Behandelter Abschnitt Röm 11,1-6
Die freie Erwählung
Auch dieses elfte Kapitel des Römerbriefs hat seine besonderen Schwierigkeiten. Die freie Gnadenwahl Gottes tritt hier in besonderer Weise in den Vordergrund. „Er ist gnädig, wem Er will.“ Im letzten Verse des vorigen Kapitels hat es geheissen in Bezug auf Israel: „Den ganzen Tag strecke ich meine Hand aus nach einem ungehorsamen Volke…,“ aber trotzdem hat Gott Sein Volk nicht endgültig zurückgestossen, sondern nur zurückgestellt.
Der ganze Abschnitt von Römer 10 bis Römer 11,24 hat aber auch, wie alles, was sich auf die Erwählung bezieht, seinen besonderen Segen neben den Schwierigkeiten, wenn wir lernen, da - wo uns, wie man im gewöhnlichen Leben sagt, der Verstand stille steht, wo unser Blick und Verständnis nicht mehr ausreichen - uns gefangen geben in den Gehorsam des Wortes und des Kreuzes und uns einstweilen mit Durchblicken begnügen, bis der Herr weiteres Licht gibt.
Die Souveränität Gottes muss uns immer wieder neu lebendig werden. Wir gehören einem gefallenen Geschlecht an, das sich gegen Gott auflehnt, das gewissermassen Republik sein wollte und doch haben wir den vom Vater selbst eingesetzten Sohn zum Könige, der frei und souverän regiert und dem doch alles noch zu Füssen gelegt werden muss bis auf den Tag, wo Gott alles in allem sein wird.
Im 15. Verse des letzten Kapitels heisst es: „Wie lieblich sind die Füsse derer, die Frieden verkünden…“ Das ist unser aller, seliger herrlicher Auftrag, unser aller herrliche Mission, nicht nur der Missionare und Evangelisten.
Wir sind als Kinder Gottes alle Missionare, Zeugen die Licht hinein zu tragen haben in die Herzen und Häuser der Nahen und Fernen, mit denen uns Gott in Berührung bringt. Gott hat uns nicht nur für uns selbst die Gnade gegeben, sondern Er hat uns zu Segensstätten für unsere Umgebung gemacht und da müssen wir wohl zusehen, dass unser Licht hell brennt. „Aber“ heisst es weiter, „es sind nicht alle dem Evangelium gehorsam gewesen“ resp. geworden, es war zunächst nur eine Auswahl.
Wohl kommt der Glaube aus der Predigt, aber nicht notwendigerweise. Wo der Herr einer Lydia das Herz auftut, da bricht der Glaube durch. Es ist nicht nur das Wort, das unser inneres Leben erleuchtet, sondern es ist auch der Heilige Geist, der das Wort lebendig macht. Wir müssen Licht werden durch das Wort Gottes. Der Glaube kommt aus der Verkündigung des Evangeliums, der Botschaft von Christo, dem Sünderheiland.
Israel ist zurückgestellt worden, weil es seinen Messias verworfen hat, aber wie gesagt, nicht für immer. Wenn die Vollzahl der Heiden eingegangen sein wird, kehrt die Geschichte wieder zu Israel zurück. Machen wir uns bereit entrückt zu werden mit allen Gläubigen, damit Israel wieder auf den Plan kommen kann.
In Kapitel 11 tritt die Unwandelbarkeit der Gnadenwahl noch deutlicher hervor. Israel ist nicht endgültig verstossen, wie man glauben könnte. Elias hat auch eine Zeit durchgemacht, wo er über sein Volk klagte und zum Herrn sagte: „Herr sie haben Deine Propheten getötet und haben Deine Altäre umgeworfen und ich bin allein übrig geblieben und sie stehen mir nach meinem Leben.“ Aber wie lautet die göttliche Antwort? „Ich habe mir lassen übrig bleiben 7000 Mann, die nicht haben ihre Knie gebeugt vor dem Baal,“ die Elias nicht kannte. die aber doch vorhanden waren.
Es ist mehr da, als wir wissen und ahnen. Vielfach ist auch bei denen, die wir kennen, mehr vorhanden. als wir glauben und wir können anderen helfen, wenn wir kein entsprechendes Urteil über sie fällen, sondern glauben, das sie etwas haben. Meistens hilft ihnen das viel mehr, als wenn wir ihnen misstrauisch gegenüber stehen und sie fühlen, dass wir am Ende noch an ihrer Kindschaft zweifeln. Wenn wir ihnen keine Misstrauen zeigen, so gelingt es uns vielleicht, sie zu wecken. Verstossen ist nicht Gottes letztes Wort.
Vers 1: „So sage ich nun: Hat Gott Sein Volk verstossen? Das sei ferne!“ Er hat Seine 7000 die nicht haben ihre Knie vor Baal gebeugt haben. Vers 5: „Also geht es auch jetzt zu dieser Zeit mit diesen, die übrig geblieben sind, nach der Wahl der Gnade. Die Gnade muss Gnade bleiben, und so hat den Israel nicht erlangt was es suchte, die Auswahl aber hat es erlangt; die Übrigen wurden verstockt.“ Gott hat sich ihnen entzogen, hat ihnen einen Geist der Verstockung gegeben. Das war ein Gericht. Es scheint, dass jetzt die Zeit angebrochen ist, da das Heil zurück kehrt, da durch alle Völkerbewegungen hindurch Israel seinen Weg in sein Land zurückfindet, im tausendjährigen Reich daselbst ein Segen zu werden für die Völkerwelt.
Wie wir gesehen haben, geht Gott im Anfang des 11. Kapitels zurück auf einen besonderen bedeutsamen Abschnitt der Geschichte Israels, des alten Bundesvolks, in jene Zeit des Propheten Elia, wo in dunkelster Nacht alles verloren schien und der Herr zu ihm sagte: „Ich habe mir übrig bleiben lassen siebentausend Mann, welche ihre Knie vor Baal nicht gebeugt hatte.“
Darin erkennt der Apostel eine Weissagung für die Zukunft, die Verheissung, dass allezeit, auch in den dunkelsten Zeiten, ein Überrest vorhanden ist, nach Wahl der Gnade, nicht nach Verdienst der Werke. Gnade ist Gnade. Also war auch das Gnade, dass diese Siebentausend ihre Knie nicht vor Baal gebeugt haben.
Diejenigen, die sich bebeugt haben, sind verantwortlich vor Gott und die sich nicht gebeugt haben, dürfen sich nichts darauf einbilden; denn sie haben es nur der Gnade Gottes zuzuschreiben. Das sind Dinge, die nicht in unsere natürlichen Anschauungen, in die Begriffe des natürlichen Menschengeistes taugen.
So lernen wir uns denn beugen unter die Ratschlüsse Gottes, ohne weder die Linien zu verlängern noch sie zu verkürzen, auch nicht in Bezug auf die grossen Fragen, die heutzutage die Gemüter in besonderer Weise beschäftigen, wie z.B die Frage bezüglich der Endlosigkeit der Endgerichte. Wir nehmen die Schrift wie sie ist und erlauben uns nicht, die Linien zu verlängern oder irgendwie hinaus zu gehen über das was die Schrift sagt. Wir lernen aus der Heiligen Schrift, was Gerechtigkeit ist, aber wir legen nicht unsere Begriffe von Gerechtigkeit in die Gottheit und die Heilige Schrift hinein. Es wird noch alles zusammen stimmen und Gott wird in der Ewigkeit keine Antwort auf diese oder jene Frage schuldig bleiben. Er wird in allem das letzte Wort behalten.
Auszug aus seinem Buch „Aus Glauben in Glauben“
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