Behandelter Abschnitt Röm 14,1-2
Glaubensstark die Schwachen tragen
Hinter diesem vierzehnten Kapitel des Römerbriefes steht wohl die Frage, die damals so manchem zu schaffen machte. Ob man ohne Bedenken das Fleisch essen dürfe, dass auf dem Markte gekauft wurde und von dem man nicht wusste, ob es schon den Götzen vorgesetzt gewesen war, oder ob es nicht besser sei auf das Fleischessen gänzlich zu verzichten.
Ferner handelt es sich vielleicht auch um die Frage der Einhaltung gewisser Feste, wobei die Einhaltung des Sabbats nicht inbegriffen war, nachdem Gott schon nach der Erschaffung der Welt die Feier des siebenten Tages angeordnet und ihn zum Ruhetag eingesetzt hatte. So gehört z.B hierher die Auffassung der Sabbatianer, dass durchaus der letzte Tag der Woche als Ruhetag festgehalten werden müsse, aber es heisst einfach: „Sechs Tage sollst du arbeiten, aber am siebten Tag ist der Sabbat des Herrn, deines Gottes, da sollst du keine Arbeit tun, noch dein Knecht, noch deine Magd, noch ein Fremdling, der in deinen Toren ist,“ Der Herr Jesus hat den siebenten Tag geheiligt, geheiligt durch Seine Auferstehung; daher lässt sich gewiss nichts dagegen einwenden, dass die Gemeinde Jesu Christi den Sonntag dem Herrn weihte.
Im ersten Vers lesen wir: „Den Schwachen im Glauben nehmet auf und verwirret die Gewissen nicht,“ und Vers 2: „Einer glaubt, er möge allerlei essen, welcher aber schwach ist, der isst Kraut.“ Auch in gegenwärtiger Zeit gibt es bekanntlich Vegetarier, die kein Fleisch essen, sondern nur Gemüse und dergleichen. Vielleicht lag den Schwierigkeiten, die sich den römischen Christen damals aus der betreffenden Frage ergab, wie schon erwähnt, die Tatsache zu Grunde, dass man beim Fleischessen nie wusste, ob das Fleisch nicht etwa schon den Götzen vorgelegt worden war und erst danach auf den Markt kam oder sonst zum Verkauf angeboten wurde. Wie dem auch sei, sollen wir einander nicht richten, andererseits sollen aber die Starken, die sich nicht mehr bei derlei Dingen aufhalten, um der Schwachen willen sich des Fleischgenusses lieber zu enthalten, wenn irgend jemand dadurch, dass er Fleisch isst, verleitet werden könnte, gegen sein Gewissen ebenfalls davon zu essen. Der Apostel sagt nicht, was an sich das Richtige wäre, ob essen oder nicht essen, er ermahnt nur, dass man vermeide, was dem Nächsten Anstoss geben könnte.
Die Liebe zum Nächsten soll uns auch in dieser Frage leiten, anstatt dass wir uns etwas einbilden auf unsere fortgeschrittene Erkenntnis und grösserer Freiheit. Wir sollten uns als Kinder Gottes nicht streiten über verschiedene Anschauungen und Auffassungen, welche wir haben mögen, sondern sollen uns des Nächsten annehmen. Ein im Geiste wandelndes Gotteskind wird nie einen anderen um seiner mangelnden Erkenntnis gering achten. Die Liebe kennt keine Geringschätzung.
Auszug aus seinem Buch „Aus Glauben in Glauben“
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