Behandelter Abschnitt Röm 7,7-8
Das Gesetz
Vers 7: „Ja, was sollen wir denn da sagen?“ kommt es mehr als einmal aus dem Munde des Apostels. Sind wir durch unsere Zugehörigkeit zu Christo vom Gesetz gelöst? „Ist denn das Gesetz Sünde?“ Das man vom Sündenleibe losgelöst sein muss, das merkt jeder, das merkt schon der nicht Wiedergeborene. Das sagt ihm sein Gewissen. „Ist das Gesetz Sünde? Das sei ferne! Aber die Sünde erkannte ich nicht ohne durchs Gesetz. Denn ich wusste nichts von der Lust, wo das Gesetz nicht gesagt hätte: Lass dich nicht gelüsten.“ Das Gesetz hat in mir gefallenen Menschen etwas gewirkt. Was hat es gewirkt? Hat es Gehorsam gewirkt? Im Gegenteil, durch das Gesetz sind die verborgenen Sündentriebe erst recht wach geworden. Dem gefallenen Menschen wird die Tiefe des Falls erst recht offenbar, wenn er anfangen will, es Gott recht zu machen.
Es ist kein leicht zu erklärender Abschnitt, an den wir mit Vers 7 kommen. Soviel ist klar, dass der Apostel namentlich von Vers 7 an nicht von seiner persönlichen Erfahrung redet. Nicht, dass er durch diese Erfahrung nicht gegangen wäre, aber es war nicht die Stellung, die er einnahm, als er den Römerbrief schrieb. Der ganze Abschnitt ist entschieden davon geprägt, dass es die Stellung ist, die, der in seinem Gewissen aufgeschreckte Mensch dem Gesetz gegenüber einnimmt. Es ist die Stellung eines Menschen, der aufgewacht ist für das, was er seinem Gott schuldig ist und mit dem besten Willen bei aller Aufrichtigkeit keine Kraft in sich findet, um den Ansprüchen Gottes zu genügen.
Am Schluss des Kapitels in Vers 24 ist alles zusammengefasst in den Worten: „Ich elender Mensch, wer wird mich erlösen vom Leibe dieses Todes?“ Das ist der Gipfelpunkt - die Verzweiflung, eines vom Gesetze geweckten Menschen, der es Gott recht machen will, aber dem Gesetz der Sünde und des Todes in seinem Organismus ohnmächtig gegenüber steht und schliesslich konstatieren muss, das er ein Doppelmensch ist. Seiner innersten Gesinnung nach möchte er Gott dienen und dient er Gott, aber dem Fleische nach dient er dem Gesetz der Sünde. Vers 25 kommt offenbar ein Aufatmen, ein Zwischensatz.
Der Apostel kann sich hier nicht enthalten, seinem Heiland zu danken, dass er erlöst ist. Ein Aufatmen inmitten dieser schmerzlichen Erfahrung und Auseinandersetzung kann man ja auch psychologisch gut verstehen. Ehe der Herr mit Seiner Erlösung in der Menschheit eingreifen konnte, musste das Gesetz seine Aufgabe an ihr erfüllen und gerade die Aufrichtigsten matt, müde und erholungsbedürftig machen. Sie mussten nach einer Erlösung schmachten, die nur der Herr bringen konnte. Das geschah zwar weder durch seine Lehre, noch durch seinem Tod an sich, sondern erst dadurch, dass der Geist Gottes an Pfingsten das niedergelegte Erbe von Lehre und Hingabe am Kreuzesstamm aufschloss und ein Neues schuf durch den Geist Gottes, der alle Kräfte in Besitz nahm und nimmt - alles, was vorher die Sünde in Besitz genommen und verderbt hatte. Es wird alles stufenweise wieder hergestellt, wo man sich unter die Gnade und den Geist Gottes stellt, anstatt direkt gegen die Sünde zu kämpfen. Liegt doch unsere einzige Sicherheit darin, dass wir zum Herrn Jesus fliehen! Anstatt von eigenen Kämpfen den Sieg zu erwarten, müssen wir unsere Zuflucht zum Geiste Gottes nehmen.
Zuerst bei Vers 7+11 handelt es sich um ein Aufwachen. Alles was an Lust im Herzen war und was bis dahin verborgen gewesen, musste aufwachen, damit die Sünde überaus sündig würde und der Mensch sich als dem Tode verfallen und als der Sünde gegenüber lahm gelegt erkennte. Durch alle teilweisen Siege auf der Oberfläche muss der Mensch nur immer tiefer den inneren Schaden erkennen, durch den die Sünde in Wort und Werk, Phantasie und Gedankenwelt hervorbricht.
Am Schluss von Vers 7 sagt der Apostel: „Denn ich wusste nichts von Lust, wenn das Gesetz nicht gesagt hätte: lass dich nicht gelüsten.“ Vers 8: „Da nahm die Sünde Anlass am Gebot und erregte in mir allerlei Lust; denn ohne Gesetz war die Sünde tot.“ Das Gesetz weckt die Sünde, die ohne das Gesetz scheintot ist.
Auszug aus seinem Buch „Aus Glauben in Glauben“)
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