in einer Zeit furchtbarer Gerichte Gott zu sehen, der den Lauf der Gerichte zurückhält, um sich denen zuzuwenden, die Ihn lieben. In Offenbarung 6,9 sahen wir Seelen unter dem Altar, die das Zeugnis Jesu festgehalten und dafür den Tod erlitten hatten. In Kapitel 7 sind es solche, die ihre Kleider im Blut des Lammes gewaschen haben; auch hören wir von ihnen, dass sie Beter sind – das Zeichen der Gottesfurcht. Aber ihr Charakter ist ein ganz anderer als der der Ekklesia (Gemeinde) zur Zeit der Gnade, denn wir hören sie um Rache an den Feinden der Heiligen Gottes rufen. Dies entspricht durchaus dem Charakter des Buches der Offenbarung; denn wir haben hier den Tag des Grimmes Gottes, der bereits im Gang ist, und das alte Bundesvolk Israel tritt wieder als Zeuge Gottes und des Messias auf den Plan.
Der „andere Engel“, der am Altar steht, ist der Herr Jesus selbst, der die Gestalt eines Engels annimmt, wenn Er, während der Gerichte, in inoffiziellem Charakter, d. h. zu einer anderen als richterlichen Handlung, zu Gunsten der Seinen auftritt. Als Lamm Gottes wird Er in diesem Buch in enger Verbindung mit den leidenden Heiligen auf der Erde und den verherrlichten im Himmel (um ihrer Leiden willen) erwähnt. Das Lamm hat sich alle Rechte erworben, das Buch der Gerichte zu öffnen und das Gericht auszuführen. Sobald aber nur die zu richtende Welt im Blickfeld steht, tritt der Herr in anderer machtvoller Gestalt als Engel auf und zwar, da jetzt das gläubige Israel die Stelle der Heiligen auf der Erde einnimmt, im Charakter des Herrn des Alten Testaments. Hier steht Er als der Hohepriester der Seinen am ehernen Altar mit einem goldenen Räucherfass, somit auch in Verbindung mit dem goldenen Altar – dem Altar der Gebete. Von diesem nimmt Er viel Räucherwerk, um den Gebeten der Heiligen und ihnen selbst Kraft zu geben; dann nimmt Er Feuer vom ehernen Altar und füllt damit das Räucherfass und wirft es auf die Erde, und zwar als Antwort auf die Gebete um Rache, dort sofort Gerichtserscheinungen auslösend.
Dies ist alles wiederum ein Zeugnis von der anbetungswürdigen Gnade unseres Herrn und Gottes, der sich mitten in seinen Aktionen als richtender König der schwachen Seinen annimmt, um sie zu schützen und zu bewahren vor dem Entbrennen seines Zornes. Welch wunderbarer Gott!